Ung., Gattung parasitischer
Pilze
[* 2] aus der Familie der Rostpilze oder
Uredineen (s. d.).
Sie finden sich auf
Blättern verschiedener
Pflanzen und bilden meist gelbe oder orangefarbene Sporenlager. Bei einigen
Arten
ist der Entwicklungsgang vollständig bekannt, so bei Chrysomyxa rhododendri und ledi de By. Die Uredo- und
Teleutosporen sitzen auf
der Unterseite der
Blätter von Rhododendronarten und Ledum palustreL. Das zugehörige
Aecidium
(Aecidium
abietinum) findet sich auf Fichtennadeln; es besitzt eine weiße Peridie und hellgelbe
Sporen.
Der
Pilz
[* 3] tritt hauptsächlich in den Fichtenbeständen der
Alpen
[* 4] auf. Bei einer andern in
Deutschland
[* 5] häufig auftretenden
Krankheit
der Fichtennadeln, der sog. Gelbfleckigkeit oder
Gelbsucht, ist gleichfalls eine Art dieser Gattung die
Ursache, nämlichChrysomyxa abietisUng., der sog. Fichtennadelrost. Hier kennt man aber nur die Teleutosporenform. Diese bildet
orangegelbe, meist langgestreckte Polster auf den Fichtennadeln, und durch die Einwirkung des
Pilzes sterben die
Nadeln
[* 6] bald
ab. In manchen Gegenden
Deutschlands,
[* 7] z. B. im Harz, hat die
Krankheit zu verschiedenen
Zeiten große
Ausdehnung
[* 8] erreicht, besonders
in Wäldern, die in engen feuchten
Thälern sich befinden. Ob bei dieser Form überhaupt ein vollständiger
Generationswechsel vorkommt, ist noch zweifelhaft.
Abschnürung meist auf kurzen Basidien gebildet werden, und zwar stets vereinigt in kleinen Lagern oder Häuschen, welche entweder
innerhalb der Epidermis
[* 11] oder unmittelbar unter derselben sich ausbilden, so daß die befallene Pflanze sich mit einem staubigen
oder krustigen Ausschlag (Exanthem) von rotgelber, rostfarbener, brauner oder schwarzer Farbe bedeckt, welcher von
den zahlreich angehäuften gefärbten Sporen gebildet wird (s. Tafel »Pflanzenkrankheiten«,
[* 12] Fig. 11-15). Die Rostpilze bringen in
ihren Nährpflanzen Krankheiten hervor (Rostkrankheiten, Rost), welche durch die Sporen dieser Pilze verbreitet werden.
Die von dem Schmarotzer befallenen Teile, meist Blätter, werden durch denselben vorzeitig gelb und getötet; mitunter treten
dabei auch monströse Gestaltveränderungen ein. Jede Rostkrankheit hat ihren eigentümlichen Rostpilz,
und die letztern sind immer nur auf eine bestimmte Pflanzenart oder einige nahe verwandte angewiesen. Die Entwickelung beginnt
mit der Keimung der Sporen, deren Keimschläuche in die Blätter eindringen, indem sie entweder durch die Spaltöffnungen ihren
Weg nehmen, oder die Membranen der Epidermiszellen durchbohren und sich im Innern der Pflanze zu dem Mycelium
entwickeln.
Viele Rostpilze sind durch ihren Generationswechsel ausgezeichnet, indem sie wenigstens zweierlei Sporen besitzen, welche von demselben
Mycelium auf der Nährpflanze nacheinander erzeugt werden: Sommersporen (Stylosporen, Uredosporen, die frühere GattungUredo)
einer- und Wintersporen (Teleutosporen) anderseits. Jene pflegen zuerst und oft in sehr großer Anzahl
gebildet zu werden, sind sofort nach ihrer Reise keimfähig und verbreiten den Pilz und die Krankheit in demselben Sommer auf
andre Individuen.
