LautAugustin und
Eusebius hatte das 4. Jahrh. noch keinen bestimmten
Typus fürChristusbilder.
Bald aber weiß die Apokryphenlitteratur
den auch von
Eusebius 1, 14 erwähnten Briefwechsel zwischen
Christus
und König
Abgar zu
Edéssa mit einem angeblich in einem
Brief wunderbar eingedrückten Bildnis
Christi in
Verbindung zu bringen, das, in
Edessa aufbewahrt, später (944) nach
Konstantinopel
[* 3] und dann nach
Rom
[* 4] gekommen sein soll (s.
Abgar). Danach schildert
Johannes Damascenus im 8. Jahrh. das
BildChristi, womit der im 11. Jahrh. bekannt gewordene
Bericht des
Lentulus und die byzantinischen Christusbilder harmonieren, z. B. die in
Ravenna und
Rom, welche
Christus mit kurzem, gespaltenem
Bart, langem, in der Mitte gescheiteltem
Haar
[* 5] und edlen
Zügen darstellen.
Die hervorragendsten Christusbilder der frühern
Malerei sind von J. ^[Jan] van
Eyck,
Dürer und den Genannten, aus
der Neuzeit von
Thorwaldsen,
Cornelius,
HeinrichHeß,
Schraudolph und
Schlotthauer, denen der moderne
Realismus besonders durch
E. v.
Gebhardt einen neuen, historisch-naturalistisch gebildeten Christustypus entgegengestellt hat. Einer andern
Reihe von
Christusbildern gehören die
»Veronikabilder« an, wo das »Schmerzensangesicht«
auf dem
Schweißtuch erscheint, nach der
Legende gleichfalls wunderbar entstanden und daher die andre
Gattung der »Acheiropoieta«
bildend, d. h. nicht von Menschenhand herrührend (s.
Veronikabild).
Christusbilder werden zuerst bei einer gnostisch-häretischen Gemeinschaft im 9. Jahrh.
erwähnt. Ein authentisches Bildnis
Christi giebt es nicht. Die Kirchenväter haben Christus bald nach
Joh. 52, 13;. 53, 1,
3, 12 für häßlich, bald nach
Ps. 45. für schön gehalten, und Augustinus spricht von der Veränderung
der Christusbilder je nach der Verschiedenheit der Ideale. In vorkonstantinischer Zeit hat die christl.
Kunst Christus in symbolisch-allegorischer Weise dargestellt, als Guten Hirten nach
Joh. 10, 12. (s. Tafel: Altchristliche Kunst
II,
[* 10]
Fig. 4), als Fisch (s. Ichthys und Christusmonogramm) oder als Lamm.
Seit dem 2. Jahrh. erscheint in den ChristusbilderChristus als Jüngling von idealer Schönheit, aber im 4. Jahrh. kommt neben diesem
Typus ein realistischer auf, der seit dem 6. Jahrh. vorherrscht und die übermenschliche
Würde Christi zum Ausdruck bringt: das Antlitz ist ernst und bärtig, die ganze Haltung feierlich. Eine
echte Christusstatue behauptete die palästinische Stadt Cäsarea Philippi zu besitzen. Seit dem 6. Jahrh. werden Christusbilder erwähnt,
die von dem Evangelisten Lukas gemalt oder auf wunderbare Weise entstanden sein sollten.
Edessa rühmte sich eines solchen Bildes, das angeblich von Christus an Abgar (s. d.) gesandt war, als Palladium der Stadt
galt und von dort nach Konstantinopel und endlich nach Genua
[* 11] gekommen sein soll. Die abendländ. Parallele
[* 12] dazu bildet die
Legende vom Schweißtuch (s. d.) der heil. Veronika. Ein apokrypher
Brief mittelalterlichen Ursprungs, den Lentulus, der angebliche Vorgänger des Pilatus, an den röm. Senat gerichtet haben
soll, schreibt Christus eine männlichschöne Gestalt und Gesichtsbildung zu. Ähnlich ist die Schilderung,
welche um die Mitte des 8. Jahrh. Johannes von Damaskus nach alten Schriftstellern abgefaßt haben will.
Christus sei hiernach von stattlichen Wuchs gewesen, mit zusammengewachsenen Augenbrauen, schönen Augen, regelmäßiger Nase,
[* 13] lockigem Haupthaar, mit schwarzem Bart und weizengelber Gesichtsfarbe, ähnlich wie seine Mutter u. s. w.
Diese und andere Äußerungen haben natürlich keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit, ebensowenig irgend welche ältere bildliche
Darstellungen. Das Mittelalter ist bei dem spätern Typus verblieben, ja es gestaltet ihn noch strenger; die Idee des Weltrichters
ist die maßgebende. Dagegen hat die Renaissance schon im 15. Jahrh. diese Härte aufgelöst
und, ohne die Hoheit des Heilandes aufzugeben, seine Züge weicher und menschlicher gestaltet.
Zu den schönsten Christusköpfen der klassischen Kunst gehört der aus dem Abendmahl von Leonardo da Vinci, der von Raffael
in der Grablegung, ferner in der deutschen Kunst Dürers Christushaupt mit der Dornenkrone und die Christusköpfe von Tizian,
wie z. B. auf dem Zinsgroschenbilde in der DresdenerGalerie. Unter den Spätern zeichnen sich Guido Reni
(Dresden,
[* 14] Wien,
[* 15] Paris)
[* 16] und Lodovico Carracci durch charaktervolle Christusköpfe aus. Unter den Schöpfungen der Plastik ragen
Brunelleschis Crucifix
[* 17] in Sta. Maria-Novella zu Florenz
[* 18] und Michelangelos Pietàgruppe durch die ergreifenden Christusköpfe
hervor, von den Neuern sind in dieser Hinsicht Thorwaldsen, Dannecker und Rietschel zu erwähnen. Als Vertreter
verschiedenartiger Auffassungen Christi in neuester Zeit seien die Maler H. Hosmann, E. von Gebhardt und F. von Uhde genannt.
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Vgl. W. Grimm, Die Sage vom Ursprung der Christusbilder (Berl. 1843);
A. Hauck, Die Entstehung des Christustypus in der abendländ.
Kunst (Heidelb. 1880); V. Schultze, Die Katakomben (Lpz. 1882).
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