Christusbilder
,
Darstellungen von
Christus durch die bildende
Kunst. Die frühsten Christusbilder
fanden sich nach
Irenäus bei den
Gnostikern, die vorgaben, solche von
Pilatus her nach dem Urbild zu besitzen. Wahrscheinlich war das von
Kaiser
Alexander
Severus in dessen Hauskapelle neben
Abraham,
Orpheus
[* 2] u. a. aufgestellte Christusbild
dieser Art, ebenso das bei
Eusebius 7, 18 erwähnte. Sonst bediente man sich nur des
Monogramms vom
Namen
Christus und der
Symbole, wie des
Fisches (griech.
ΙΧΘΥΣ), der gezeichnet oder geschrieben die Anfangsbuchstaben der
Worte Ἰησοῦς Χριστὸς Θεοῦ
Υἱὸς Σωτήρ
(Jesus Christus,
Gottes Sohn,
Heiland) enthielt.
Obwohl nach Jes. 52, 14. sich Justinus Martyr und Tertullian Christus häßlich, Origenes aber laut Psalm 45. schön vorstellten, blieb es anfangs beim Symbol, wozu dann Szenen des Neuen und Alten Testaments kamen, worin Christus, in römischer Form und Haltung, lehrend, Blinde und Gichtbrüchige heilend, den Lazarus erweckend, jugendlich und ohne Versuch von Porträt dargestellt oder im Isaak, Moses, Jonas, Daniel vorgebildet war. Gemälde und Sarkophage der Katakomben zeigen öfters »den guten Hirten« in der Tracht der Zeit.
Laut
Augustin und
Eusebius hatte das 4. Jahrh. noch keinen bestimmten
Typus für Christusbi
lder.
Bald aber weiß die Apokryphenlitteratur
den auch von
Eusebius 1, 14 erwähnten Briefwechsel zwischen
Christus
und König
Abgar zu
Edéssa mit einem angeblich in einem
Brief wunderbar eingedrückten Bildnis
Christi in
Verbindung zu bringen, das, in
Edessa aufbewahrt, später (944) nach
Konstantinopel
[* 3] und dann nach
Rom
[* 4] gekommen sein soll (s.
Abgar). Danach schildert
Johannes Damascenus im 8. Jahrh. das
Bild
Christi, womit der im 11. Jahrh. bekannt gewordene
Bericht des
Lentulus und die byzantinischen Christusbilder
harmonieren, z. B. die in
Ravenna und
Rom, welche
Christus mit kurzem, gespaltenem
Bart, langem, in der Mitte gescheiteltem
Haar
[* 5] und edlen
Zügen darstellen.
Die Christusbilder
in den
Katakomben des
Pontianus und
Calixtus stammen aus dieser Zeit. So bleibt der
Typus in den
Mosaiken,
auf dem Smaragdbildnis, das
Papst
Innocenz VIII. aus
Konstantinopel erhielt, das aber nicht vor dem 15. Jahrh. gefertigt war,
und in Bilderhandschriften, bis
Giotto im 13. Jahrh. ihn veredelt,
Fiesole vertieft und
Leonardo da
Vinci
im
Abendmahl (zu
Mailand)
[* 6] vollendet. Seit
Giotto und der gleichzeitigen
Skulptur an französischen
Portalen erscheinen die künstlerische
Auffassung und die
Betonung
[* 7] der menschlichen
Schönheit maßgebend, so daß jeder
Künstler darin ein
Ideal der
Würde,
Heiligkeit
und
Schönheit zu verkörpern sucht, wie
Michelangelo,
Raffael und
Tizian.
Die hervorragendsten Christusbilder
der frühern
Malerei sind von J. ^[Jan] van
Eyck,
Dürer und den Genannten, aus
der Neuzeit von
Thorwaldsen,
Cornelius,
Heinrich
Heß,
Schraudolph und
Schlotthauer, denen der moderne
Realismus besonders durch
E. v.
Gebhardt einen neuen, historisch-naturalistisch gebildeten Christustypus entgegengestellt hat. Einer andern
Reihe von
Christusbi
ldern gehören die
»Veronikabilder« an, wo das »Schmerzensangesicht«
auf dem
Schweißtuch erscheint, nach der
Legende gleichfalls wunderbar entstanden und daher die andre
Gattung der »Acheiropoieta«
bildend, d. h. nicht von Menschenhand herrührend (s.
Veronikabild).
Vgl. Wilh.
Grimm, Die
Sage vom Ursprung der Christusbilder
(Abhandlungen
der
Berliner
[* 8]
Akademie 1842);
Glückselig, Christusarchäologie (Prag [* 9] 1862);
Wessely, Ikonographie Gottes und der Heiligen (Leipz. 1874);
Dietrichson, Christusbilledet (Kopenh. 1880);
Hauck, Die Entstehung des Christustypus in der abendländischen Kunst (Heidelb. 1880).