Sein frühstes beglaubigtes Werk ist die
Madonna mit dem heil. Franziskus, die er 1514 und 1515 für die
Minoriten zu Correggio
malte; das
Bild, jetzt in
Dresden,
[* 3] zeigt bereits deutlich die Vermischung der Einflüsse der genannten
Schulen, aber auch noch eine gewisse Strenge und Herbheit. 1517 oder 1518 entstand wahrscheinlich die Vermählung der
heil.
Katharina
(Paris,
[* 4]
Neapel),
[* 5] die bereits einen bedeutenden Fortschritt des Malers in dem ihm eigentümlichen
Stil zeigt.
In
Parma
[* 6] malte er von 1518 an für die
Nonnen von
SanPaolo ein Gemach mit mythologischen
Figuren und
Putten
aus, die bereits den
Stempel der ganzen sinnlichen Heiterkeit seiner
Kunst tragen, köstlich naive
Figuren, in
Licht
[* 7] und
Luft
schwimmend, freilich in Bezug auf strenge Formengebung und
Komposition nicht befriedigend.
Diese künstlerischen Erfolge gestalteten auch seine materielle
Lage günstig, und diese trug wieder dazu
bei, Correggios Schaffenskraft zu erhöhen; was man von seiner
Armut berichtet hat, beruht auf
Erfindung. Es entstand damals
eine
Reihe von
Madonnenbildern, darunter die Zingarella (»Zigeunerin«) in
Neapel, ein liebliches Gemälde, welches nach dem
bunten Kopftuch der
Madonna eben diesen
Namen erhalten hat. 1522 sah sich der
Meister genötigt, seiner
Bestellungen halber ganz nach
Parma überzusiedeln, wo die
Benediktiner von
San Giovanni seine besondern
Gönner waren und sich
von ihm
Ölgemälde malen und ihr
Kloster mit Fresken (1524 beendigt) ausschmücken ließen.
Damals (1522 bestellt, 1530 abgeliefert) entstand auch seine berühmte
Anbetung der
Hirten, die sogen.
Nacht, welche sich jetzt
in
Dresden befindet, jene liebliche
Schöpfung, wo das
Licht, vom Christuskind ausgehend, die frommen Zuschauer
beleuchtet und das Ganze in eine märchenhaft geheimnisvolle
Stimmung versetzt. Zur
Madonna des heil.
Sebastian (jetzt in
Dresden)
erhielt Correggio 1525 den Auftrag, im folgenden Jahr zur
Madonna della Scodella (mit der
Schüssel,
Parma); übertroffen werden
diese herrlichen Gemälde noch durch die
Madonna mit dem heil.
Hieronymus
(Parma, bestellt 1523), welches Gemälde man den
»Tag«
zu nennen pflegt.
In der Zwischenzeit hatte der
Maler laut
Vertrag vom die Halbkuppel über der Chornische von
San Giovanni Evangelista
mit dem Freskobild der
Krönung Mariä und die Hauptkuppel mit einem zwischen den
Aposteln thronenden und
von zahlreichen
Engeln umgebenen
Christus geschmückt. Die
Krönung Mariä ist abgelöst worden und befindet sich in der
Bibliothek
zu
Parma. 1522 erhielt
er den Auftrag, auch im
Chor und in der
Kuppel des
Doms Fresken auszuführen. Er vollendete jedoch nur
bis 1530 die
HimmelfahrtMaria in der
Kuppel. Mit einer bis dahin noch nicht dagewesenen Kühnheit sind
hier die zahllosen schwebenden
Figuren in der Untensicht so gemalt, wie sie in Wirklichkeit erscheinen müßten, und
¶
mehr
dabei diese flutende Bewegung in Licht und Luft! Die Bewunderung der spätern Künstler, namentlich des Annibale Carracci, war
darum auch ungemessen, und von hier hauptsächlich ging die Plafondmalerei der Barockzeit aus. Freilich leidet die Deutlichkeit
der Handlung und der Gestalten durch die Verkürzung, weshalb die Parmesaner das Bild ein Froschschenkelragout
genannt haben sollen. Die architektonischen Gesetze erscheinen hier vollständig aufgehoben. Auch die Madonna des heil. Georg
(in Dresden) mag in jene Zeit fallen.
