Chylus
(grch.),
Milchsaft oder Nahrungssaft, die während der Dünndarmverdauung aus dem
Speisebrei (s.
Chymus) durch
endosmotische Vorgänge bereitete weißliche, milchähnliche Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion, die in das
Blut
durch die eigens für sie bestimmten
Gefäße, die
Milch- oder Chylus
gefäße des
Dünndarms, übergeht. Unstreitig stellt dieses
Chylus
gefäßsystem eine der wichtigsten
Quellen für die beständige Erneuerung und Ersetzung des
Blutes dar, indem es diesem
hauptsächlich die Fette, Eiweißkörper und eine Reihe wichtiger
Salze zuführt.
Von der
Lymphe (s. d.), mit welcher er sehr große
Ähnlichkeit
[* 2] hat, unterscheidet sich der Chylus
hauptsächlich durch seinen
enormen Fettgehalt während der
Verdauung, der ihm seine Undurchsichtigkeit und sein milchweißes Aussehen verleiht; nach
fettfreier (pflanzlicher) Nahrung ist der Chylus
klar und durchsichtig wie die
Lymphe, ebenso im nüchternen
Zustande
(Darmlymphe). Man unterscheidet an ihm eine klare farblose Flüssigkeit (Plasma) und in dieser suspendiert rundliche,
feinkörnige, den weißen
Blutkörperchen
[* 3] ähnliche Zellen, die sog.
Chyluskörperchen, sowie zahllose, außerordentlich feine,
von einer zarten Eiweißhülle umgebene Fetttröpfchen; seine chem. Hauptbestandteile sind
mehrere
Eiweißkörper
(Faserstoff,
Caseïn,
Globulin), Fette, Zucker,
[* 4]
Harnstoff und
Salze.
Die Chylus-
oder Milchsaftgefäße, die von Aselli 1622 entdeckt wurden, nehmen ihren Anfang in den
Darmzotten, bilden innerhalb
des
Dünndarms ein vielfach verzweigtes Röhrensystem, durchsetzen die zahlreichen
Lymphdrüsen des Gekröses, welche dem Chylus
seine
geformten Elemente beimengen, und münden sodann wie alle
Lymphgefäße in den federkielstarken Milchbrustgang
(Ductus thoracicus), welcher im Innern der
Brusthöhle längs der Wirbelsäule verläuft und seinen
Inhalt in die linke Schlüsselbeinblutader,
somit kurz vor dem Eintritt des
Blutes in das
Herz, ergießt. Die
Bewegung des Chylus
zum
Blute hin geschieht wegen des bedeutenden
Widerstandes in den
Lymphdrüsen nur langsam und unter geringem Druck; als bewegende Kräfte dienen in
erster Linie die Kontraktionen der
Darmzotten, weiterhin alle jene
Momente, welche für die
Bewegung der
Lymphe überhaupt in
Betracht kommen. (S.
Lymphe,
Verdauung.)