College
(spr. -edsch), in
England
Name der verschiedenen
Institute der
Universitäten, die zum Teil von der
Regierung,
zum Teil von
Privatpersonen gestiftet worden sind. So hat
Oxford
[* 2] 20 Colleges
, wovon das älteste, University College, angeblich
vom König
Alfred 872, das neueste,
Kehle College
, 1870 gegründet wurde.
Cambridge zählt 17 Colleges
, deren
Ursprung in den Zeitraum von 1287 bis 1821 fällt. Hierzu kommen noch die
Halls, die (wenigstens in
Oxford) insofern von jenen
abweichen, als sie keine
Fellowships haben.
Diese Colleges
haben die
Rechte der
Korporationen, sind meist reich und mit prächtigen Gebäuden ausgestattet,
worin
Lehrer und
Schüler zusammenwohnen. Jedes College
hat seinen
Dirigenten (teils
Master,
Warden oder Rector, teils auch
Provost,
President, Principal oder
Dean, wie z. B. beim
Christ
Church College
zu
Oxford, genannt) und eine gewisse Anzahl
Fellows
(Kollegen),
die ansehnliche
Gehalte beziehen und sich neuerdings auf besondere Erlaubnis auch verheiraten dürfen.
Wird ein Fellow Professor, so steht ihm eo ipso das Recht der Verheiratung unter Beibehaltung seines Fellowship zu. Durch verschiedene Gesetze von 1854, 1868 und 1877 ist Veranstaltung getroffen, um die Zahl der idle Fellowships (Fellowstellen ohne Lehramt) zu gunsten einer Vermehrung der wirklichen Professuren allmählich zu verringern. Das eigentliche Lehrerpersonal bilden die Tutors. Der Unterricht beschränkt sich auf Griechisch, Latein und Mathematik; alle Fachstudien sind dem Privatunterricht und Privatfleiß überlassen.
Wegen dieses Mangels der alten Colleges
wurde in
London
[* 3] neben der
Universität 1829 das
King's College
gegründet, worin auch die
neuern
Sprachen, Geschichte,
Physik,
Jurisprudenz etc. in den
Kreis
[* 4] der Lehrfächer aufgenommen sind. Ganz
analog den Colleges
der beiden alten
Universitäten sind meistens diejenigen Anstalten eingerichtet, welche für die
Universitäten
vorbereiten. Auch sie werden großenteils als Colleges
bezeichnet, aber auch als Public- oder
Grammar-schools.
Auch hier wird auf behagliches, anständiges Zusammenleben, körperliche Übungen im
Freien etc. großes
Gewicht gelegt.
Die
Schüler tragen wie die
Students an den
Universitäten vorgeschriebene
Kleidung.
Manche dieser
Schulen, namentlich der neuern,
sind fast reine Externate (Day-schools). Die bekanntesten jener ältern Colleges
sind:
Winchester College
(1393),
Eton College
(1441),
St.
Paul's School
(London, jetzt
Hammersmith; 1508),
Westminster School (erneuert 1570),
Christ's
Hospital (1552),
Harrow School
(1571), Merchant-Taylors' School,
Rugby (1567), Charterhouse School (1611). Die
Organisation dieser Anstalten in unterrichtlicher
Hinsicht ist eine sehr mannigfaltige; doch haben sie meist sechs aufsteigende
Klassen
(Forms oder
Books), deren drei untere
gemeinsam, deren obere in eine realistische und humanistische Abteilung getrennt sind.
Das
Royal Military College
zu
Sandhurst in
Berkshire, 1799 gegründet, ist eine Kadettenanstalt. Ähnliche
Institute
besitzt die
Ostindische
Kompanie zu Addiscomb und zu
Haileybury, doch gehen aus letzterm auch ihre Zivilbeamten hervor. Die
Colleges
in
Dulwich,
Bromley und
Morden sind großartige
Armenhäuser, reichdotiert und mit Korporationsrechten versehen. Das
medizinische
Kollegium (College
of physicians) in
London wurde 1523 unter
Heinrich VIII. errichtet und mit Privilegien
ausgestattet.
Hierzu kam 1800 das College
of surgeons. Diese
Körperschaften haben die angehenden
Ärzte zu examinieren und den medizinischen
Doktorgrad zu erteilen. Für
Schottland und
Irland gibt es ähnliche
Institute in
Edinburg
[* 5] und
Dublin.
[* 6] Das College
of Civilians, gewöhnlich
Doctors'
Commons genannt, wurde durch
Doktor
Harvey,
Dean of the
Arches, für künftige
Professoren des
Zivilrechts
in
London gegründet. Hier residieren auch die
Richter des
Arches'
Court, der
Admiralität, des Prerogative
Court etc., die nach
dem
Reglement an einer gemeinschaftlichen Tafel speisen sollten, woher der
Name
Doctors'
Commons.
In den Vereinigten Staaten [* 7] gibt es eine Menge Colleges, von denen einige an die deutschen Universitäten, die meisten aber an die höhern Klassen der deutschen Gymnasien erinnern. Die ältesten und angesehensten Anstalten dieser Art sind die Harvard University zu Cambridge im Staat Massachusetts, mit einer Bibliothek von 120,000 Bänden (gestiftet 1636), das Yale College zu New Haven in Connecticut, das Columbia [* 8] College in New York, die University of Virginia in Albemarle County, Staat Virginia.
Unter den neuern Anstalten ragen die reich ausgestattete, konfessionslose Cornell University in Ithaca, Staat New York, und Lafayette College in Easton (Pennsylvanien) hervor. 1882 zählte der amtliche »Report« der Zentralbehörde für Unterrichtswesen 364 Colleges und Universities auf, deren große Mehrzahl (280) von kirchlichen Genossenschaften unterhalten wird. Die Einrichtung dieser Anstalten und die Ziele, die sie sich stecken, sind sehr verschieden; sie folgen aber in den Grundzügen meistens dem Vorbild der englischen Colleges.
Viele der amerikanischen Colleges sind auch der weiblichen Jugend unterschiedslos geöffnet, andre, im ganzen aber weniger angesehene, nur für diese bestimmt, ohne im Lehrplan von den übrigen wesentlich abzuweichen. Außer jenen der allgemeinen Bildung gewidmeten oder mehrere Fakultäten umfassenden Colleges gibt es noch 123 theologische, 49 juristische, 114 medizinische, 81 mathematisch-naturwissenschaftliche (for sciences) Berufsschulen, die ebenfalls größtenteils den Namen College führen.