Cimarosa
(spr. tschi-), Domenico, einer der namhaftesten ital. Opernkomponisten, soll nach Fétis zu Aversa im Königreich Neapel von armen Eltern geboren sein, welche nicht lange nach seiner Geburt nach Neapel übersiedelten. Besser beglaubigt erscheint Gerbers Angabe, wonach er 1755 geboren ist, und zwar seiner eignen Angabe nach zu Neapel. Hier erhielt er seinen ersten Musikunterricht am Konservatorium der heil. Maria von Loreto, seine weitere Ausbildung im Kontrapunkt und im dramatischen Stil durch Fenaroli und Piccini.
Seine erste Oper: »Le stravaganze del conte«, brachte er 1772 in Neapel auf die Bühne;
ihr folgte 1773 »La finta Parisina«, 1775 in Rom »L'Italiana in Londra« und in den folgenden Jahren eine Reihe andrer an verschiedenen Orten aufgeführter Opern, unter welchen »Cajo Mario« (1779 in Rom),
»La ballerina amante« (1782 in Neapel),
»Il pittore Parigino« (1782 in Rom),
»Il convito« (1782 in Venedig),
»Le trama deluse« (1786 in Neapel),
»Giannina e Bernardone« (1788 in Neapel) mit Auszeichnung zu nennen sind. Im J. 1789 folgte er einem Ruf als Kammerkomponist der Kaiserin Katharina II. nach Petersburg;
auf der Reise dahin wurde er in Wien vom Kaiser Joseph II. ehrenvoll aufgenommen und beschenkt.
Während der drei Jahre seines russischen Aufenthalts schrieb er die Opern: »La vergine del sole«, »Cleopatra«, »L'Atene edificata« und erntete mit denselben reichen Beifall. Da jedoch seine Gesundheit das nordische Klima nicht vertrug, so wandte er sich 1792 nach Wien, wo er vom Kaiser Leopold II. unter glänzenden Bedingungen als Hofkapellmeister angestellt wurde und noch in demselben Jahr sein Meisterwerk: »Il matrimonio segreto«, mit größtem Erfolg auf die Bühne brachte, ein Leben und Geist sprudelndes, in allen Teilen vollendetes Werk, das zu den besten der italienischen Opera buffa gehört.
Außerdem komponierte Cimarosa in Wien noch »La calamità de' cuori«, »L'amor rende sagace« u. a. und kehrte dann 1793 nach Neapel zurück, wo sein »Matrimonio segreto« an 70mal hintereinander mit immer neuem Beifall gehört wurde. Bis zum Ausgang des Jahrhunderts bereicherte er noch das Repertoire der größern Opernbühnen seines Vaterlandes um mehr als ein Dutzend mit größerm oder geringerm Erfolg aufgeführter Werke. An den revolutionären Bewegungen in Neapel (1799) nahm er lebhaften Anteil und soll infolgedessen sogar eingekerkert gewesen sein.
Jedenfalls verließ er 1800 Neapel und begab sich nach Padua und zuletzt nach Venedig, wo er über der Komposition der Oper »L'Artemisia« starb. Im Panthéon zu Rom wurde 1816 seine Büste von Canova neben denen Sacchinis und Paësiellos aufgestellt. Außer der großen Reihe von Opern schrieb Cimarosa noch eine Anzahl geistlicher Kompositionen, Messen, Litaneien u. a. Als Opernkomponist läßt Cimarosa den Einfluß Mozarts deutlich erkennen, indem er mit den Vorzügen der italienischen Musik, dem anmutigen Melodienfluß, der dramatischen Lebendigkeit und der wirkungsvollen Behandlung der menschlichen Stimme, die dem deutschen Meister eigne Gedankentiefe verbindet und namentlich durch geistreiche Harmonie und Instrumentierung die meisten seiner italienischen Kunstgenossen übertrifft.