Friedrich, Musikhistoriker, geb. zuLübtheen im Mecklenburgischen, studierte
in
Rostock
[* 3]
Philosophie und lebte, nachdem er hier philosophische Doktorwürde erworben, längere Zeit im
Ausland, namentlich
in
England. Nach
Deutschland
[* 4] zurückgekehrt, hielt er sich teils zu
Lauenburg,
[* 5] teils zu Vellahne in
Mecklenburg
[* 6] auf; seit 1866 hat
er seinen
Wohnsitz zu
Bergedorf bei
Hamburg.
[* 7] Chrysanders Hauptwerk ist die noch unvollendete
BiographieHändels
(Leipz. 1858-67, Bd. 1-3, erste Hälfte),
die zu den bedeutendsten Leistungen auf musikgeschichtlichem Gebiet gehört.
gab die
»Jahrbücher für
Musikwissenschaft« (Leipz. 1863-67, 2 Bde.;
nicht fortgesetzt) sowie von 1885 an mit P.
Spitta die »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft« heraus
und lieferte
Aufsätze verschiedenen
Inhalts in die
Leipziger »Allgemeine musikalische
Zeitung«, deren Redaktion er mit
Unterbrechung
der Jahre 1871-75 von 1868 bis zu ihrem
Eingehen (1882) geführt hat. Als Musikhistoriker allgemein anerkannt, hat sich Chrysander dagegen
durch seine hervorragende Beteiligung an der von derDeutschenHändel-Gesellschaft unternommenen Herausgabe
der Werke
Händels sowie durch die von ihm veranstalteten
Ausgaben älterer
Meister, wie
Corelli,
Couperin,
Carissimi,
Rameau etc.,
in den
»Denkmälern der
Tonkunst« den gerechten
Tadel der
Sachverständigen zugezogen, da es ihm an der für die tonkünstlerische
Praxis notwendigen spezifisch musikalischen Beanlagung und
Bildung fehlt.
Friedrich, Musikgelehrter, geb. zu Lübtheen (Mecklenburg-Schwerin), studierte Philosophie zu Rostock
und widmete sich dann ganz der Musikwissenschaft. Er hat namentlich das histor. Fach der Musik durch Arbeiten,
die sämtlich auf eigenen Forschungen beruhen, bereichert.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Der Schwerpunkt
[* 9] seiner Thätigkeit ruht in der Kunst Händels, dessen Werke er zum erstenmal nach den Quellen vollständig
herausgegeben und beschrieben hat mit dem Zwecke, sie in Deutschland wieder heimisch zu machen. Diese Ausgabe erschien zwar
unter dem Titel «Deutsche
[* 10] Händel-Gesellschaft» (Leipzig,
[* 11] seit 1859, bis 1892 95 Bände in 29 Jahrgängen),
wurde aber in Wirklichkeit von Chrysander als ein Privatunternehmen durchgeführt, mit Gervinus bis zu dessen Tode 1871, sodann auf
eigene Rechnung.
Die Übersetzungen lieferte meistens Gervinus, die ganze übrige Arbeit des Werkes hat Chrysander allein gethan. Außer der Redaktion
und den kritischen Vorarbeiten hat er auch Notenstich und Druck besorgt und zur Herstellung der Ausgabe
in seinem Hause zu Bergedorf bei Hamburg eine eigene Offizin errichtet. Dieser (allein vollständigen und zuverlässigen) Ausgabe
Händelscher Werke zur Seite geht eine (noch unvollendete) BiographieHändels (Bde. 1, 2 und Bd. 3 erste
Hälfte, Lpz. 1858‒67). Zahlreiche kleinere Arbeiten von Chrysander sind vereinigt in seinen «Jahrbüchern
für musikalische Wissenschaft» (2 Bde., Lpz.
1863‒67) und in der Leipziger«Allgemeinen musikalischen Zeitung», die er 1868‒71 und 1875‒82 redigierte.
Seit 1884 giebt Chrysander mit Spitta und Adler
[* 12] die «Vierteljahrschrift für Musikwissenschaft» heraus. Mit Sorgfalt
edierte er ferner die sämtlichen Werke von Couperin (Lond. 1888), Corelli (ebd. 1890), die Oratorien von
Carissimi sowie eine große Sammlung von Stradella, Erba, Urio, Clari, Keiser u. a., deren KompositionenHändel in seinen Werken
benutzt hat. ‒ Sein Sohn, RudolfChrysander, Mediziner, geb. im März 1865 zu Lauenburg a. d. Elbe, studierte in Leipzig und Rostock
Naturwissenschaften, darauf Medizin in Würzburg,
[* 13] Straßburg
[* 14] und Berlin
[* 15] und wurde auf seines Lehrers Schweninger
Empfehlung vom Fürsten von Bismarck, als dieser 1890 in den Ruhestand trat, zum Hausarzt und Geheimsekretär erwählt.