Cochlearia
L.
(Löffelkraut),
Gattung aus der
Familie der
Kruciferen,
[* 2] ausdauernde oder einjährige
Kräuter mit abwechselnden,
ganzen oder fiederteiligen Blättern, meist weißen
Blüten in endständigen
Trauben und oblongen oder
kugeligen
Schötchen. Etwa 25
Arten in den gemäßigten und kalten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Cochlearia
officinalis L. (Scharbocksheil,
Skorbutkraut), eine ein- oder zweijährige
Pflanze mit 15-30
cm hohem, einfachem oder ästigem
Stengel,
[* 3] dicken, gestielten, breit
eiförmigen, stumpfen, am
Grund herzförmigen
Wurzelblättern, länglichen, gezahnten und etwas buchtigen
Stengelblättern, weißen
Blüten und fast kugeligen
Schötchen, wächst wild, besonders an den
Küsten von
Mittel- und Nordeuropa,
findet sich noch auf Grinnelland unter 80° nördl.
Br. und ist überhaupt eine der am weitesten gegen den
Pol gehenden
Phanerogamen.
Im
Binnenland findet sie sich hier und da an
Salzquellen und an einzelnen
Stellen der Voralpen
Berns, mehr
als 1000 m ü. M. Sie wird zum medizinischen
Gebrauch kultiviert.
Beim Zerreiben riecht das Kraut schwach senfartig und schmeckt nicht unangenehm scharf und salzig, beim Trocknen büßt es Geruch und Geschmack ein. Das frische, blühende Kraut liefert ¼-½ Proz. ätherisches Öl, welches zum Senföl in naher Beziehung steht und auf ähnliche Weise wie dieses sich bildet. Es ist gelblich, schwerer als Wasser und bildet mit Ammoniak eine kristallisierbare Verbindung. Beim Verbrennen hinterläßt Löffelkraut 1,6 Proz. Asche. Es enthält viel an Salpetersäure und organische Säuren gebundenes Alkali, dient als Heilmittel gegen Skorbut und wurde als solches zuerst 1557 durch Wier empfohlen.
Man benutzt es als
Salat,
Infusum oder genießt den frischen Saft. Der
Spiritus
[* 4] Cochleariae
(Löffelkrautspiritus), durch
Destillation
[* 5] von
Spiritus über blühendem
Löffelkraut gewonnen, dient als Zusatz zu Mundwassern, bei skorbutischer
Affektion des
Zahnfleisches.
Im übrigen ist der
Gebrauch des
Löffelkrauts vollständig obsolet. Cochlearia
armoracia
L. (Cochlearia
rusticana
Lam.,
Armoracia rusticana Flor. Wetter.,
gemeiner
Meerrettich, in
Mecklenburg
[* 6] Marettig, in der
Oberpfalz und
Österreich
[* 7]
Green oder
Kren, im
Oberelsaß Fleischkraut) ist
eine ausdauernde
Pflanze mit sehr großen, oblongen, gekerbten, grundständigen
Wurzelblättern, 0,6-0,9 m hohem
Stengel, fiederspaltigen
untern und lanzettlichen, gekerbt-gesägten obern Stengelblättern, weißen
Blüten und elliptischen
Schötchen,
in Osteuropa und dem
Orient heimisch, findet sich verwildert an Flußufern durch ganz
Europa
[* 8] und wird vielfach kultiviert.
In den ersten Tagen des Aprils werden die Würzlinge reihenweise 0,30 m voneinander gesetzt, indem man schief laufende Löcher bohrt und in jedes derselben einen Würzling, von allen Nebenzweigen gereinigt, legt und diesen bis auf das Kronenende zudeckt. Man sorgt für Lockerung und Reinigung des Bodens, legt die Wurzeln um Johannis bloß und reinigt sie von allen Seitenwurzeln. Im November hebt man die Wurzeln heraus und läßt den nicht verwendbaren Vorrat über Winter bis zum folgenden Frühjahr im Boden stehen. Von den herausgegrabenen Wurzeln werden die dicken, 60 cm langen und längern Hauptwurzeln (Stangen) zum Gebrauch aufbewahrt, die dünnen Wurzeln sowie die Nebenwurzeln zu künftigen Setzlingen bestimmt. Die ¶
mehr
frische Wurzel [* 10] hat beim Zerreiben einen flüchtig-scharfen, höchst durchdringenden, zu Thränen reizenden Geruch und einen scharfen, brennenden und beißenden Geschmack; sie rötet die Haut [* 11] und zieht Blasen auf derselben. Früher wurde sie medizinisch benutzt, jetzt ausschließlich als Küchengewürz und Gemüsewurzel. Der wirksame Bestandteil ist ein beim Zerreiben der Wurzel sich bildendes ätherisches Öl, welches, wie es scheint, mit dem ätherischen Senföl völlig übereinstimmt.