Constantius,
1) Constantius I. Chlorus, d. h. der Blasse, vollständig Flavius Constantius Chlorus, Vater Konstantins d. Gr., Sohn eines vornehmen Dardaners, Eutropius, und der Claudia, einer Nichte des Kaisers Claudius II., geb. 250 n. Chr., machte sich durch Kriegsthaten einen Namen, ward von den Kaisern Diokletian und Maximian 292 nebst Galerius zum Cäsar gewählt und bald darauf auch von Maximian adoptiert und mit dessen Stieftochter Theodora vermählt. Das Reich wurde nun in vier Teile geteilt, und Constantius erhielt als seinen Anteil Spanien, Gallien und Britannien mit der Hauptstadt Trier. Britannien war zwar zur Zeit im Besitz des Carausius (s. d.), derselbe wurde aber, während Constantius noch mit den Vorbereitungen zum Kriege gegen ihn beschäftigt war, von seinem Minister Allectus getötet (293), und auch Allectus, der nun ebenfalls den Kaisertitel annahm, wurde von Constantius 296 besiegt, so daß Britannien nach zehnjähriger Trennung wieder mit dem übrigen römischen Reich vereinigt werden konnte. Außerdem hatte Constantius mit den Germanen zu kämpfen, er befreite das Bataverland von den eingedrungenen Franken und schlug die Alemannen bei Langres (300). Constantius bildete durch seine Milde und Mäßigung sowie durch seine Hinneigung zum Christentum einen entschiedenen Gegensatz zu Galerius, der die Christen grausam verfolgte; doch kam es nicht zu offenem Konflikt, da Constantius bereits 306 auf einem Feldzug gegen die Kaledonier in Eboracum (York) starb, 13 Monate nachdem er infolge des Rücktritts Diokletians den Augustustitel angenommen hatte.
2) Constantius II., Konstantins d. Gr. zweiter Sohn von seiner zweiten Gemahlin, Fausta, geb. 317 zu Sirmium in Illyricum, bekam bei der Teilung des Reichs 337 unter Konstantins drei Söhne den Orient, Asien und Ägypten. Eine seiner ersten Handlungen war, daß er, angeblich wegen einer Verschwörung, seine beiden Oheime und sieben seiner Vettern (nur zwei derselben, Gallus und Julian, wurden wegen ihres zarten Alters verschont) morden ließ. Er hatte fast während seiner ganzen Regierung im Osten Kriege zu führen, zunächst gegen den kriegerischen Perserkönig Sapor II. Er wurde 348 bei Singara in Mesopotamien völlig geschlagen; doch ward bald darauf, da Sapor durch die Skythen abgerufen wurde, ein Waffenstillstand geschlossen. Nach dem Tode des Constans 350 unterwarf Constantius den Vetranio, den Oberbefehlshaber Illyriens, welcher sich zum Kaiser hatte ausrufen lassen, schenkte ihm jedoch das Leben; dann aber hatte er den schweren Kampf gegen den tapfern Usurpator Magnentius, den Mörder des Constans, auszufechten. Dieser wurde bei Mursa (Essek) an der Drau 28. Sept. 351 geschlagen und gab sich 353 nach mehreren andern Verlusten auf der Flucht selbst den Tod. Dadurch kam Constantius in den Besitz des ganzen römischen Reichs. Im J. 351 übertrug er seinem Vetter Gallus die Verwaltung des Ostens, entsetzte ihn aber wegen seiner Untüchtigkeit und Grausamkeit 354 und ließ ihn hinrichten; 356 ernannte er seinen andern Vetter, Julianus (Apostata), zum Cäsar und Regenten der gallischen Provinzen. Nach einem Besuch in Rom, 356, zog Constantius gegen die Quaden, die an der mittlern Donau Einfälle machten, und zwang sie zum Frieden. Ein Einfall Sapors rief ihn 359 nach Mesopotamien; doch kehrte er von da zurück, ohne Weiteres zu unternehmen. Neidisch auf den Ruhm, den sich inzwischen Julian durch glückliche Kriege in Gallien erworben, verlangte er von demselben den besten Teil seines Heers zur Beschützung von Asien. Julian war zwar bereit, dem Befehl Folge zu leisten; die Truppen aber weigerten sich, ihn zu verlassen, und riefen ihn wider seinen Willen zum Kaiser aus. Julian bat Constantius zuerst auf gütlichem Weg um seine Einwilligung. Dieser aber, ganz von Eunuchen beherrscht, zog sofort seine
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Truppen von der Grenze Persiens zurück und brach, schon krank, gegen Julian auf, starb aber auf dem Marsch zu Mopsukrene in Kilikien 3. Nov. 361. Constantius trat während seiner Regierung entschieden feindselig gegen das Heidentum auf, welches sein Vater noch geduldet hatte, und verbot Opfer und Tempelbesuch durch strenge Edikte. In den innern Streitigkeiten neigte sich Constantius bald auf die Seite der Orthodoxen, bald auf die der Arianer und nährte so die Erbitterung der kirchlichen Parteien, anstatt ihr Einhalt zu thun.