Cichorie
(Pflanze), s. Cichorium.
Cichorie
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Cichorie
(Pflanze), s. Cichorium.
Cichorie
oder Cichorien
, ein aus der
Wurzel
[* 2] von Cichorium (s. d.) hergestellter Zusatz oder Ersatz der
Kaffeebohne,
dessen
Verbrauch eine große, stetig zunehmende
Ausdehnung
[* 3] gewonnen hat, die seiner Wohlfeilheit, der
Ähnlichkeit
[* 4] der
Farbe
eines
Aufgusses daraus mit dem des
Kaffees und seinem mild-bittern, weichen
Geschmack zugeschrieben werden muß. Die Herstellung
der aus der Cichorie
npflanze geht so vor sich, daß den etwa 175 g schweren
Wurzeln das Kraut, welches als gutes Viehfutter
dient, abgeschnitten wird, die
Wurzeln alsdann rein gewaschen sowie in
Stücke zerschnitten und darauf in
Darren gut ausgetrocknet
werden.
Dies ist der erste, meistens getrennt betriebene
Teil der Herstellung. Von den
Darren geht die Cichorie
nwurzel,
unter dem
Namen gedarrte Cichorie
, in die
Hände des Fabrikanten über. Dieser röstet die gedarrten Cichorie
, bis sie dunkelbraun sind,
versetzt sie dabei teilweise mit Pflanzenfetten, Sesam- und Erdnußölen, mahlt sie und bringt sie dann in pulverigem Zustande,
in
Büchsen oder
Paketen verpackt, sofort in den
Handel oder läßt das Pulver erst wieder Feuchtigkeit
anziehen, um es erst dann dem Verkehr zu übergeben.
Das Waschen der Cichorie
nwurzeln findet unter fortwährender Wassererneuerung in cylindrischen, geneigten, rotierenden
Trommeln
statt, worauf die
Wurzeln auf einem
endlosen Drahttuch einer Schneidemaschine, ähnlich der in der Zuckerfabrikation (s. d.)
gebräuchlichen Schneidemaschine für Rüben, zugeführt und durch dieselbe in
Stücke geschnitten werden.
Diese
Stücke kommen auf übereinander liegende Drahthorden in Trockenanstalten mit offener Feuerheizung, sog.
Cichorie
ndarren, wo sie während 12-14
Stunden auf ein Viertel ihres Gewichts ausgetrocknet werden. Nach dieser Behandlung
sind die gedarrten
Stücke gut ein Jahr haltbar. Nach dem
Darren erfolgt die zur weitern Zerkleinerung
nötige Röstung, die in cylindrischen oder kugelförmigen, eisernen
Trommeln geschieht, die geröstete Ware endlich wird
auf
Mahlgängen, Kollergängen oder Scheibenmühlen durch verschiedene Korngrößen hindurch zu Pulver zermahlen.
Wird die gedarrte Ware unter Zusatz von 1 bis 5 Proz. Pflanzenfette geröstet, was geschieht,
um die im
Kaffee enthaltenen, wirksamen Öle
[* 5] zu ersetzen, so bleibt das Erzeugnis daraus längere Zeit
trocken, bekommt eine tiefbraune
Farbe, riecht mandelartig und schmeckt wesentlich angenehmer, als das ohne solchen Zusatz.
Die billigern Sorten werden aus ungefetteten
Wurzeln,
bez. deren Mehl,
[* 6] durch direkte Zuführung von Wasser oder Zuführung
von Feuchtigkeit in Form von
Dampf,
[* 7] meistens in großen Dampfkellern, wieder feucht gemacht, also beschwert
und zwar bis zu 25 Proz. und dann in den
Handel gebracht. Diesen geringern Sorten wird auch vielfach, auf Kosten der Güte
der Cichorie
, Mehl aus gedarrten Rüben beigemischt, da dasselbe billiger ist.
Die frische Cichorie
nwurzel enthält gegen 75 Proz. Wasser und 25 Proz.
Nährstoffe, hauptsächlich Levulin und Pflanzenschleim in
Verbindung mit einem rein schmeckenden aromatischen
Bitterstoff,
einem
Glykosid. Durch das
Darren und Rösten wird das Wasser herausgetrieben und die stickstofffreien
Stoffe werden mehr oder
weniger in Zucker
[* 8] verwandelt, während das
Glykosid unverändert bleibt, sodaß ein reines Cichorie
nmehl
60-80 Proz. löslicher stickstofffreier
Stoffe enthalten muß. Das Getränk aus reinen Cichorie
ist nicht unangenehm von
Geschmack
und
Geruch und wirkt anregend auf die
Verdauungsorgane.
Die Hauptorte der Cichorie
nfabrikation sind außer
Magdeburg:
[* 9]
Ludwigsburg,
[* 10]
Berlin
[* 11] und
Breslau;
[* 12] großer Anbau nebst Fabrikation
findet auch in
Belgien,
[* 13]
Frankreich,
Holland und
Österreich-Ungarn
[* 14] statt. Die Cichorie
ist von großer Bedeutung
für
Deutschland,
[* 15] weil durch ihren Anbau die
Tiefkultur des
Bodens bedingt wird, die Cichorie
npflanze in der Fruchtfolge die
Nematode des Zuckerrübenbodens vernichtet, überhaupt eine treffliche Vorpflanze für die Rübe und Getreide
[* 16] ist.
Seit einiger Zeit wendet man der Cichorie
, infolge der eingehenden Untersuchungen der Firma Dommerich
&
Co. in
Magdeburg-Buckau, eine wachsende
Aufmerksamkeit zu, weil ihr hoher Gehalt an
Stärke
[* 17] und Zuckerstoffen eine Verwertung
zur Spiritusbrennerei erlaubt; außerdem ist die chem. Zusammensetzung der gerösteten Cichorie
jener
des Gerstenmalzes so ähnlich, daß mittels des gleichzeitig vorhandenen
Bitterstoffs die Möglichkeit gegeben ist, durch
Gärung ein Getränk zu erzeugen, das allen Anforderungen eines guten
Bieres genügen und dabei volkswirtschaftlich
eine außerordentliche Ersparnis bedingen dürfte. Im
Deutschen
Reich werden etwa 11000 ha mit Cichorienwurzeln bebaut, von
denen 20-30000 kg von 1 ha geerntet und verdarrt werden. Die Zahl der Fabriken in
Deutschland beträgt über 100, in
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