Titel
Clay
(spr. kleh), 1) Henry, ausgezeichneter amerikan. Staatsmann, geb. zu Hanover in Virginia als Sohn eines Pfarrers, erhielt, früh verwaist, eine notdürftige Erziehung, widmete sich dann dem Studium der Rechte und begann schon im 20. Jahr seine Rechtspraxis. Er ließ sich zu Lexington in Kentucky nieder, wurde 1803 als Repräsentant in die Provinziallegislatur und 1806 von dieser in den Bundessenat gewählt, wo er sich den Demokraten anschloß. Im J. 1811 als Repräsentant in den Kongreß gewählt, ward er 1813 zum Sprecher ernannt und 1814 als einer der Kommissare zur Abschließung des Friedens nach Gent [* 3] geschickt, von wo er sich nach London [* 4] begab. Als Repräsentant im Kongreß bewog er denselben beim Abfall der ¶
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amerikanischen Kolonien von Spanien [* 6] zu der Erklärung, daß er jede Einmischung der europäischen Großmächte in die innern Angelegenheiten Südamerikas als eine Kriegserklärung gegen die Vereinigten Staaten [* 7] ansehen werde. In der innern Politik suchte er zwischen den Sklavenstaaten und den freien Nordstaaten zu vermitteln, indem er den zweijährigen Streit über die Frage, ob im neuen Staat Missouri die Sklaverei eingeführt werden sollte, 1820 durch den sogen. Missourikompromiß beendigte, wonach Missouri Sklavenstaat sein, dagegen fortan die Sklaverei in keinem Staat nördlich von 36° 30' nördl. Br. gelten dürfe.
Unter dem Präsidenten Adams, dem Clay
zum Sieg verholfen, ward er 1825 Staatssekretär. Sein damals gefaßter
Plan, auf einem Kongreß in Panama
[* 8] eine allgemeine Verbrüderung der Republiken in ganz Amerika
[* 9] zu stande zu bringen, wurde von
den Sklavenhaltern vereitelt. Als 1829 Jackson auf den Präsidentenstuhl kam, wurde Clay
Senator des Staats Kentucky, stellte sich
an die Spitze der Whigpartei und vertrat mit Energie den neuen schutzzöllnerischen Tarif sowie die Nationalbank
im Interesse der Nordstaaten.
Bei der Präsidentenwahl von 1836 war Clay
der von den Whigs aufgestellte Kandidat, unterlag jedoch gegen den Demokraten van Buren
sowie 1844 gegen Polk und zog sich nun für längere Zeit auf sein Landgut Ashland zurück. Als 1849 ein neuer
heftiger Streit zwischen dem Norden
[* 10] und Süden in Bezug auf die Sklavenfrage in Kalifornien und New Mexico entbrannte, ließ
sich Clay
von Kentucky wieder in den Senat wählen und bewirkte 1850 nochmals die Annahme eines Kompromisses, wonach Kalifornien
ein freier Staat sei, New Mexico die Entscheidung über die Sklavenfrage vorbehalten bleiben und der Sklavenhandel
in der Hauptstadt der Union verboten, dagegen zum Vorteil der Sklavenstaaten ein strenges Gesetz über Verfolgung und Auslieferung
flüchtiger Sklaven erlassen werden sollte. Dieses Kompromiß wendete damals eine gefährliche Krise ab, verschob aber ihren
Ausbruch bloß, da es den Übermut der Sklavenpartei steigerte. Clay
starb in Washington.
[* 11] Er war
ein feuriger Patriot und schwungvoller, etwas phantastischer Staatsmann. Clays
Biographie schrieb Colton (New York 1846, 2 Bde.),
welcher auch seinen Briefwechsel und seine Reden (das. 1857, 6 Bde.) veröffentlichte,
und neuerlich K. Schurz (Boston
[* 12] 1885).
2) Cassius Marcellus, nordamerikan. Staatsmann, Neffe des vorigen und Sohn des Generals Green Clay
, geb. in der
Grafschaft Madison in Kentucky, studierte im Yale College (Connecticut) bis 1832 und wurde dann in seiner Heimat Advokat. Nachdem
er 1835-40 mehrmals Mitglied der Legislatur seines Staats gewesen, trat er seit 1841 als entschiedener Gegner der Sklaverei
auf. Von dem von der Pflanzeraristokratie aufgehetzten Pöbel in seiner Heimat angefeindet, siedelte er 1845 nach
Cincinnati über.
Während des mexikanischen Kriegs war er der Führer der Avantgarde, die nach dem heldenmütigsten Widerstand in die Hände der
Mexikaner fiel und in der Festung
[* 13] Perote gefangen gehalten wurde, bis General Scott ihre Befreiung bewirkte.
In mehreren Schriften staatsökonomischen und philosophischen Inhalts verfocht Clay
die radikalste Durchführung des demokratisch-republikanischen
Prinzips und ist als einer der Gründer der Sklavenemanzipationspartei anzusehen. In einem in Kentucky durch die Sklavenfrage
hervorgerufenen Kampf schwerverwundet, nahm er dennoch nach seiner Genesung den Kampf gegen die Sklaverei mit
unerschüttertem
Mut wieder auf.
Nach Lincolns Erwählung zum Präsidenten ward Clay
als hervorragendes Mitglied der nunmehr siegreichen Partei zum Gesandten in
Petersburg
[* 14] ernannt. 1862 kehrte er nach Amerika zurück und trug viel dazu bei, Lincoln zu den letzten entscheidenden Schritten
gegen die Sklaverei zu drängen, namentlich zum Erlaß der Proklamation vom welche in allen Staaten
die Sklaverei aufhob. Im März 1863 ging er wieder nach Petersburg und übernahm den einstweilen von Cameron versehenen Gesandtschaftsposten,
auf welchem er bis 1869 blieb.