Cornāro,
eine der angesehensten Patricierfamilien Venedigs, die ihren Ursprung auf die altröm. Cornelier zurückführt. Ihre wichtigsten Glieder [* 3] sind:
Marco Cornaro
, gest. war seit Doge von
Venedig,
[* 4] führte
Krieg gegen den
Sultan von
Ägypten
[* 5] und vollendete die Unterwerfung
Kretas.
Seine Urenkelin, Caterina Cornaro
(Lusignana), Königin von Cypern,
[* 6] geb. 1454 zu
Venedig, heiratete 1472
Jakob II., den natürlichen
Sohn
Johanns III., Königs von Cypern, welcher seine legitime Halbschwester Carlotta von Lusignan (s. d.)
nebst ihrem Gemahl von der
Insel vertrieben hatte. Der Senat von
Venedig, welcher Caterina zur Adoptivtochter
der Republik erklärt hatte, gab ihr zur
Mitgift die
Städte Famagosta und
Cerines. Ihr Oheim
Andrea Cornaro
setzte im
Auftrag
Venedigs
die Herrschaft
Jakobs II. durch gegen Genua,
[* 7] das Carlotta von Lusignan unterstützte, und erhielt nach dem
Tode
Jakobs (1473)
Caterina in der Herrschaft.
Als auch ihr nachgeborener Sohn 1475 gestorben war, nahm
Venedig, um andere Prätendenten fern zu halten, selbst die Regierung
der
Insel in die
Hand
[* 8] und zwang 1488 Caterina aus
Furcht, sie möchte mit dem
Erbprinzen Alfonso von Neapel
[* 9] eine neue Heirat
eingehen, ihr Königreich abzutreten, in dessen
Besitz dann
Venedig von 1489 bis zur Eroberung durch die
Türken 1571 blieb. Die Titularkönigin erhielt die
Burg
Asolo
(Provinz
Treviso) zum Aufenthalt, wo sie im Verkehr mit Dichtern
und Gelehrten einen glänzenden Hofhalt führte, wie die «Asolani» ihres
Vetters
Bembo zeigen. Einer der schönsten
Paläste
Venedigs, noch jetzt «Palazzo della regina» genannt,
gehörte ihr. Sie starb zu
Venedig, wo sie in einem prachtvollen
Mausoleum in der
Kirche
San
Salvatore ruht. Caterina
Cornaro
ist die Heldin der
Opern: von
Halévy («La reine de Chypre», 1841), von F.
Lachner (1841), von Donizetti (1844). -
Vgl. K.
Herquet, Carlotta von Lusignan und Caterina Cornaro
(Regensb. 1870);
ders., Cyprische Königsgestalten des Hauses Lusignan (Halle [* 10] 1881);
Centelli, Caterina Cornaro
e il suo regno (Vened. 1892).
Lodovico Cornaro
, geb. 1467, gest. 1566 zu
Padua,
[* 11] führte
anfänglich einen ausschweifenden Lebenswandel, erreichte aber durch
spätere enthaltsame Lebensweise ein hohes
Alter und beschrieb dieses das Leben verlängernde
Mittel in
den «Discorsi della vita sobria»
(Padua 1558 u. ö.; neu hg. von
Gamba, Vened. 1816; deutsch von Schlüter, Braunschw. 1789 und
Steinberg, 2. Aufl., Lpz. 1891),
die in viele fremde Sprachen übersetzt wurden. Er schrieb auch noch über die Instandhaltung der Lagunen den «Trattato delle acque» (Padua 1560).
Lucrezia Elena Cornaro
(Piscopia), geb. 1646, gest. 1684,
war berühmt als große Gelehrte und erlangte 1678 in
Padua den philos. Doktortitel; doch rechtfertigen ihre Werke (hg. von
Bacchini, Parma
[* 12] 1688), gespreizte
Abhandlungen, Lobreden und
Briefe enthaltend, keineswegs diesen Ruf.
Giovanni II. Cornaro
, geb. 1647, war Doge 1709-22. Da während des
Krieges zwischen
Frankreich und
Österreich
[* 13] in der
Lombardei
Venedig seine
Truppen zum Schutz der ital. Grenze aus
Morea hatte zurückziehen
müssen, so konnten sich die
Türken der Halbinsel bemächtigen, die dann auch im Frieden von Passarowitz 1718 abgetreten
wurde.