Die Wintersporen erreichen meist erst im nächstfolgenden Frühling, nachdem sie denWinter im reifen Zustand verbracht haben,
ihre Keimfähigkeit, und ihre Keime bilden im Frühling den ersten Ausgangspunkt für Pilz und Krankheit.
Bei manchen Rostpilzen entsteht hierbei nicht sogleich wieder die Sommersporenform, sondern eine dritte Generation (die alten
GattungenAecidium, Roestelia, Caeoma etc.), und erst aus den Sporen dieser entwickelt sich, nachdem deren Keimschläuche wieder
in die Nährpflanze eingedrungen sind, dasjenige Mycelium, auf welchem die Sommer- und Wintersporen gebildet
werden. Diese dritte Generation tritt entweder auf derselben Nährpflanzenspezies auf, welche auch den folgenden Generationen
als Wirt dient (autözische Rostpilze), oder sie entwickelt sich auf einer bestimmten andern Pflanze (heterözische Rostpilze).
1) PucciniaPers. Die Teleutosporen sind durch eine Querscheidewand in eine obere und eine meist etwas kleinere
untere Zelle
[* 13] geteilt und außerdem mit einer farblosen Stielzelle versehen, mit welcher sie beim Ablösen verbunden bleiben,
und bilden braune oder schwarze, staubige oder krustenförmige Häufchen. P. graminis Pers. (Getreiderost, Grasrost), am Getreide
[* 14] der häufigste und schädlichste Rost
[* 10]
(Fig. 11), kommt außerdem auch auf Triticum repens, Lolium
[* 15] perenne,
Dactylis
[* 16] Agrostis
[* 17] u. a. vor.
Die Teleutosporen bilden lange, braune oder braunschwarze, von der Epidermis nicht bedeckte Häufchen. Die Sommersporen (Uredo
linearis Pers.) bilden den eigentlichen sogen. Rost und brechen in rostroten, abstäubenden Häufchen
[* 10]
(Fig. 11 A) aus der Epidermis
hervor. Letztere kommen meist in großer Zahl an allen grünen Teilen zum Vorschein. Die befallenen Teile
sterben vorzeitig unter Entfärbung ab, und oft gehen die Ähren oder das Getreide vor Entwickelung derselben
zu Grunde.
Durch die Sommersporen
[* 10]
(Fig. 12 b) wird der Pilz rasch weiter verbreitet. Später erscheinen auf den rostig gewordenen Teilen
[* 10]
(Fig. 11 B) die Teleutosporenlager. Diese bleiben in ihrer Unterlage sitzen;
man findet sie bis zum Frühjahr, auf dem rostigen Stroh, auf Stoppeln rostiger Felder, auf den dürren Halmen wild wachsender
Gräser.
[* 18] Die Teleutosporen
[* 10]
(Fig. 12 a) keimen erst im Frühjahr, ihr Keimschlauch gestaltet sich nur zu einem
kurzen Faden
[* 19] (Promycelium) und entwickelt seitlich an kurzen Ästchen einzelne kleine, farblose Sporidien
[* 10]
(Fig. 13). Diese entwickeln sich nur auf lebenden Blättern der Berberitze zu dem Aecidium berberidis Pers.
[* 10]
(Fig. 14). Dies
sind kleine, becherförmige, in die Blattmasse eingesenkte, zuletzt die Epidermis durchbrechende und sich öffnende Behälter
[* 10]
(Fig. 15 p), welche von einer Schicht dickwandiger Zellen (der Peridie) umgeben werden und in ihrem Grunde
dicht gestellte, an ihrer Spitze reihenweise Sporen abschnürende Basidien enthalten.
