Claretie
(spr. klareßih), Jules, franz. Schriftsteller, geb. zu Limoges als Sohn eines Faiencefabrikanten, veröffentlichte schon als Schüler des Lycée Bonaparte unter dem Namen Arnold Lacretie eine Novelle: »Le [* 3] rocher des fiancés«, wandte sich dann ganz der Belletristik zu und gehörte, an verschiedenen Zeitschriften beteiligt, bald zu den beliebtesten Chroniqueurs, Kunst- und Theaterkritikern der Tagespresse. Mit der Dorfgeschichte »Pierrille« (1863) gewann er das besondere Lob G. Sands, und die Romane: »Mademoiselle Cachemire« (1865) und »Un assassin« (später »Robert Burat« betitelt, 1866) erregten bereits allgemeines Aufsehen. In der Folge setzte er sich durch eine Reihe von Romanen, von denen wir »Madeleine Bertin« (1868),
»Le train 17« (1877),
»La maison Vide«, »Le troisième dessous« (1878),
»Monsieur [* 4] le ministre« (1881),
»Le Million« (1882),
»Le prince Zilah« (1884) etc. als die bedeutendsten nennen, immer fester in der Gunst des Publikums. Zugleich kultivierte er mit mehreren Werken, so mit der Studie »Les derniers montagnards« (1867),
der »Histoire de la révolution de 1870-71« (neue Ausg. 1875-76, 5 Bde.),
den patriotisch-sentimentalen oder tendenziös-antideutschen Schriften: »Cinq ans après, l'Alsace et la Lorraine depuis l'annexion« (1876),
»Les Prussiens chez eux« (1872) u. a., das historische Genre und erstreckte schließlich seine Thätigkeit auch auf das Theater, [* 5] auf dem er, ohne besondern Erfolg, mit dem Stück »La famille des Gueux« (mit Petrucelli della Gattina, 1869) debütierte. Erst später faßte er mit seinen geschichtlichen Tableaus aus der Zeit der großen Revolution: »Les Muscadins« (1874),
»Le régiment de
Champagne« (1877) und »Les
Mirabeau« (1878) auf der
Bühne festern
Fuß. Von einem
dem
Idealen zugewandten
Streben erfüllt, maßvoll in der
Wahl und Behandlung seiner
Stoffe und mit einem feinen
Blick für die
Strömungen der Zeit ausgestattet, gehört Claretie
zu den jüngern
Autoren, welche der dritten
Republik zur Zierde gereichen. Der
Versuchung, die litterarische Laufbahn mit der politischen zu vertauschen, hat er bisher beharrlich
widerstanden. Seit 1881 erscheinen seine im
»Temps« veröffentlichten
Chroniken in einer Buchausgabe unter dem
Titel: »La vie
à
Paris«.
[* 6]