Cohn,
Ferdinand Julius, Botaniker, geb. zu Breslau, studierte seit 1844 daselbst und seit 1846 in Berlin Naturwissenschaft, besonders Botanik, habilitierte sich 1850 in seiner Vaterstadt als Privatdozent für Botanik und ward 1859 zum außerordentlichen und 1871 zum ordentlichen Professor der Botanik daselbst ernannt. Cohn ist auch Direktor des von ihm 1866 begründeten pflanzenphysiologischen Instituts, nachdem er schon 1847 als einer der ersten die Notwendigkeit solcher akademischen Laboratorien für Pflanzenanatomie und Pflanzenbiologie öffentlich verteidigt hatte.
Seine Arbeiten bewegen sich größtenteils in den Grenzgebieten des Tier- und Pflanzenreichs; indem sie die wesentliche Übereinstimmung in der Organisation der niedersten Infusorien und der Schwärmsporen bei Algen und Pilzen nachweisen, stützen sie die jetzt herrschend gewordene Lehre vom Protoplasma als dem identischen Träger der Lebenserscheinungen bei allen lebenden Wesen. Unter seinen zahlreichen Abhandlungen sind hervorzuheben: Untersuchungen über Parthenogenesis und geschlechtliche Fortpflanzung der Rädertiere;
über Organisation, Embyrobildung und Encystierung der Infusorien;
über geschlechtliche und geschlechtslose Fortpflanzung der Volvocinen etc.;
über kontraktile Gewebe im Pflanzenreich;
über ein neues System der Kryptogamen etc. Nachdem Cohn schon 1854 die Bakterien und Vibrionen nicht als Infusorien, sondern als niedere Pflanzen aus der Verwandtschaft der Oszillarien und Chrookokkaceen erkannt und in seiner Monographie von Empusa Muscae die Entwickelungsgeschichte einer durch parasitische Pilze veranlaßten Epidemie bei den Stubenfliegen gegeben, hat er sich in letzter Zeit hauptsächlich mit der Biologie der Bakterien beschäftigt, welche als Fermentorganismen bei Fäulnis und Gärungen sowie in verschiedenen Infektionskrankheiten bei Tieren und Menschen erkannt worden sind.
Diese Arbeiten wurden für die Systematik und Biologie der Spaltpilze von fundamentaler Bedeutung. Cohn schrieb: »Zur Naturgeschichte des Protococcus pluvialis« (Bonn 1851);
»Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze« (das. 1854);
»Neue Untersuchungen über Bakterien« (das. 1872-75);
seit 1875 gibt er »Beiträge zur Biologie der Pflanzen« (bis jetzt 4 Bände) heraus.
Populäre Arbeiten sind: »Die Menschheit und die Pflanzenwelt« (Bresl. 1851);
»Der Haushalt der Pflanzen« (Leipz. 1854);
»Die Pflanze«, Vorträge (das. 1882), u. a.