Clémenceau
(spr. -mangsfoh), Eugène, franz. Politiker, geb. zu Mouilleron en Pareds (Vendée), studierte Medizin und ließ sich in Paris als Arzt nieder. Zugleich schloß er sich der radikalen Partei an und erlangte einigen Einfluß, weswegen er nach dem zum Maire des 18. Arrondissements (Montmartre) erwählt wurde. Er zeigte sich aber dieser Stellung in dem unruhigen Viertel durchaus nicht gewachsen und bewies seine Eitelkeit und Charakterschwäche durch Teilnahme an allen radikalen Demonstrationen, aber Unthätigkeit in allen Krisen.
Namentlich täuschte er anfangs die Behörden durch falsche, vertrauensselige Berichte von der Stimmung der Bevölkerung über die Größe der Gefahr eines allgemeinen Aufstandes und zeigte sich, als derselbe ausbrach, ganz kopflos und unfähig, die Menge irgendwie zu zügeln. Als die Versuche der Pariser Maires, zwischen der Kommune und der Nationalversammlung zu vermitteln, scheiterten, legte Clémenceau sowohl das Amt eines Maires als sein Mandat für die Nationalversammlung nieder. Im November 1871 wurde er zum Mitglied des Gemeinderats und 1876 für das Departement der Seine zu dem der Deputiertenkammer erwählt, welcher er seitdem angehört. Clémenceau trat der äußersten Linken bei und ward Führer der radikalen Republikaner, deren Ansicht er auch in seiner Zeitung »La Justice« vertrat.