Civitavecchia
(spr. tschiwitawéckja), Kreishauptstadt in der ital.
Provinz
Rom,
[* 2] Hafenplatz der Hauptstadt, liegt 71 km nordwestlich von derselben am
Mittelmeer, an der
Eisenbahn
Rom-Pisa und an der
alten
Via Aurelia in öder und ungesunder Gegend. Der
Hafen von Civitavecchia
, zugleich
Kriegs- und Handelshafen, ist dazu bestimmt, abseits
der Mündung des
Tiber, durch dessen Sinkstoffe alle Hafenanlagen des alten
Rom verlandet wurden,
Rom den
Verkehr mit dem
Meer zu sichern. Er ist im wesentlichen schon unter Trajan angelegt worden und besteht aus einem von zwei
Molen
bogenförmig umspannten
Bassin, welches außerdem im
Mittelalter durch einen
Wellenbrecher gegen das
Meer zu gesperrt wurde.
Die
Molen haben eine
Ausdehnung
[* 3] von 170, bez. 250 m, der
Hafen hat eine
Fläche von 87
Hektar und eine Tiefe
von 6 m. Auf dem nördlichen
Damm erhebt sich ein
Leuchtturm, auf dem südlichen die nach
Michelangelos
Plänen erbaute
Citadelle.
Der
Hafen enthält ansehnliche Schiffswerften, ein von
Bernini erbautes
Arsenal und
Magazine. Auf der Landseite
ist die Stadt durch
Bastionen geschützt, welche aber von den
Ausläufern der
Monti di
Tolfa beherrscht werden. Civitavecchia
hat einen
antiken, von
Papst
Innocenz XII. wiederhergestellten
Aquädukt, welcher von 50 km
Entfernung treffliches Trinkwasser zur Stadt
bringt, eine schöne
Kathedrale, ein
Theater
[* 4] und (1881) 9210 Einw., welche
Leinwand (aus
Flachs und
Hanf),
Kattun und
Leder erzeugen und lebhaften
Handel treiben. Im
Hafen sind 1883: 1252
Handelsschiffe mit 306,481
Ton. ein- und ebenso
viele ausgelaufen.
Die regelmäßig von
Marseille,
[* 5]
Genua
[* 6] und
Livorno
[* 7] nach
Neapel
[* 8] fahrenden
Dampfboote sowie die monatlich zwischen dänisch-deutschen
Häfen der
Ostsee,
Antwerpen
[* 9] und italienischen Häfen fahrenden
Dampfer der
United Steamship Company von
Kopenhagen
[* 10] legen hier an. Die Stadt ist Sitz eines
Bischofs, eines deutschen
Konsuls, hat eine
Handelskammer, ein
Gymnasium und
ein
Seminar. In der
Nähe sind stark besuchte
Seebäder und
Schwefelquellen (mit antiken Bauresten der
Aquae Taurinae), welche
gegen Muskelkontraktionen, Rheumatismen,
Obstruktionen,
Neuralgien etc. gebraucht
werden. - Civitavecchia
hieß in
ältester Zeit Centumcellae von den vielen kleinen
Bassins für
Barken, die einen »Hundertzellenhafen« bildeten; zu
Ehren Trajans
wurde es später
Portus Trajani genannt.
Den
Namen Civitavecchia
erhielt es im 9. Jahrh., als die Bewohner, 828 von den
Sarazenen vertrieben, nach 40jährigem
Exil wieder
in ihre »alte Stadt« zurückkehrten. Unter Justinian war Civitavecchia
Zankapfel
zwischen Griechen und
Goten, ward von
Totilas erobert, von
Narses 553 aber wieder genommen.
Noch öfters zerstört, erhob es
sich stets wieder aus seinen Trümmern.
Papst
Urban VIII. erbaute die Festungswerke,
Innocenz XII. erklärte Civitavecchia
für einen
Freihafen
(1696). 1849-70 war es von den
Franzosen besetzt.