Titel
Claudiānus,
1) Claudius, röm. Dichter, geboren zu Alexandria in der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. n. Chr., kam 395 nach Rom, [* 2] wo er sich durch sein Dichtertalent Gunst und Freundschaft des mächtigen Vandalen Stilicho gewann, die Patrizierwürde erhielt, das Amt eines Tribunus und Notarius bekleidete und von den Kaisern Honorius und Arcadius auf Antrag des Senats mit einem Standbild geehrt wurde, dessen Inschrift noch vorhanden ist. Den Sturz des Stilicho (408) scheint er nicht überlebt zu haben.
Daß er
Heide war, ist ausdrücklich bezeugt. Durch umfängliche Kenntnis der griechischen und römischen Litteratur, bedeutende
poetische und sprachliche wie metrische Gewandtheit nimmt Claudianus
unter den spätern Dichtern die hervorragendste
Stellung ein, wiewohl er nicht frei ist von den Fehlern seiner Zeit,
Neigung zu rhetorischem
Schwulst und
übertriebener Schmeichelei gegen
Große in seinen politischen Gedichten, die von nicht geringem historischen Wert, aber wegen
ihrer panegyrischen
Haltung mit Vorsicht zu benutzen sind.
Dieselben dienen namentlich der Verherrlichung des Honorius (»De III. IV., VI. consulatu Honorii«; »De nuptiis Honorii fescennina«; »Epithalamium de nuptiis Honorii et Mariae«; »De bello Gildonico«) und des Stilicho (»De consulatu Stilichonis«, 3 Bücher; »De bello Pollentino«; »Laus Serenae«, der Gemahlin des Stilicho). Gegen die Leiter des oströmischen Reichs, Rufinus und Eutropius, sind Schmähgedichte von je zwei Büchern gerichtet. Am glänzendsten zeigt sich seine Meisterschaft der poetischen Schilderung in der unvollendeten epischen Erzählung vom Raub der Proserpina in 3 Büchern (»De raptu Proserpinae«). Außerdem besitzen wir von ihm poetische Briefe, eine Reihe kleinerer Gedichte, zum Teil naturbeschreibenden und erzählenden Inhalts, und das Bruchstück einer Gigantomachie. Von ältern Ausgaben verdient Erwähnung die von Matth. Gesner mit Kommentar und reichem Index (Leipz. 1759); die erste kritische Ausgabe lieferte Jeep (das. 1876-79, 2 Bde.), eine Übersetzung G. v. Wedekind (Darmst. 1868).
2) Claudianus
Ecdicius Mamertus, um die Mitte des 5. Jahrh.
Presbyter zu
Vienne, Verfasser und
Einführer der »kleinen
Litaneien«, welche
noch jetzt in einigen katholischen
Kirchen drei
Tage vor
Himmelfahrt gesungen werden, des Passionshymnus
»Pange, lingua gloriosi« und der
Schrift
»De statu animae«. Seine Werke gab Engelbrecht
(Wien
[* 3] 1885) heraus.