Titel
Clermont-Tonnerre
(spr. klärmóng-tonar), 1) Stanislas, Graf von, geb. 1747, Sprößling eines alten Adelsgeschlechts, dessen Stammsitz Clermont in der Gegend von Grenoble liegt, und das noch in mehreren Linien blüht, war vor der Revolution Oberst, trat 1789 als Abgeordneter des Adels in die Versammlung der Reichsstände, stimmte zwar für die Vereinigung der drei Stände, für Abschaffung der Privilegien und für eine Konstitution, aber auch für Bildung zweier Kammern, für das königliche Veto und andre Prärogativen der konstitutionellen Krone. Um dem Jakobinerklub die Wage zu halten, gründete er mit Malouet u. a. den Klub der Freunde der Monarchie (Club des amis de la monarchie), der sich aber, von Barnave als eine Gesellschaft von Verschwornen dargestellt, auflösen mußte.
Auch das »Journal des impartiaux«, das er mit Fontanes herausgab, wurde nach zwei Monaten unterdrückt und Clermont-Tonnerre in seinem Hotel von dem Pöbel bedroht. Während der Vorgänge vom überfiel ihn ein Volkshaufe in seinem Hotel und schleppte ihn vor die Sektion. Hier als schuldlos entlassen, ward er im Haus der Gräfin Brissac, in das er geflohen, vom wütenden Pöbel ermordet. Eine Sammlung seiner politischen Schriften (»Opinions«) erschien 1791 in 4 Bänden.
2) Aimé Marie Gaspard, Marquis von, franz. Minister, geb. zu Paris, trat in die französische Armee, machte die Feldzüge in Italien, Deutschland und Spanien mit und ward 1808 Adjutant des Königs von Neapel, in dessen Gunst und Dienst er fortan blieb. Nach 1814 trat er mit dem Rang eines Obersten in die französische Armee zurück, ward Maréchal de Camp und nach der zweiten Rückkehr des Königs Pair von Frankreich und Kommandeur der Gardekavallerie. Er stand auf seiten der gemäßigt konservativen Partei und ward 1820 unter Villèle Marineminister und Generalleutnant. 1823 vertauschte er das Ministerium der Marine mit dem des Kriegs und betrieb mit Energie die Reorganisation des Heerwesens. Nach der
mehr
Julirevolution weigerte er sich, der neuen Regierung den Eid der Treue zu leisten, und zog sich ins Privatleben zurück. Er starb auf seinem Schloß Glissolles.
Vgl. Rousset, Le marquis de Clermont-Tonnerre (Par. 1885).