Titel
Clausen
,
1) Henrik
Nikolai, dän. Theolog, geb. 1793 zu
Maribo auf
Laaland, bereiste nach erworbener
philosophischer Doktorwürde 1818-20
Deutschland,
[* 2]
Italien
[* 3] und
Frankreich. Insonderheit gewann
Schleiermacher auf seine theologische
Richtung Einfluß. 1821 wurde er als
Lektor und bald darauf als
Professor der
Theologie an der
Kopenhagener
Universität angestellt.
Seither nahm Clausen
in der innern Geschichte seines Vaterlandes einen namhaften Platz ein. Standhafter Vertreter
der konstitutionellen Bestrebungen unter der
Regierung
Christians VIII., wurde er Mitglied der Provinzialstände
in
Roeskilde (1840-48), in den letzten drei
Jahren ihr
Präsident, trat als
Führer der
Opposition nach dem
Tod
Christians VIII.
in der mit seinem
Freund J. F. ^[Joakim Frederik]
Schouw verfaßten
Flugschrift »Der Thronwechsel« (Kopenh.
1848) auf, wurde Mitglied der gesetzgebenden Reichsversammlung von 1848 bis 1849,
Minister ohne
Portefeuille
1848-51 und blieb auch später noch Mitglied des
Reichstags und des
Reichsrats. 1874 legte Clausen
sein Lehramt nieder und starb 1877 in
Kopenhagen.
[* 4]
Von seinen theologischen Schriften, die durch ihren Rationalismus die Opposition Grundtvigs und Lindbergs hervorriefen, sind erwähnenswert: »Katholizismus und Protestantismus; Kirchenverfassung, Lehre [* 5] und Ritus« (Kopenh. 1825; deutsch von Fries, 1828);
»Hermeneutik des Neuen Testaments« (das. 1840; deutsch von Schmidt-Phiseldeck, Leipz. 1841);
»Erklärung der synoptischen Evangelien« (Kopenh. 1848-50);
»Christliche Glaubenslehre« (das. 1853).
Die
»Zeitschrift für ausländische
theologische
Litteratur« gab er 30 Jahre lang heraus. Nach Clausens
Tod erschienen seine
»Memoiren« (1877).
2) Thomas, Astronom und Mathematiker, geb. zu Nübel in Schleswig, [* 6] widmete sich mathematischen Studien, ward 1824 Assistent der Sternwarte [* 7] zu Altona, [* 8] trat 1827 in das optische Institut von Utzschneider in München, [* 9] kehrte aber nach einigen Jahren als Observator nach Altona zurück. 1842 wurde er als Observator der Sternwarte nach Dorpat [* 10] berufen und übernahm 1865 das Direktorium derselben. 1872 trat er in den Ruhestand und starb im August 1885. Seine astronomischen und mathematischen Arbeiten sind außerordentlich zahlreich; erstere beziehen sich hauptsächlich auf die Berechnung elliptischer Kometenbahnen, von letztern ist hier seine Berechnung der Ludolfschen Zahl π auf 250 Dezimalstellen zu erwähnen. ¶