Clodĭer,
röm. Geschlecht, s. Claudier.
Clodĭus Pulcher, Publius, aus dem patricischen Geschlecht der Claudier, spielte bei den innern Unruhen, die dem Sturz des röm. Freistaates vorangingen, eine bedeutende Rolle. Im Mithridatischen Kriege wiegelte er die Soldaten seines Schwagers Lucullus gegen ihren Feldherrn auf und beraubte diesen dadurch der Frucht seines Sieges. Er begab sich hierauf nach Cilicien. Vom dortigen Statthalter Qu. Marcius Rex, der ebenfalls sein Schwager war, zum Befehlshaber einer Flotte ernannt, geriet er in die Gewalt von Seeräubern.
Als diese ihn aus
Furcht vor Pompejus freigelassen hatten, ging er nach
Syrien. Auch hier erregte er
Unruhen und hätte dabei
sein Leben beinahe eingebüßt. In
Rom
[* 2] klagte er 65
v. Chr. den
Catilina wegen
Erpressungen an, ließ sich aber von ihm bestechen
und bereicherte sich selbst im folgenden Jahre in
Gallien auf die unrechtmäßigste
Weise. In
Catilinas
Verschwörung war er nicht verwickelt. Als die vornehmsten Frauen 62 das Fest der
Bona Dea im Hause des damaligen
Prätors
Julius
Cäsar feierten, mit dessen Gemahlin
Pompeja Clodier
P. in sträflichem Verhältnis stand, hatte er sich
bei dieser Feier, bei welcher die Gegenwart von Männern verpönt war, als Frau verkleidet, eingeschlichen, war entdeckt
worden, aber entflohen.
Als Clodier
P. 61 wegen Verletzung der
Religion öffentlich belangt ward, sprach und zeugte
Cicero, von Clodier
P. gereizt, gegen ihn;
trotzdem ward Clodier
P. freigesprochen, und ging nun als Quästor nach
Sicilien. Um
Volkstribun werden zu können
(was nur
Plebejern möglich war), ließ er sich von einem
Plebejer adoptieren und erhielt mit Unterstützung
Cäsars für das
J. 58 auch wirklich das
Tribunat. Durch verschiedene von ihm eingebrachte Gesetze versuchte er jetzt die Macht der Senatspartei
zu schwächen, während er durch ein weiteres Gesetz, das unentgeltliche Verteilung von Getreide
[* 3] an das
Volk anordnete, die Gunst des letztern sich gewann. So gelang es ihm schon im April 58,
Cicero ins Exil zu treiben; das Haus
desselben auf dem
Palatin wurde von den
Banden des
Clodier
P. niedergebrannt, seine Villen verwüstet.
Auch
Cato wurde auf seine Veranlassung von
Rom entfernt. Durch die Beseitigung dieser zwei einflußreichen
Republikaner hatte Clodier
P. den
Triumvirn einen Dienst geleistet; er verfeindete sich aber gleich darauf auch mit Pompejus, den
er durch seine
Banden hinderte, auf dem
Forum
[* 4] oder im Senat zu erscheinen, ja eine Zeit lang geradezu in
seinem Hause belagern ließ. Als zu Anfang des J. 57 der Konsul Lentulus Spinther im Senat die Rückberufung
Ciceros beantragte,
gelang es Clodier
P., die Ausführung der Sache längere Zeit zu verhindern; seine bewaffneten
Banden und die der Gegner, unter
Führung des
Tribuns T. Annius
Milo, bekämpften sich in der Stadt selbst, und erst im
August konnte durch
die
Komitien
Ciceros Rückkehr beschlossen werden. Im J. 53, als Clodier
P. und
Milo, der eine um die
Prätur, der andere um das
Konsulat
sich bewarben, begann der Straßenkampf mit erneuter Heftigkeit, sodaß die Haltung von Wahlkomitien unmöglich ward und
das J. 52 begann, ohne daß
Rom Konsuln oder
Prätoren hatte. Am 19. Jan. begegnete Clodier
P. auf der
Appischen Straße unweit Bovillä
dem
Milo, und zwischen den Gefolgen beider entstand sofort Streit. Dabei ward Clodier
P. ermordet. Sein
Leichnam ward nach
Rom gebracht.
Dort trug ihn zuletzt das
Volk in die hostilische Kurie und verbrannte ihn hier, wobei die Kurie und die
nahe gelegene Basilica Porcia in
Feuer aufgingen.