Die dickwandigen, gelbroten Sporen trennen sich in der Reife voneinander und fallen aus. Erst diese erzeugen, wenn sie auf
Getreide und Gräser gelangen, hier den ursprünglichen Rostpilz wieder. Außer den Äcidienfrüchten bildet das
Mycelium des Aecidium vorher noch Spermogonien
[* 10]
(Fig. 15 s) in Form kleiner, krugförmiger Behälter, aus deren Mündung ein
pinselartiger Büschel von Haaren hervorragt, und die in ihrem Innern zahlreiche, in einer Schleimmasse hervorquellende Spermatien
abschnüren. Um die Krankheit zu verhüten, muß auf eine möglichste Ausrottung der Berberitze hingearbeitet werden; ferner
muß man das rostige Stroh nicht zur Streu benutzen, sondern mit der Stoppel rostiger Felder verbrennen; auch sollte man die
Feldraine von Gräsern reinigen, weil diese häufig mit Rost bedeckt sind und daher einen konstanten Ansteckungsherd bilden.
2)UromycesLév. Die Teleutosporen sind einzellig, mit einer angewachsenen, kurzen, farblosen Stielzelle, und bilden braune
oder schwarze, staubige Häufchen, welche durch die Epidermis hervorbrechen. Die meisten haben Sommersporen
und Aecidium.
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Uromycesbetae Tul.
(Rost der Runkelrüben) ist seit 1856 in zunehmender Verbreitung den Kulturen verderblich. Die braunen Häufchen der Sommer-
und Wintersporen brechen in Menge an den Blättern hervor, welche dadurch vorzeitig gelb werden und absterben. Das Aecidium
entwickelt sich an den Blättern der jungen, im Frühling gesetzten Rübenpflanzen. Da aus dessen Sporen
der eigentliche Rost entsteht, so muß man die Blätter, auf denen er sich zeigt, sorgfältig entfernen; auch muß das alte
rostige Stroh verbrannt werden, weil aus den Sporidien der im Frühjahr keimenden Teleutosporen das Aecidium sich entwickelt.
Die Sommersporen (UredoleguminosarumLink) dieser Pilze sind den genannten Nährpflanzen
sehr schädlich. Zu ihnen gehört das Aecidiumleguminosarum Rabenh.,
und ihr Entwickelungsgang ist ganz analog demjenigen der vorigen Art, die Verhütungsmaßregeln daher dieselben. Eine heterözische
Art ist der Erbsenrost (U. pisiSchröt.), dessen Uredo- und Teleutosporenform aus Erbsen, Wicken und Lathyrus-Arten lebt, während
die Äcidien auf der Wolfsmilch (AecidiumEuphorbiaePers.) die bekannten Krankheitserscheinungen hervorrufen;
auf letzterer perennieren die Mycelien in den Wurzelstöcken.
Letztere sind die Wintersporen, welche beim Keimen ein Promycelium mit Sporidien entwickeln; letztere lassen
ihre Keimschläuche in die Blätter der Kernobstbäume eindringen, wo aus ihnen die Roestelia entsteht. Der Gitterrost bildet
lange, flaschenförmige Peridien, welche sich in viele Zellenreihen spalten, entweder nur an der Spitze pinselförmig oder
der ganzen Länge nach gitterförmig, indem die Spitze mützenartig ganz bleibt, und welche zahlreiche
runde, einzellige Sporen enthalten, welche reihenweise abgeschnürt werden.
