Chronomēter
(grch.) oder Zeitmesser würde man nach dem Wortsinne jede
Uhr
[* 2] nennen können; dem hergebrachten Sprachgebrauche
nach gebraucht man aber den
Namen speciell für eine besondere Art tragbarer
Uhren
[* 3] mit Spiralfeder, deren
Unruhe einen möglichst gleichmäßigen
Gang
[* 4] auch bei wechselnden
Temperaturen besitzt. Während auf
Sternwarten
[* 5] die fest aufgestellte
Pendeluhr dem Chronometer
jederzeit vorzuziehen ist, ist der Chronometer dem Seefahrer als
Mittel bei der
Ortsbestimmung
[* 6] zur See (s. d.) unentbehrlich.
Schon unter der Regierung der Königin
Anna wurde in England auf Newtons
[* 7] Anregung ein Preis von 20000 Pfd.
St. für eine Methode ausgesetzt, die einem Schiffe
[* 8] auf der
Reise von England nach Westindien
[* 9] die tägliche Bestimmung der
Länge auf ½
Grad genau gestattete. Einen
Teil dieses Preises erhielten John
Harrison und sein Sohn William
für ihre Seeuhren, die allerdings noch unvollkommen gegen Temperatureinflüsse geschützt waren. Ziemlich gleichzeitig fertigte
Le
[* 10] Roy in
Frankreich ein für
Temperatur kompensiertes Chronometer
und erhielt dafür nach langen Bemühungen von der
Pariser
Akademie
einen Preis. 1772 verfertigten
Arnold und
Kendal schon Seeuhren, die, von Cook erprobt, die Länge auf
1/5
Grad genau gaben. Von da an nahm die Chronomete
rfabrikation regen Aufschwung, um so mehr, als sich die Marinen aller
Staaten durch
Aussetzung von Preisen dafür interessierten. Die berühmtesten deutschen Chronomete
rmacher sind Tiede, Eppner,
Knoblich. Die heutigen Chronometer
vermögen die Länge auf einige Bogenminuten genau zu geben und sind bei
entsprechender Behandlung auch zu den exaktesten astron.
Rechnungen verwendbar. Ein gutes C.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
darf nach den heutigen Anforderungen die geringe tägliche Abweichung von nur wenigen Hundertsteln einer Sekunde zeigen. -
Die Konstruktion der Chronometer
gleicht sehr der der Taschenuhren; der wichtigste Teil ist die Spirale, welche die Unruhe in isochrone
Schwingungen versetzen soll. Diese beiden Teile sind zugleich die empfindlichsten gegen Temperatur- und
Feuchtigkeitseinflüsse. Erstere werden nach Möglichkeit kompensiert und der bleibende Rest durch Bestimmung von Temperaturkoefficienten
in Rechnung gezogen.
Die Feuchtigkeit wirkt rostend, also zerstörend auf die Spirale ein. Deshalb hat man in neuester Zeit, namentlich auf der
deutschen Seewarte, Versuche mit einem luftdicht abgeschlossenen Chronomete
rgehäuse gemacht sowie mit der Aufstellung der
Chronometer
in einem Kasten von konstant gehaltener niedriger Feuchtigkeit. Erstere bedingen Berücksichtigung des
Luftdrucks, welcher innen und außen verschieden ist und Spannungen im Uhrwerk zur Folge hat; letztere haben sich recht gut
bewährt. Die Chronometer
befinden sich wie die Kompasse in Ringen «cardanisch» aufgehängt, damit sie bei den Bewegungen des
Schiffs stets horizontal hängen. (S. Tafel: Nautische Instrumente und Sturmsignale,
[* 11]
Fig. 3.) Ihre Aufstellung geschieht in einem
Chronometer
spind, das am ruhigsten Platze des Schiffs, etwas hinter der Mitte, möglichst tief, gewöhnlich im Zwischendeck
fest angebracht ist.
Unter Stand eines Chronometer
versteht man den Unterschied der Chronometerzeit gegen die Greenwicher Ortszeit;
derselbe wird bestimmt durch Beobachtung des Zeitballs (s. d.) oder Ausführung von Zeitbestimmungen durch
korrespondierende Sonnhöhen am Lande oder Monddistanzen
[* 12] auf See mittels des Sextanten (s. d.). Unter Gang eines Chronometer
versteht
man die Änderung des Standes innerhalb 24 Stunden; derselbe ist entweder verlierend oder gewinnend. Zeichen eines guten Chronometer
ist
nicht die Kleinheit, sondern die Regelmäßigkeit des Ganges.
Auf Kriegsschiffen werden fast stets drei Chronometer
mitgegeben, da man nur dann bei beständigem Vergleich derselben untereinander
konstatieren kann, wenn eins derselben «einen Sprung macht», d. h. infolge momentaner Störung unzuverlässig ist. Die Veränderung
der Stände und Gänge sowie die Vergleichungen werden stets in das Chronometerjournal eingetragen. Handelsschiffe
haben aus Sparsamkeitsrücksichten meist nur ein Chronometer
an Bord, können daher Längenbestimmungen viel weniger zuverlässig ausführen.
Der Preis eines guten Chronometer
beträgt etwa 500 M. -
Vgl. De Magnac, Recherches sur l’emploi des chronomètres à la mer (Par. 1874);
Regulativ für das Chronometer
prüfungsinstitut bei der Sternwarte
[* 13] in Hamburg
[* 14] (Hamb. 1876);
Handbuch der Navigation, hg. vom Hydrographischen Amt (3. Aufl., Berl. 1891).