Clésinger
(in Frankreich: klesängscheh gesprochen), Jean Baptiste Auguste, franz. Bildhauer, geb. zu Besançon, [* 2] war erst Schüler seines Vaters und ging dann nach Italien. [* 3] Nach seiner Rückkehr stellte er von 1843 an im Pariser Salon zuerst Porträtbüsten, dann auch größere Figuren aus, von denen die von einer Schlange [* 4] gestochene Frau, die junge Nereide und die Bacchantin (1847 und 1848) den Künstler schnell bekannt machten. Er ging dabei von der französischen Bildhauerei des 17. und 18. Jahrh. aus; weiche Behandlung des Marmors, die ans Flaue streift, und ein Hinarbeiten auf den sinnlichen, ja lüsternen Effekt hat er diesen Vorbildern entnommen; daneben verschmäht er auch nicht ganz unkünstlerische Reizmittel, wie er seiner Phryne ein wirkliches, abnehmbares Juwelenhalsband umgehängt hatte.
Da er hiermit den Neigungen des französischen Publikums entgegenkam und auch von bedeutender Formgewandtheit unterstützt wurde, so erklären sich seine Erfolge und die zahlreichen Bestellungen, die ihm zu teil wurden. Freilich trafen ihn auch gerechte Angriffe, da es ihm völlig an strengem monumentalen Formgefühl gebrach (Statue der Freiheit, 1848; der Fraternité, 1848; eine Pietà, 1851; Marmorstandbild der Tragödie, 1852, für die Vorhalle des Théâtre français).
Daneben fuhr er mit
Darstellungen weiblicher
Reize, gewöhnlich unter mythologischen
Namen, fort: Zingara, zwei
Darstellungen
der
Sappho
(Salon 1859),
Cornelia mit ihren
Kindern, ruhende
Diana (1861),
Faun, Bacchantin (1863),
Kleopatra vor
Cäsar (1869),
Phryne vor dem
Areopag, Tänzerin mit
Kastagnetten,
Ariadne auf dem
Tiger,
Entführung der
Europa
[* 5] (1872).
Großen
Beifall fanden Clésingers
zahlreiche
Büsten, weniger die männlichen, bei welchen ihm die Wiedergabe der strengern Form
nicht recht gelingen wollte, als die weiblichen, bei denen die weiche Behandlung des
Marmors und die kokette Auffassung besser
am Platz waren. Clésinger
starb in
Paris.
[* 6]