Chylurie
(grch.), eine eigentümliche, besonders in einigen tropischen Gegenden, selten in Europa [* 2] beobachtete Krankheit, bei welcher der Harn infolge eines enormen Gehalts an Fett, welches in feinster Verteilung dem Nierensekret beigemischt ist, täuschend das Aussehen von Milch erhält; dabei werden die Kranken auffallend bleich, mager und kraftlos. Von Zeit zu Zeit nimmt der Harn wieder seine normale Beschaffenheit an und die Kranken fangen an sich zu erholen. So kann der Wechsel in ihrem Befinden jahrelang fortdauern, bevor sie an Erschöpfung zu Grunde gehen.
Über die Grundursache dieser merkwürdigen
Krankheit ist noch nichts Sicheres ermittelt; doch muß man
annehmen, daß es sich hierbei um abnorme
Kommunikationen des
Lymph- und Chylussystems mit den
Harnwegen handelt, welche den
übertritt von
Chylus (s. d.) in den
Urin und damit das Krankheitsbild der Chylurie
zur Folge haben. Die tropische Chylurie wird nach Wucherer
und Lewis durch kleine, im
Blute schmarotzende Nematoden (Filaria sanguinis hominis Lewis) verursacht,
welche als die Embryonen der Filaria Bancrofti Cobb.
erkannt worden sind; dieselben bewirken eine Verstopfung der
Lymphgefäße, welche ihrerseits zu Ruptur und zum
Austritt von
Lymphe in die
Harnwege führt.