Conthey
,
deutsch
Gundis. Bezirk des Kantons Wallis.
229 km2 Fläche. Bezirkshauptort früher der
Flecken Conthey
, heute
Ardon, die
einzige grössere Siedelung an der Eisenbahnlinie. Umfasst 5 ausgedehnte Zivil- und Kirchgemeinden:
Ardon,
Chamoson, Conthey
,
Vétroz und
Nendaz, von denen die vier ersten rechts, die fünfte links der
Rhone liegen. Der Bezirk, dessen
Thäler im N. bis zu den
Diablerets, im S. bis zum
Grand Mont Fort u. zur
Rosa Blanche reichen, wird begrenzt: im O. von den
Bezirken
Sitten und
Hérens, im N. vom Bezirk Sitten,
im W. vom Kanton Waadt
und dem Bezirk
Martinach, im S. vom Bezirk Entremont.
Seine
Länge von N.-S. beträgt 30 km. Im n. Abschnitt des Bezirkes Conthey
erheben sich die
Diablerets (3246 m) und der
Grand Muveran
(3061 m), die zugleich dessen Grenze gegen die Waadtländer
Thäler
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von Ormonts u. des Avançon bilden. Zwei ungestüme Wildbäche gehen von da zur Rhone hinunter: 1. die Lizerne, der Abfluss des
alle Gewässer der Gruppe der Diablerets sammelnden Lac de Derborence, die ö. Ardon in die Rhoneebene ausmündet; 2. die Lozenze,
der Abfluss des grossen Firnfeldes am kreisbogenförmigen Kamm, der vom Grand Muveran über den in seiner
Mitte gelegenen Haut de Cry zieht und zwischen Ardon und Chamoson zur Ebene sich absenkt. Dieses bei Chamoson auf die Ebene ausmündende
Wildwasser hat hier einen weiten und fruchtbaren Schuttkegel aufgeschüttet. Am S.-Hang des Sanetschpasses entspringt die Morge,
ein ebenfalls noch unbezähmter Wildbach, dessen Mittel- und Unterlauf die Grenze des Bezirkes Conthey
gegen den Bezirk Sitten
bildet. In der s. Hälfte des Bezirkes erheben sich der den südlichsten Abschnitt des Val de Nendaz vom
mittlern Val de Bagnes trennende Grand Mont Fort (3330 m); der Bec des Etagnes (3211 m), die beiden Mont
Calme und der Métailler (3216 m), diese das Val de Nendaz vom Val d'Hérémence scheidend. Die Gletscherwasser der W.-Hänge
dieser Gruppen sammeln sich zur Prinze, dem kleinen Wildbach des Val de Nendaz, der nach N. abfliesst und gegenüber den zwischen
Conthey
und Sitten
gelegenen Sumpfebenen beim Weiler Aproz in die Rhone mündet.
Der Bezirk Conthey
umfasst alle landschaftlichen und wirtschaftlichen Wechsel und Gegensätze, die dem Kanton Wallis
überhaupt sein so
eigenartiges Gepräge verleihen. So stösst das Dorf Vétroz nach unten an die Sümpfe der Rhoneebene, nach oben an den reichsten
Weinbaubezirk des Landes; so liegen nahe bei Ardon Fabriken am Ausgange einer engen und wilden Thalschlucht,
die bis zu den zerrissenen Hängen der Diablerets ansteigt; so umfasst die Gemeinde Chamoson einen weiten Schuttkegel, den
sorgfältigster Anbau zu einem reichen Ackerbaugebiet umgestaltet hat, während die grünen mit Hütten und Weilern übersäten
Terrassenhänge der Gemeinden Conthey
und Nendaz vom Rande der Gletscher bis zur Rhone sich senken. Am linksseitigen
Gehänge des Rhonethals geht das Kulturland (Garten-, Getreide- und Obstbau; Rebe gedeiht hier nicht) bis zu einer Höhe von 1300 m,
während es am rechten, von Querthälern stark durchfurchten Hang kaum 1000 m überschreitet. Hier findet sich die Rebe bis 900 m
Meereshöhe. 8928 kathol. Ew. französischer Zunge in 1915 Haushaltungen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1876 | 1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|---|
Pferde | 65 | 152 | 92 | 146 |
Hornvieh | 5700 | 5977 | 5487 | 6111 |
Schweine | 1019 | 1434 | 2404 | 1965 |
Ziegen | 1919 | 2484 | 2846 | 2409 |
Schafe | 3150 | 3018 | 1894 | 2155 |
Bienenstöcke | 289 | 374 | 389 | 545 |
Hauptbeschäftigung der Bewohner, besonders der des Val de Nendaz, des Thales der Morge und von Triqueut (oder Très Cœurs), sind Viehzucht und Milchwirtschaft, während der Reichtum von Vétroz und Chamoson hauptsächlich in deren Weinbergen liegt.
Dieser etwas abseits der grossen Verkehrsadern gelegene und der Kurorte beinahe ganz entbehrende Bezirk ist dagegen eine
der für die Entwickelung des Bodenbaues in seinen verschiedensten Formen am besten geeigneten Landschaften des Wallis.
Abgesehen
von den ehemaligen Eisengruben von Chamoson fehlen ihm alle Minenprodukte. Geschichtlich ist der Bezirk Conthey
der jüngste
der 13 Bezirke oder Zehnten des Kantons. Nach der Erlösung von der französischen Oberhoheit 1814 sah die
erste Landesverfassung nur 12 solcher Zehnten vor, von denen auf das Unter Wallis
5 entfielen.
Auf Grund der Vorstellungen der an einem grossen Teil ihrer Volksrechte sich geschmälert fühlenden Bewohner dieser Gegend
errichtete man nachträglich noch den Bezirk Conthey
und löste zu diesem Zwecke von den Zehnten Sitten
und
Martinach je einige Gemeinden los. Nach der Ueberlieferung soll die alte Herrschaft Conthey
nach dem Savoyerkrieg 1475 von
den Wallisern an ihren Bundesgenossen Bern
verpfändet und nach der Eroberung der Waadt
durch Bern
gegen Abtretung der Landvogtei Aigle
diesen
wieder zurückerstattet worden sei. Es ist aber,
wie Boccard gezeigt hat, wahrscheinlicher, dass Amadeus
VIII. von Savoyen Conthey
und Saillon 1440 an Bern
und Freiburg
verpfändete, die ihm bei einem zur Deckung seiner Krönungskosten aufgenommenen
Anleihen Bürgschaft geleistet hatten.