Comersee
(Lago di Como, bei den Alten Lacus Larius, auch jetzt von den Italienern Lario genannt), ital. See in der Lombardei, erstreckt sich vom Fuß der Adula- und Bernina-Alpen über 37 km weit nach S. und hat eine Breite von 2-5 km. Schon in der Mitte, bei der Landzunge von Bellaggio, spaltet er sich in zwei Arme: in einen südwestlichen, der bei der Stadt Como endigt, und einen südöstlichen, der nach der an seinem Ufer gelegenen Stadt Lago di Lecco genannt wird, und an dessen Ende die Adda, welche an der Nordspitze aus dem Val Tellina, durch die Mera verstärkt, in den See tritt, denselben wieder verläßt.
Der Comersee liegt bei mittlerm Wasserstand 202 m über dem Mittelmeer (etwas höher als der Lago Maggiore) und bedeckt einen Raum von etwa 156 qkm. Seine Tiefe ist sehr beträchtlich, am bedeutendsten bei Bellaggio, wo sie über 600 m beträgt. Durch den Schutt, welchen die Adda mit sich führt, wird der Umfang und die Tiefe des Sees allmählich vermindert, schneller, als dies bei den andern lombardischen Seen beobachtet wird. Die Ufer sind von hohen Bergen umgeben, die im N. die Höhe von 2000-2600 m erreichen, im S. dagegen bis zu 600 m absinken, und deren Abfall meist hart an den See herantritt und nur einen schmalen Uferrand übrigläßt. Im übrigen sind diese mannigfach gestalteten Ufer des Sees mit allem Glanz südlicher Vegetation, mit tiefem Grün, Wasserfällen, dunkeln Kastanienwäldern, geschmückt und mit hell leuchtenden Dörfern, weit blinkenden Kirchen und Kapellen und reizenden Villen wie übersäet, so daß sie mit Recht zu den schönsten Landschaften Europas gezählt werden.
Die größte Schönheit häuft sich um die Halbinsel von Bellaggio, deren äußerste Spitze laubholzgekrönt 160 m über den See emporragt. Zahlreiche von herrlichen Gärten umgebene, mit Kunstwerken geschmückte Villen erheben sich an seinen Ufern, namentlich am Arm von Como: Villa Melzi bei Bellaggio, Villa Carlotta gegenüber, Villa d'Este bei Como u. a. Der See ist sehr fischreich, besonders an Forellen, Aalen etc., und wird von vielen Wasservögeln besucht.
Sein klares Wasser, in welchem man häufig bis auf den Grund hinabsieht, schwillt zur Zeit der Schneeschmelze bis zu 5 m über den gewöhnlichen Stand an, am meisten in dem südwestlichen Arm, der keinen Abfluß hat, indem der Tirano (Nordwind), der die Nacht hindurch weht, das Wasser darin anhäuft, bis der Breva (Südwestwind) das Gleichgewicht der Wassermasse wiederherstellt. Außerdem zeigt der See noch plötzliche Schwankungen des Spiegels, ähnlich den »Seiches« beim Genfer See. Im Seearm von Como liegt nur die einzige kleine Insel San Giovanni, am westlichen Strand bei Lenno, auf welcher einst ein berühmtes festes Schloß stand. Den See befahren regelmäßig Dampfboote in der Richtung von Como nach Colico am Nordende, wo die Alpenstraßen über den Splügen und das Stilfser Joch enden.
Vgl. Leonhardi, Der Comersee und seine Umgebungen (Leipz. 1862).