Diese Peridien erscheinen gesellig auf der Unterseite gelber oder roter, polsterförmiger Blattflecke, an deren Oberseite
vorher die dunklern, punktförmigen Spermogonien entstehen. Der Pilz verdirbt das Laub, siedelt sich auch bisweilen an den
jungen Früchten an, welche dann ebenfalls verdorren werden. G. fuscumDec., in rotbraunen, kegelförmigen
Häufchen, im Frühjahr auf Juniperus-Arten, erzeugt den Gitterrost der Birnbäume (Roesteliacancellata Rebent.), welcher im
Sommer und Herbst auf Blättern und Früchten des Birnbaums kegelförmige, blaßgelbe, bis 2 mm große Peridien bildet, welche
der Länge nach gitterartig zerreißen und an der Spitze ganz bleiben. G. clavariaeformeÖrst., in mehr
cylindrischen oder keulenförmigen, hellgelben Häufchen
auf Juniperus communis, erzeugt den Gitterrost der Apfelbäume (RoesteliapenicillataÖrst.), mit bis 4,5 mm langer, flaschenförmiger Peridie, welche bis zur Basis in Fasern zerreißt, die an der Spitze
nicht verbunden sind, im Sommer und Herbst auf Blättern und jungen Früchten des Apfelbaums, sowie die VarietätRoestelialacerataSow., auf Weißdorn und Mispeln, welche durch nicht bis zur Basis zerreißende Peridien unterschieden ist.
Zu G. conicumÖrst., auf Stämmen und Ästen von Juniperus communis in kegelförmigen, goldgelben oder braunen Häufchen, gehört
RoesteliacornutaEhrh., auf den Blättern der Ebereschen, durch hornförmige, oft gekrümmte, nur an der
Spitze zerreißende Peridien ausgezeichnet. Die genannten Arten von Juniperus sind daher, insofern sie Gymnosporangium tragen,
dem Obstbau schädliche Pflanzen.
5)ChrysomyxaUng. Die Teleutosporen sind nicht gestielt, cylindrisch, aus mehreren übereinander stehenden Zellen gebildet und
bisweilen verzweigt, mit rotgelbem Inhalt und bilden ein fest zusammenhängendes, orangerotes, aus der
Epidermis hervorbrechendes Lager.
[* 26] Ch. abietisUng. ist die Ursache des Fichtenrostes oder der Gelbsucht derFichten, welche stellenweise
oft über große Flächen verbreitet sich zeigt. Die einjährigen Nadeln sind gelbfleckig oder ganz gelb, und auf der Unterseite
brechen daselbst die Sporenlager im Frühling hervor, worauf die Nadeln bald abfallen. Die Sporen keimen
dann und erzeugen Sporidien, deren Keimschläuche in die neugebildeten jungen Nadeln eindringen, in denen schon im ersten Sommer
das Mycelium sich entwickelt. Sommersporen und Aecidium sind nicht bekannt. Man entferne sofort die kranken Bäume, sorge durch
zweckmäßigen Durchhieb für Herstellung genügenden Luftwechsels und für Entwässerung zu feuchter
Lagen.
6)Melampsora Cast. Die Teleutosporen sind nicht gestielt, einzellig, keilförmig oder prismatisch, parallel nebeneinander
stehend und unter sich und mit der Unterlage fest verwachsen zu einem flachen, schwarzen oder braunen Lager unterhalb der
Epidermis, wo es sich erst nach dem Absterben des Pflanzenteils ausbildet. Auf derselben Nährpflanze gehen
die Sommersporen vorher als blaßrote oder rotgelbe, stäubende Häufchen, welche als Rost den Nährpflanzen schädlich sind.
M. salicinaLév. bildet rötlichschwarze Flecke auf der Oberseite der Blätter fast aller Weidenarten, stellt mit seinen Sommersporen
(Uredomixta Duby) den Weidenrost dar. M. liniDesm. bildet den Leinrost; die Sommersporen (UredoliniDec.)
stellen rotgelbe Rosthäufchen an den grünen Teilen des Flachses dar; die Teleutosporen erscheinen später als schwarze Flecke
an den untern Teilen des Stengels. Die Krankheit tritt in Westeuropa verderblich auf.
7) AecidiumPers. (Becherrost). Die Sporen werden in kleinen, becherförmigen Peridien gebildet, welche mit gezahntem Rand aufbrechen
und in ihrem GrundBasidien enthalten, von welchen die gelben oder orangeroten, einzelligen, mit feinstachligem
Episporium versehenen Sporen kettenförmig
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