Conscience
(spr. kongßjangs, vläm. konszienz gesprochen), Hendrik, vläm. Novellist und Mitbegründer der neuvlämischen Litteratur, geb. als Sohn eines aus Besançon [* 2] stammenden Marinebeamten und einer vlämischen Mutter, ergriff zuerst den Lehrerberuf, trat dann (1830) als Freiwilliger ins Heer, wo er es bis zum Sergeantmajor brachte, und schloß sich nach beendigter Dienstzeit 1836 mit aller Energie der vlämischen Sprachbewegung an, die seinem Wirken wesentliche Förderung verdankt. Er schrieb 1837 seinen ersten Roman: »In't wonderjaer, 1566«, der als der erste der neuen vlämischen Litteraturperiode ¶
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großes Aufsehen machte, und ließ sodann einen Band [* 4] kleiner Erzählungen: »Phantazy« (1837),
und den Roman »De leeuw van Vlaenderen« (1838), der die goldene Sporenschlacht verherrlicht, nachfolgen. Auf Verwendung des Malers Wappers erhielt er 1840 eine königliche Unterstützung und wurde ein Jahr später zum Sekretär [* 5] der Kunstakademie zu Antwerpen [* 6] ernannt. Mit dem kleinen Buch »Hoe men schilder wordt« (1843) begann nun die Reihe jener köstlichen kleinen Geschichten und Schilderungen aus dem vlämischen Stillleben, welche seinen Namen in ganz Europa [* 7] bekannt und beliebt machten, und von denen »Siska van Roosemael« (1844),
»De loteling« (»Der Rekrut«, 1850),
»Rikke-tikke-tak« (1851),
»De arme edelman« (1851) und »Het
geluk van ryk te zyn« (»Das Glück, reich zu sein«, 1855) als wahre Meisterwerke hervorzuheben sind. Conscience
hatte inzwischen 1845 den
Titel eines aggregierten Professors an der Genter Universität erhalten, schied 1854 aus seiner Stellung an der Akademie und lebte
als Privatmann in Antwerpen, bis er 1857 zum Kreiskommissar in Courtrai ernannt ward. Seit 1866 Aufseher
des Musée Wiertz in Brüssel,
[* 8] starb er daselbst. Im August d. J. war ihm zu Antwerpen ein Denkmal errichtet worden.
Von seinen Werken sind noch zu nennen: »De blinde Rosa« (1850),
»Baes Gansendonck« (1850),
»De gierigaerd« (»Der Geizhals«, 1852),
»De plaeg der dorpen« (»Die Dorfplage«, 1855),
»De geldduivel« (»Der Geldteufel«, 1859),
»De jonge doctor« (1860),
»Moederliefde« (»Mutterliebe«, 1862) sowie die historischen Romane: »Jacob van Artevelde« (1849),
»De boerenkryg« (1853),
»Hlodwig en Clotildis« (1854),
»Simon Turchi« (1858) und aus späterer Zeit: »De koopman van Antwerpen« (1863),
»De kerels van Vlaenderen« (1870),
»Everard T'Serclaes« (1874),
»Benjamin van Vlaenderen« (1880) u. a. Auch eine illustrierte
»Geschiedenis van Belgien«
[* 9] (Antwerp. 1845; deutsch von Wolff, Leipz. 1847) hat Conscience
veröffentlicht. Eine Gesamtausgabe seiner
Werke erschien Antwerpen 1867-80 in 10 Bänden, eine deutsche Übersetzung derselben Münster
[* 10] 1846-84 in 75 Bändchen.