mehr
mäßigkeit der klassischen
Tragödie bezeichnet. In seinen folgenden
Trauerspielen fügte sich Corneille
den Forderungen der
Akademie,
auch bearbeitete er von nun an in der Regel aus der Geschichte des
Altertums entlehnte
Stoffe. 1640 trat Corneille
mit zwei
Dramen:
«Horace» und «Cinna»,
hervor, durch die er den gegen ihn erhobenen Vorwurf mangelnder Schöpferkraft glorreich widerlegte.
Von der franz. Kritik ward «Cinna» für
sein bestes Werk gehalten, doch dürfte «Polyeucte» (1642) höher zu stellen
sein.
In dem «Mort de Pompée» (1643) tritt ein seinen spätern Schöpfungen zum Nachteil gereichender Hang zum Schwülstigen schon stark hervor. C.s Bearbeitung des «Menteur» (1644) nach Ruiz de Alarcon bedeutet den Anfang der Charakterkomödie in Frankreich. Schon in seinem Lieblingsstück, der Tragödie «Rodogune» (1647), ist C.s Dichterkraft nicht mehr auf der Höhe. Von da ab bewegt sich C.s dichterische Kraft [* 3] in niedersteigender Linie; da er die Charakterzeichnung mehr und mehr vernachlässigt und seine Stärke [* 4] in überraschenden Situationen und künstlichen Verwicklungen sucht, wird das Interesse, das die Handlung und die Personen seiner Tragödien hervorrufen, immer schwächer.
Von diesen
Stücken der letzten
Periode (1645-74) verdienen nur
«Don Sanche d’Aragon» (1650) und «Nicomède» (1651) noch
Erwähnung. Corneille
war 1647 Mitglied der
Französischen Akademie geworden, hatte dann, nach dem Mißerfolg des
«Pertharite» (1652),
der
Bühne den Rücken gewandt und seine
Muse der geistlichen
Dichtung («Imitation de Jésus-Christ», 1656)
gewidmet. Durch den Oberintendanten Fouquet wurde Corneille
bewogen, seine Thätigkeit als Dramatiker wieder aufzunehmen,
und so erschienen, mit «Oedipe» (1659) beginnend, noch zahlreiche nach
derselben
Schablone gearbeitete
Stücke. Von seinem jüngern Zeitgenossen Racine wurde Corneille
jetzt gänzlich
verdunkelt. Seit 1662 lebte der Dichter in
Paris,
[* 5] wo er starb. Seine letzten Lebensjahre wurden durch dramat. Mißerfolge,
ökonomische
Sorgen und Todesfälle in der Familie vielfach getrübt. In seiner Vaterstadt wurde ihm 1834 ein
Standbild (s.
Tafel:
Französische Kunst IV,
[* 1]
Fig. 2) errichtet.
Corneille
war der eigentliche Schöpfer der dramat.
Poesie und der heroischen regelmäßigen
Tragödie in
Frankreich; von seinen 33
Stücken
werden die vorzüglichsten noch immer mit Beifall gegeben. Sein
Beiname «der große Corneille»
ist unangetastet geblieben und
sein Ansehen hat durch die Zeit gewonnen, obschon
Voltaires und Laharpes Kritik es zu schmälern geeignet
war. Die Schwächen in der
Anlage mehrerer seiner
Stücke zeigte Lessing mit schlagender Kritik. Das einseitig Heroische seiner
Charaktere und der
Mangel an innerer Wahrheit sind nicht mehr bestrittene Mängel seiner
Tragödien.
Seine wenigen Prosaschriften behandeln dramaturgische Fragen. Unter den zahlreichen Ausgaben der Werke sind hervorzuheben: C.s eigene wichtige (2 Bde., Par. 1648; 4 Bde., 1664; 4 Bde., 1682), die von Voltaire kommentierte (12 Bde., Genf [* 6] 1764; neue Aufl., 8 Bde., ebd. 1774), die grundlegende Gesamtausgabe von Marty-Laveaux (12 Bde.,Par. 1862-68; neue Aufl. 1887). Der «Cid» erschieß deutsch zuerst von Greflinger (1679), sämtliche Stücke von J. J. ^[Johann Jeremias] Kummer (Gotha [* 7] 1779-81). -
Vgl. Taschereau, Histoire de la vie et des
ouvrages de Corneille
(Par. 1829; 3. Aufl., 2 Bde.,
1869);
Saint-René
Taillandier, Corneille
et ses contemporains (ebd. 1864);
Picot, Bibliographie Cornélienne (ebd. 1875);
Levallois,
Corneille
inconnu (ebd. 1876);
Guizot, Corneille
et son temps (7. Aufl., ebd. 1880);
Faguet, Corneille
(ebd. 1886);
Bouquet, Points obscurs et nouveaux de la vie de
P. Corneille
(ebd. 1888);
Lieby, Corneille
Études sur le théâtre classique (ebd. 1892).