Ferdinand Julius, Botaniker, geb. 24. Jan. 1828 zu Breslau, studierte seit 1844 daselbst und seit 1846 in Berlin Naturwissenschaft,
besonders Botanik, habilitierte sich 1850 in seiner Vaterstadt als Privatdozent für Botanik und ward 1859 zum außerordentlichen
und 1871 zum ordentlichen Professor der Botanik daselbst ernannt. Cohn ist auch Direktor des von ihm 1866 begründeten
pflanzenphysiologischen Instituts, nachdem er schon 1847 als einer der ersten die Notwendigkeit solcher akademischen Laboratorien
für Pflanzenanatomie und Pflanzenbiologie öffentlich verteidigt hatte.
Seine Arbeiten bewegen sich größtenteils in den Grenzgebieten des Tier- und Pflanzenreichs; indem sie die wesentliche Übereinstimmung
in der Organisation der niedersten Infusorien und der Schwärmsporen bei Algen und Pilzen nachweisen, stützen
sie die jetzt herrschend gewordene Lehre vom Protoplasma als
dem identischen Träger der Lebenserscheinungen bei allen lebenden
Wesen. Unter seinen zahlreichen Abhandlungen sind hervorzuheben: Untersuchungen über Parthenogenesis und geschlechtliche
Fortpflanzung der Rädertiere;
über Organisation, Embyrobildung und Encystierung der Infusorien;
über geschlechtliche
und geschlechtslose Fortpflanzung der Volvocinen etc.;
über kontraktile Gewebe im Pflanzenreich;
über ein neues System der
Kryptogamen etc. Nachdem Cohn schon 1854 die Bakterien und Vibrionen nicht als Infusorien, sondern als niedere Pflanzen aus der
Verwandtschaft der Oszillarien und Chrookokkaceen erkannt und in seiner Monographie von Empusa Muscae die
Entwickelungsgeschichte einer durch parasitische Pilze veranlaßten Epidemie bei den Stubenfliegen gegeben, hat er sich in letzter
Zeit hauptsächlich mit der Biologie der Bakterien beschäftigt, welche als Fermentorganismen bei Fäulnis und Gärungen sowie
in verschiedenen Infektionskrankheiten bei Tieren und Menschen erkannt worden sind.
Diese Arbeiten wurden für
die Systematik und Biologie der Spaltpilze von fundamentaler Bedeutung. Cohn schrieb: »Zur Naturgeschichte des Protococcus pluvialis«
(Bonn 1851);
»Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze« (das. 1854);
»Neue Untersuchungen
über Bakterien« (das. 1872-75);
seit 1875 gibt er »Beiträge zur Biologie der Pflanzen« (bis jetzt 4 Bände) heraus.
Populäre
Arbeiten sind: »Die Menschheit und die Pflanzenwelt« (Bresl.
1851);
»Der Haushalt der Pflanzen« (Leipz. 1854);
»Die Pflanze«, Vorträge (das. 1882), u. a.
2) Gustav, Nationalökonom, geb. 12. Dez. 1840 zu Marienwerder, studierte in Berlin und Jena,
war
1867 - 68 Mitglied des Berliner Statistischen Seminars, habilitierte sich 1869 an der Universität Heidelberg, wurde aber
noch in demselben Jahr an das Polytechnikum in Riga berufen, machte 1873 eine Studienreise nach England,
wurde 1875 Professor an: eidgenössischen Polytechnikum in Zürich
und folgte 1884 einem Ruf an die Universität Göttmgen. Er schrieb:
Untersuchungen über die englische Eisenbahnpolitik« (Leipz. 1874-75, 2 Bde.);
»Die englische Eisenbahnpolitik der letzten zehn Jahre« (das. 1883);
System der Nationalökonomie (Bd. 1: »Grundlegung«,
Stuttg. 1885; Bd. 2: »Finanzwissenschaft«, 1889) sowie zahlreiche Abhandlungen, die als »Volkswirtschaftliche
Aufsätze« - (Stuttg. 1882) und »Nationalökonomische
Studien« (das. 1886) gesammelt erschienen.
Hermann Ludwig, Augenarzt, geb. 4. Juni 1838 zu Breslau, studierte seit 1857 Chemie und Physik in Breslau und Heidelberg,
seit 1860 Medizin in Heidelberg, Breslau und Berlin, promovierte 1863 in Berlin, ließ sich 1864 in Breslau als Arzt nieder und
wurde an der Försterschen Augenklinik als Assistenzarzt angestellt. 1866 ging er zu v.
Gräfe nach Berlin und nach Paris, begründete dann eine Privataugenklinik in Breslau, habilitierte sich 1868 an der Universität
als Dozent für Augenheilkunde und wurde 1874 zum außerordentlichen Professor ernannt. Cohn hat sich um die Hygiene des Auges
große Verdienste erworben und namentlich für die Schulhygiene sehr bedeutende Arbeiten geliefert.
Bemerkenswert sind auch seine Untersuchungen über das Photographieren des Innern des Auges. Er schrieb: »Untersuchungen der
Augen von 10,060 Schulkindern, nebst Vorschlägen zur Verbesserung der den Augen nachteiligen Schuleinrichtungen« (Leipz. 1867);
»Schußverletzungen des Auges« (Erlang. 1872);
»Vorarbeiten für eine Geographie der Augenkrankheiten« (Jena 1874);
»Studien über
angeborne Farbenblindheit« (Bresl. 1879);
»Die Augen der Frauen« (das. 1879);
»Die Hygiene des Auges in den Schulen« (Wien 1883,
auch engl. u. russ.);
»Das Auge und die künstliche Beleuchtung« (Braunschw. 1883);
»Beleuchtungswert der Lampenglocken« (Wiesb.
1885);
»Über die Notwendigkeit der Einführung von Schulärzten« (Leipz. 1886);
»Die ärztliche Überwachung der Schulen
zur Verhütung der Verbreitung der Kurzsichtigkeit« (Wien 1887);
»Die Schule der Zukunft« (Hamb. 1890);
»Über den Einfluß
hygienischer Maßregeln auf die Schulmyopie« (das. 1890).