Titel
Cöthen.
[* 2]
1) Kreis [* 3] im Herzogtum Anhalt, [* 4] hat 343,13 qkm und (1890) 47931 (23571 männl., 24360 weibl.) E., darunter 1310 Katholiken und 322 Israeliten; 6165 bewohnte Gebäude mit 11021 Haushaltungen, 3 Städte, 73 Dörfer und 47 Gutsbezirke. –
2) Kreisstadt im
Kreis Cöthen
, bis 1847 Hauptstadt des 1853 mit
Anhalt-Dessau vereinigten Herzogtums
Anhalt-Cöthen, an der zur
Fuhne, Nebenfluß der
Saale, gehenden Ziethe und an den Linien
Magdeburg-Halle-Leipzig, Wittenberg-Cöthen
-Aschersleben (101,7
km) und der
Nebenlinie
Cöthen-Aken (12,5 km) der
Preuß. Staatsbahnen
[* 5] (zwei
Bahnhöfe),
[* 6] Sitz einer Kreisdirektion, eines Amtsgerichts
(Landgericht
Dessau),
[* 7] Steueramts und einer Bauverwaltung, hat (1890) 18215 (8743 männl., 9473 weibl.)
E., darunter 518 Katholiken und 230 Israeliten;
Post erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, [* 8] Fernsprecheinrichtung, Kreiskasse, Kreissparkasse (1892: 5 Mill. M. Umsatz), herzogl. Landesgestüt, Landesbaumschule, Gasanstalt, Wasserleitung, [* 9] Kanalisation, Schlachthof;
ferner 2 evang. Kirchen, von denen die got. Stadtkirche alte Glasmalereien, ein Ladegastsches Orgelwerk und eine Fürstengruft mit 40 Särgen (1650–1855) besitzt;
in der Agnuskirche ein Bild der Fürstin Gisela Agnes von Anton Pesne, ein Altarschrein (15. Jahrh.) und ein Abendmahlsbild, wahrscheinlich von L. Cranach dem Jüngern;
die kath. Marienkirche ist mit wertvollen Glasmalereien geziert.
Ferner bestehen eine neue Synagoge, ein herzogl. Schloß (16. Jahrh.), jetzt zu Schul- und Verwaltungszwecken benutzt, mit der Naumannschen Vögelsammlung, Kloster der Barmherzigen Brüder, 1828 vom Herzog Ferdinand gestiftet, 1832 eingegangen, jetzt zu gewerblichen Zwecken benutzt. Erwähnenswert sind die Denkmäler von Hahnemann und Lutze, beide im Garten [* 10] der Lutzeschen homöopathischen Heilanstalt, des Ornithologen Naumann im Schloßgarten und von Sebastian Bach, sowie das Kriegerdenkmal auf dem Markt, endlich das Geschäftshaus der «Chemiker-Zeitung» mit Park (seltene Gebirgspflanzen).
Unterrichtsanstalten. Das herzogl. Ludwigsgymnasium (Direktor Nicolai, 16 Lehrer, 9 Klassen, 230 Schüler), die herzogl. Friedrichsrealschule (höhere lateinlose Bürgerschule), Landesseminar (180 Zöglinge) mit unentgeltlichem Unterricht, Wohnung und Kost, herzogl. höhere Mädchenschule, Technikum, Handels- und Gewerbeakademie, Post- und Eisenbahnschule, Knabenmittel-, Mädchen-, Haushaltungsschule sowie je eine kath. Knaben- und Mädchenschule. ¶