Die berühmte büßende Magdalena in Dresden hat sich jetzt als eine Arbeit des 17. Jahrh. herausgestellt, welche vielleicht
auf ein Original des Correggio zurückgeht. Ende 1530 scheint Correggio nach Correggio übergesiedelt
zu sein, vielleicht durch den Tod seiner Frau bewogen, der zwischen 1528 und 1530 erfolgte. In diese Zeit auch fällt die Entstehung
der Leda und der Danae, die Herzog Federigo II. von Mantua
[* 9] zum Geschenk für Karl V. bestimmt hatte. Diese Bilder wanderten nach
Spanien
[* 10] und wurden dort 1603 für KaiserRudolf erworben, der sie nach Prag
[* 11] schaffen ließ.
Derselbe wurde übrigens wieder geschickt von Schlesinger ergänzt. Die Schule des Amor (Merkur,
[* 18] der den
kleinen Amor im Lesen unterrichtet, in London,
[* 19] Nationalgalerie) kommt den andern ArbeitenCorreggios nicht gleich; das Bild scheint
auch bedeutend früher entstanden zu sein. Correggio starb in Correggio. Correggio ist eine der merkwürdigsten
Erscheinungen in der Kunstgeschichte: sein Leben verlief in engem Kreis,
[* 20] und doch hat er durch seine Werke
die Welt bewegt;
anfangs wenig gekannt, zog er später die ganze italienische Schule in seine Bahnen.
Den Namen eines Malers
der Grazien hat er in der That verdient, denn in der Schilderung süßen Liebreizes und bestrickender Anmut hat es ihm niemand
gleich gethan. Den lächelnden Ausdruck seiner Köpfe sowie den ganzen Gesichtsschnitt derselben hat er
von Leonardo da Vinci entlehnt; in dem Halbdunkel, das er über die Formen zu verbreiten wußte, mischen sich die Einflüsse
jenes mit denen der Venezianer. Seine Farben sind durch zarte Lasuren wie mit einem durchsichtigen Schimmer bedeckt, ein
fein abgestuftes Licht spielt in seinen Gestalten, und selbst dunkle Stellen des Gemäldes zeigen immer noch leicht erhellende
Reflexe.
CorreggiosEmpfindung ist keine heroische, wie bei Michelangelo, auch keine edle, wie bei Raffael; aber er hat den rein malerischen
Sinn vor ihnen voraus, das Leben der Formen in
dem zarten Schimmer ihrer Farben und der sie umgebenden Luft
zu erkennen. Daher lockten ihn diejenigen Gegenstände am meisten, welche den Reiz einer schönen sinnlichen Erscheinung, einer
idyllischen Stimmung wiedergeben sollen. GroßeCharaktere und strengen Adel sucht man bei ihm vergebens.
Weibliche und kindliche Grazie gelingt ihm gleich gut, während seine Männer ins Üppige verfallen; der
feste Knochenbau und die bestimmte Form des männlichen Körpers blieben ihm fremd. Auf die Gesetze einer idealen Komposition
verstand er sich weniger als Leonardo, Raffael und Michelangelo; er strebte hier mehr die Naturnachahmung an, ohne die Schranken,
die der Idealismus setzt, zu erkennen; deshalb die oft unangenehmen Verschiebungen und Verkürzungen der
Körperteile, die sich am stärksten in seiner Domkuppel zu Parma zeigen.
Schüler von ihm sind: Gatti, Rondani, Mazzuola, sein Sohn Pomponio u. a. Weit wichtiger aber als sein Einfluß
auf seine Schüler war derjenige, den er auf die Carracci ausübte, die denselben dann wieder auf die ihnen
folgende italienische Kunst vererbten. Das effektreiche, sinnliche Element, die kühnen perspektivischen Verkürzungen und die
bestrickende Farbe Correggios kamen den Neigungen der Barockmaler entgegen, und seitdem war bis zur Wiederbelebung der Kunst
Ende des 18. Jahrh. Correggio der Leitstern der Malerei.