Cirksena
,
Fürstengeschlecht, s. Ostfriesland.
Cirksena
4 Wörter, 47 Zeichen
Cirksena,
Fürstengeschlecht, s. Ostfriesland.
ehemaliges Fürstentum im westfälischen Kreis [* 3] des Deutschen Reichs, bildet mit dem Harlingerland (s. d.) jetzt den preußischen Regierungsbezirk Aurich. [* 4] Über Bodenbeschaffenheit, Einwohner etc. s. Hannover. [* 5] Zur Römerzeit saßen auf dem Küstenstrich von der Ems [* 6] bis zur Elbe die Chauken, seit dem 5. Jahrh. die Friesen. Diese wurden im 8. Jahrh. von den Franken unterworfen und 870 dem durch den Vertrag von Mersen neu entstandene Deutschen Reich unterthan.
Ostfriesland, ursprünglich das Land zu beiden Seiten der Emsmündung oder die holländische Provinz Groningen, das preußische Ostfriesland und das oldenburgische Jever umfassend, teilte dann bis in die Mitte des 14. Jahrh. die Geschicke Mittelfrieslands (s. Friesen). Unter den Häuptlingen, welche seit dem 13. Jahrh. in Ostfriesland emporkamen, erwarb die größte Macht Edzard Cirksena von Gretsyl um 1435. Sein Bruder Ulrich wurde 1454 in den Reichsgrafenstand erhoben und von Friedrich III. mit dem Butjadinger- und Stadland und Jever belehnt, was zu blutigen Kämpfen mit Oldenburg [* 7] und den Häuptlingen von Jever führte.
Graf Edzard I. (1491-1528), der bedeutendste ostfriesische Regent, zwang die Häuptlinge von Harlingerland und Jever, ihn als Oberherrn anzuerkennen, und ward für Groningen von Karl V. zum Statthalter bestellt; dagegen mußte er das Butjadinger- und Stadland an Oldenburg abtreten. Er gab das ostfriesische Landrecht (1515), wendete sich der evangelischen Lehre [* 8] zu und führte unter seinen Söhnen die Primogenitur ein. Unter Enno III. kam 1611 zwischen den Ständen und dem Grafen der osterhusische Vergleich zu stande, der noch unter der preußischen Regierung als das Fundamentalgesetz der ostfriesischen Verfassung galt.
Enno Ludwig (1648-1660) wurde vom Kaiser Ferdinand III. (1654) in den Reichsfürstenstand erhoben, Ostfriesland blieb aber Grafschaft.
Als mit Karl Edzard 1744 die männliche Linie des Cirksena
schen Regentenstammes erlosch, erhob die Tante des verstorbenen Fürsten,
Friederike Wilhelmine, Erbanspruch; aber auf Grund der vom Kaiser Leopold I. 1694 dem Kurhaus Brandenburg
[* 9] erteilten Anwartschaft ließ Friedrich II. Aurich von einem preußischen Korps besetzen, worauf 23. Juni das Land der preußischen
Krone huldigte.
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Nach der Schlacht bei Jena [* 11] (1806) wurde Ostfriesland von holländischen Truppen besetzt und 1807 nach dem Frieden von Tilsit [* 12] dem Königreich Holland einverleibt, 1810 aber als Departement der Ostems zum französischen Kaiserreich gezogen. Am ward Ostfriesland für Preußen [* 13] in Besitz genommen, 1815 aber an Hannover abgetreten.
Vgl. Wiarda, Ostfriesländische Geschichte (Aurich, Götting. und Brem. 1791-1817, 10 Bde.);
Klopp, Geschichte Ostfrieslands (Hannov. 1854-58, 3 Bde.; dazu die Kritik von Möhlmann, Emden [* 14] 1862);
»Ostfriesisches Urkundenbuch«, herausgegeben von Friedländer (das. 1874-81, 2 Bde.);
Herquet, Miszellen zur Geschichte Ostfrieslands (Norden [* 15] 1883);
v. Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte (Berl. 1880-83, 2 Tle.);
H. Meier, Ostfriesland in Bildern und Skizzen (Leer [* 16] 1868);
Kern u. Willms, Ostfriesland, wie es denkt und spricht (3. Aufl., Brem. 1876);
Tergast, Die heidnischen Altertümer Ostfrieslands (Emden 1878);
de Vries u. Focken, Ostfriesland, Land und Volk (das. 1881).