Claudĭer
oder, wie der Name später auch geschrieben wurde, Clodier ist der Name zweier röm. Geschlechter, eines patricischen und eines plebejischen. Das erstere wanderte angeblich 504 v.Chr. (wahrscheinlich schon früher) unter Attus Clausus aus dem Sabinerlande in Rom [* 2] ein und ward unter die patricischen Geschlechter aufgenommen, nachdem Attus Clausus seinen Namen in Appius Claudius verwandelt hatte. Er ließ als Konsul 495 die verschuldeten Plebejer, die sein Kollege P. Servilius durch das Versprechen der Aufhebung der Schuldhaft zum Kriegsdienste gegen die Volsker bewogen hatte, nach der Rückkehr vom siegreichen Feldzuge wieder in die Schuldhaft abführen und gab dadurch mit Veranlassung zum Auszug der Plebs auf den Heiligen Berg 495 v.Chr.
Sein Enkel war der Decemvir Appius Claudius (s. d.). Ein berühmtes Mitglied des Geschlechts ist ferner Appius Claudius Cäcus (der Blinde), Censor von 312 bis 311 v.Chr. Appius, der nach Mommsen zuerst die Censussätze, wonach die Bürger in die Klassen verteilt wurden, statt in Morgen Grundbesitz in Geld ansetzte, erwarb sich um die untern Volksklassen Verdienste durch Verteilung der Freigelassenen und der nicht grundbesitzenden, freigeborenen Bürger (humiles) in alle Tribus und Klassen, sowie durch Aufnahme von Söhnen (oder Enkeln) von Freigelassenen in den Senat.
Doch schon 311 wurden die neuen Senatoren wieder entfernt, und 304 die Freigelassenen auf die vier städtischen Tribus beschränkt. Er machte auch durch Anlegung der Appischen Straße (s. d.) und Wasserleitung [* 3] den Anfang mit den großartigen gemeinnützigen Bauten Roms. In hohem Alter erblindet, machte er sich noch hoch verdient um den Staat, als er 280 v.Chr. den Senat, der bereits den von Cineas, dem Gesandten des Pyrrhus, angebotenen Frieden anzunehmen geneigt war, durch eine berühmt gewordene, zu Ciceros Zeit noch erhaltene Rede bewog, die Räumung Italiens [* 4] zur unerläßlichen Bedingung zu machen. – Sein Sohn, Publius Claudius Pulcher, ließ als Konsul 249 v.Chr., als er die kar-
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von"Claudier"
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- 2: Appius Claudius Cäcus
- 3: Capite censi
- 4: Clodier (+1)
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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54.365 | Claudier | Mönckeberg | Matthias C. | (Hamb. 1869) |
54.365 | Claudier | Gerok | Matthias C. | (Darmst. 1881) |
54.365 | Claudier | Herbst | Matthias C., der Wandsbecker Bote | (Gotha 1857; 4. Aufl. 1878) |
54.365 | Claudier | "Schatzkästlein" | Auswahlen gaben Trompetter (Gütersloh 1882) | |
5.298 | Eckstein | "Die Claudier" | (Wien 1881, 3 Bde.; 6. Aufl. 1884) | |
54.365 | Claudier | "Asmus omnia sua secum portans oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten" | (8 Bde., Hamb. 1775–1812; 12. Aufl., 2 Bde., hg. von Redlich, Gotha 1882) |
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