Cimbern
und
Teutonen, zwei germanische
Völker, welche als die ersten
Germanen mit den
Römern in
Berührung kamen und so in die Geschichte eintraten. Die Cimbern
(Kimbern, d. h.
Kämpfer) verließen ihre ursprünglichen
Wohnsitze auf der Jütischen
Halbinsel (der sogen.
Cimbrischen
Chersonesus) infolge einer verheerenden
Sturmflut, wandten sich,
wie erzählt wird, nach dem
Schwarzen
Meer und stießen auf dem Rückweg von da auf die in
Böhmen
[* 2] wohnenden
Bojer, von welchen sie gegen
Süden gedrängt wurden. So erschienen sie 113
v. Chr. in der römischen
Provinz
Noricum
(Kärnten
und
Krain)
[* 3] und verlangten von den
Prokonsul Gnäus
Papirius
Carbo Land. Dieser suchte sich ihrer durch Hinterlist zu entledigen,
wurde aber bei Noreja
(Neumarkt) von ihnen völlig geschlagen.
Dennoch wandten sich die Cimbern
wieder nach
Norden,
[* 4] umgingen die
Alpen,
[* 5] zogen aus der jetzigen
Schweiz
[* 6] helvetische
Stämme, die
Tiguriner und Toygener, sowie die Ambronen, deren Abstammung und frühere
Wohnsitze man nicht kennt,
an sich, vereinigten sich am
Rhein mit den
Teutonen, welche ebenfalls auf der Jütischen
Halbinsel gewohnt und gleichzeitig mit
den Cimbern
ihre
Heimat verlassen hatten (ob sie an der
Schlacht bei Noreja teilgenommen, ist unsicher), und plünderten nun
vereinigt, 300,000 streitbare
Männer, das Land zwischen
Rhône und
Pyrenäen.
Die Römer [* 7] suchten sie aufzuhalten; aber 109 wurde der Konsul M. Junius Silanus, 108 der Konsul M. Aurelius Scaurus von ihnen geschlagen. Zwar eroberte 106 der Konsul Servilius Cäpio Tolosa wieder, ward aber mit seinem Kollegen Manlius 105 bei Arausio (Orange) gänzlich geschlagen, wobei 80,000 Römer umgekommen sein sollen. Daher entstand in Rom [* 8] der sprichwörtlich gewordene »cimbrische Schrecken« (terror cimbricus), und 104 wurde Gajus Marius, der eben den Jugurthinischen Krieg glücklich beendigt hatte, zum Konsul und Feldherrn gewählt.
Dieser nahm seine
Stellung an dem
Rhône und hatte Zeit, sein
Heer schlagfertig zu machen, da die Feinde, welche sich zunächst
im nördlichen
Gallien und in
Spanien
[* 9] herumtrieben, erst 102 wieder erschienen. Die Cimbern
und
Tiguriner zogen gegen Südosten,
um durch das heutige
Tirol
[* 10] in
Italien
[* 11] einzudringen; die
Teutonen und Ambronen wandten sich gegen
Marius,
wurden aber von diesem bei Aquä Sextiä
(Aix) 102 vollständig aufgerieben. Die Cimbern
schlugen nach ihrer Ankunft in Oberitalien
[* 12] 102 den
Konsul Q.
Lutatius
Catulus zurück, wurden aber, als
Marius 101 sich mit
Catulus vereinigt hatte, 30. Juli 101 auf
dem
Raudischen
Feld bei Vercellä (zwischen
Turin
[* 13] und
Mailand)
[* 14] völlig vernichtet. Die ganze Volksmenge,
Männer,
Weiber und
Kinder,
fand entweder den
Tod auf dem Schlachtfeld, oder geriet in römische Gefangenschaft. Ein Teil der Cimbern
war in der
Heimat
zurückgeblieben und schickte später an
Augustus
Gesandte, um die Thaten der Stammesgenossen zu entschuldigen.
Vgl. Pallmann, Die Cimbern
und
Teutonen (Berl. 1870).