Chrysostŏmus,
griech. Rhetor, s. Dio.
Chrysostomus
3 Seiten, 662 Wörter, 4'477 Zeichen
griech. Rhetor, s. Dio.
Johs.,
Patriarch von
Konstantinopel
[* 2] und einer der angesehensten
Väter der alten
Kirche, Chrysostomus
, d. h. Goldmund,
genannt wegen seiner hinreißenden
Beredsamkeit, geb. 347 zu
Antiochien als Sohn des Secundus, der magister militum orientis
war, wurde durch seine fromme
Mutter Anthusa im christl.
Glauben erzogen, von dem heidn. Rhetor Libanius
unterrichtet und wandte sich von der Thätigkeit eines Sachwalters bald der Beschäftigung mit der christl.
Lehre
[* 3] zu. Der
Bischof Meletius von
Antiochien taufte ihn in seinem 23. Lebensjahre und weihte ihn zum Vorleser.
Der ihm zugedachten bischöfl. Würde entzog er sich und begab sich nach dem Tode seiner Mutter 374 zu den Einsiedlern in den Bergen [* 4] bei Antiochien, bis ihn infolge seiner schweren Kasteiungen eine Krankheit zwang, das Einsiedlerleben aufzugeben. Er kehrte 381 nach Antiochien zurück, wurde Diakon und 386 Presbyter. Von da an begann seine ausgedehnte und tiefgreifende Wirksamkeit als Prediger. Berühmt sind namentlich seine 21 Predigten von den Bildsäulen («De statuis ad populum Antiochenum»),
die er 387 hielt, als das antiochenische
Volk in einem
Aufstande die kaiserl.
Bildsäulen
zerschlagen hatte. 398 wurde er
Bischof von
Konstantinopel, sehr wider seinen Willen. Die
Strenge, mit welcher er hier dem sittlichen
Verderben entgegentrat, machte ihm vor allem die sittenlose Kaiserin Eudoxia zur Feindin. Dies benutzte sein Nebenbuhler
Theophilus von
Alexandria, der nach
Konstantinopel kam und mit den Gegnern des Chrysostomus
403 auf dem kaiserl. Landgut
«Zur
Eiche» (Ad quercum) bei
Chalcedon eine
Synode hielt, die Chrysostomus
seines
Amtes entsetzte.
Kaiser Arkadius gab den Wünschen seiner Gemahlin nach und sandte Chrysostomus
in die
Verbannung nach
Bithynien. Das
Volk ward dadurch beunruhigt, zumal man ein
Erdbeben
[* 5] in der folgenden Nacht als
Strafe des Himmels deutete. Chrysostomus
wurde schleunig
zurückberufen, vom
Volk mit Jubel empfangen und in sein
Amt wieder eingesetzt. Als einige
Monate später
Eudoxia ihre silberne
Bildsäule aufrichten ließ, sprach Chrysostomus
heftig gegen die abgöttischen Ehrenbezeigungen, mit welchen
dieselbe eingeweiht wurde.
Eine
Synode seiner Gegner sprach die Absetzung über ihn aus,
weil er, obgleich von einer
Synode abgesetzt, sein
Amt wieder angetreten
hatte, ohne von einer andern
Synode wieder eingesetzt zu sein. Chrysostomus
ward zum zweitenmal 404 in die
Verbannung
geschickt nach Kukusus in
Kleinarmenien.
Daß Innocenz I. sich für ihn verwandte, hatte nur zur Folge, daß er nach einem
noch entferntern Ort, nach
Pityus in Kolchis, gebracht ward. Unterwegs starb er jedoch an den Strapazen der
Reise in einer
Kapelle bei
Komana 14. Sept. 407.
Theodosius II. ließ 438 seine Gebeine nach
Konstantinopel bringen und in der
Apostelkirche feierlich beisetzen; später kamen sie nach
Rom
[* 6] in die
Kirche des
Vatikan.
[* 7]
Sein
Gedächtnis feiert die griech.
Kirche am 13. Nov., die römische am 27. Jan. Die Bedeutung des Chrysostomus
liegt ganz besonders
darin, daß er zu einer Zeit, in welcher über dem Eifer für die Reinheit der
Lehre die sittliche Reinheit des Lebens vielfach
vernachlässigt ward, diese mit der ganzen
Energie seines festen Charakters forderte. Überall betont er die ethische Seite
des
Christentums. Als Dogmatiker hat Chrysostomus
geringe Bedeutung, als Kanzelredner ist er der
bedeutendste des christl.
Altertums.
Erhalten sind gegen 1000 seiner Reden, die zwar von dem echt orientalischen, oft etwas schwülstigen Bilderreichtum jener Zeit nicht frei sind, sich aber ebensosehr durch ihre Innigkeit und Kraft [* 8] wie durch ihre Popularität und praktische Fruchtbarkeit auszeichnen. Seine Werke wurden hg. von Savilius (8 Bde., Eton 1613), von Fronte Ducäus (12 Bde., Par. 1609–36), von Montfaucon (13 Bde., ebd. 1718–38; neu ediert ebd. 1836–39). Eine Auswahl von Homilien wurde hg. von Matthäi (Meißen [* 9] 1792; Lpz. 1807), von Bauermeister (Gött. 1816) und Dübner (2 Bde., Par. 1861–62); in deutscher Übersetzung von Cramer (10 Bde., Lpz. 1748–51), Lutz (2. Aufl., Tüb. 1853) und Mitterutzner (10 Bde. der «Bibliothek der Kirchenväter», Kempten [* 10] 1866–84). Unter seinen übrigen Schriften ist am bekanntesten diejenige «Über das Priestertum» ¶