(Kt. Waadt,
Bez. Avenches).
510 m. Gem. und Dorf, im Bergland des Mont Vully, über dem linken Ufer der
Broye und des Murtensees und nahe den Strassen Avenches-Cudrefin und Estavayer-Sugiez. 5 km nw. der Station Avenches der Linie
Lausanne-Payerne-Lyss und 4 km s. Cudrefin. Gemeinde: 38 Häuser, 188 reform. Ew.; Dorf: 24 Häuser, 110 Ew. Bildet
mit den Zivilgemeinden Chabrey, Montmagny, Villars le Grand u. Bellerive (z. Teil) zusammen eine Kirchgemeinde.
Acker- und Weinbau.
Bei der Lokalität Le Reposoir römische Ruinen.
(Constantine), Hauptstadt des östlichsten gleichnamigen Departements in Algerien, welches 127,064 qkm (2308
QM.) mit (1881) 1,273,965 Einw. (darunter
92,193 Europäer und 10,075 Juden) umfaßt, einst der Hauptort Numidiens, ist außerordentlich malerisch
gelegen auf einem von S. nach N. bis zu 200 m Höhe ansteigenden isolierten Felskegel von weißlichgrauem Kalkstein, dessen
Fuß auf drei Seiten der Uëd Rumel bespült, während derselbe im SW. durch einen nur 300-400 m breiten Isthmus mit den Höhen
von Kudiat Ati zusammenhängt.
Auf dieser Seite war die Stadt allein zugänglich; hier drangen auch 1837 die Franzosen in dieselbe ein. Die Stadt, durch
Eisenbahn mit ihrem Hafen Philippeville, mit Algier und Tunis verbunden, zählt (1881) 42,721 Einw. (14,741 Franzosen, 5203 Juden, 4877 Fremde)
und besteht aus zwei ganz verschiedenen Teilen, einem europäischen und einem arabischen, welch letzterer
aber infolge der Anlage von neuen Durchbruchsstraßen seinen ursprünglichen Charakter immer mehr verliert.
Zwei Thore und eine künstliche eiserne sowie vier natürliche Brücken, Reste einer Kalkbank, unter welcher der Fluß sich
Bahn gebrochen, verbinden die Stadt mit den sich schnell entwickelnden Vorstädten. Bemerkenswerteste Gebäude
sind: die alte Kasbah auf der Spitze des Felsens, das Kapitol der römischen Stadt (jetzt Kasernen, ein Hospital, Arsenal u. a.
enthaltend), 13 Moscheen, davon eine mit 25 m hohem Minaret, von dem man eine prachtvolle Aussicht genießt, die Kathedrale
(eine frühere Moschee), die Synagoge, Präfektur, der alte Palast des Beis (jetzt Wohnung des Divisionsgenerals),
ein kleines Museum römischer Altertümer u. a. Schöne Promenaden laufen um die Stadt und führen zu den warmen Quellen von Sidi
Mecid, einem vielbesuchten Bad. Konstantine hatte einst eine bedeutende Industrie, seine Gerbereien und Lederarbeiten waren berühmt;
heute macht sich die europäische Konkurrenz immer fühlbarer.
Wichtig sind außerdem noch Woll- und Teppichweberei, und der Uëd Rumel treibt die größte Kunstmühle
ganz Algeriens. Als Handelsstadt ist Konstantine von großer Bedeutung; es ist der größte Kornmarkt Algeriens und vertreibt besonders
Öl, Wolle, Leder, Schuhmacherwaren etc. Die arabische Bevölkerung ist meist schmutzig und verkommen und entschieden im Rückgang
begriffen, hält aber hier, ebenso wie die Juden, noch zäh an ihren alten Sitten und Gebräuchen fest.
Von den Ruinen aus der Römerzeit, welche sich in Stadt und Umgegend finden, sind die fünf Steinbogen des Aquädukts von Bu-Merzug
(einer ist 20 m hoch) am bemerkenswertesten.
Konstantine spielte als die reichste und blühendste Stadt Numidiens schon im Altertum eine bedeutende Rolle. Ihr
punischer Name war Karta (»Stadt«),
woraus die Römer Cirta machten. Sie ward von Micipsa, dem Sohn Masinissas, mit Hilfe griechischer
Kolonisten gegründet und zur Hauptstadt Numidiens gemacht und zeichnete sich durch die Pracht ihrer öffentlichen Gebäude
sowie durch die Stärke ihrer Bevölkerung vor allen übrigen Städten des nördlichen Afrika aus. Jugurtha
konnte sie 113 v. Chr. nur durch Hunger zur Übergabe zwingen, und den römischen Feldherren Metellus und Marius diente sie als
Hauptstützpunkt; letzterer erfocht 107 bei Cirta einen Sieg über Jugurtha.
Als König Juba mit dem Reste der Pompejanischen Partei in Afrika 46 unterlegen war, gab Cäsar einem seiner
Parteigänger, Sittius, einen Teil des Gebiets von Cirta, das als besondere Kolonie das römische Bürgerrecht und den Namen Sittianorum
Colonia erhielt. Seitdem beginnt der Verfall des alten Cirta, das endlich 311 n. Chr. in dem Krieg des Maxentius gegen Alexander,
einen pannonischen Bauer, der sich in Afrika zum Kaiser aufgeworfen, gänzlich zerstört wurde. Konstantin
d. Gr. stellte die Stadt 312 wieder her und gab ihr den Namen Konstantine,
mehr
den sie bis heute behalten hat. Vermöge ihrer starken Befestigungswerke, die größtenteils von Konstantin herrührten, widerstand
sie allen Stürmen, von welchen das nördliche Afrika während des Mittelalters heimgesucht ward. Selbst die Vandalen im 5. Jahrh.
vermochten sie nicht zu nehmen, so daß sie Belisar, Justinians Feldherr, unversehrt fand. Die Araber bemächtigten
sich ihrer 710. Noch im 12. Jahrh. wird die Stadt von arabischen Geographen als eine der reichsten und
festesten Städte des nördlichen Afrika geschildert. 1520 kam sie unter die Botmäßigkeit Algiers und wurde von Beis beherrscht,
welche der Dei von Algier ernannte.
Der letzte dieser Beis, Achmed, hatte sich schon vor dem Fall Algiers zum fast souveränen Herrn von Konstantine zu
machen gewußt und wollte auch nach dem Fall Algiers 1830 sich gegen die Franzosen behaupten. Eine Expedition derselben im Spätherbst 1836 schlug
fehl, und erst wurde die Stadt, nachdem der General Damrémont (12. Okt.) angesichts der bereits
geöffneten Bresche gefallen, vom General Valée im Sturm genommen.
Vgl. Régis, Constantine. Voyages et séjours (Par. 1880);
Kobelt,
Reiseerinnerungen aus Algerien und Tunis (Frankf. a. M. 1885).