Titel
Christ
,
1)
Johann
Friedrich, Humanist, geboren im April 1700 zu
Koburg,
[* 2] bezog 1720 die
Universität
Jena,
[* 3] ging 1726 als
Hofmeister zweier junger
Koburger Adligen nach
Halle,
[* 4] 1729 als
Hofmeister eines
Grafen von
Bünau nach
Leipzig,
[* 5] wurde 1731 außerordentlicher
Professor der Geschichte daselbst, bereiste 1733 und 1735 mit seinem Zögling
Holland,
England,
Frankreich und Oberitalien,
[* 6] erhielt 1739 auch die ordentliche Professur der
Dichtkunst zu
Leipzig und starb Ebenso
feinsinnig wie gelehrt, war Christ
der erste deutsche Universitätslehrer, der neben den schriftlichen auch die
bildlichen
Denkmäler des
Altertums behandelte und den künstlerisch-ästhetischen
Gesichtspunkt zur Geltung brachte, so daß
er als der Vorgänger
Winckelmanns gilt. Auch
Lessing hat von ihm vielfache Anregungen empfangen. Aus Nachschriften seines
»Collegium litterarium« gab
Zeune später »Abhandlungen über die Litteratur und Kunstwerke vornehmlich
des
Altertums« (Leipz. 1776) heraus.
Die Vielseitigkeit von Christs
Studien beweisen die »Noctes academicae«
(Halle 1727-29),
eine Sammlung kürzerer Aufsätze über römisches Recht, Antiquitäten, Textkritik etc. Noch heute geschätzt ist seine »Anzeige und Auslegung der Monogrammatum« (Leipz. 1747). Von seinen übrigen, meist wenig umfangreichen Werken sind »De rebus langobardicis« (Leipz. 1730), die lateinischen Monographien über Machiavelli, den er verteidigte, und Ulr. v. Hutten sowie mehrere Schriften über Gemmenkunde hervorzuheben. Auch als lateinischer Dichter hat er sich hervorgethan.
Vgl. Dörffel,
Joh. Friedr. Christ
(Leipz. 1888).
2)
Joseph
Anton, berühmter
Schauspieler, geb. 1744 zu
Wien,
[* 7] entfloh dem Jesuiteninstitut, in welchem er erzogen werden sollte,
nahm als
Husar am Siebenjährigen
Krieg teil und ließ sich 1765 bei der Ilgenerschen Schauspielergesellschaft
in
Salzburg
[* 8] engagieren. 1777 spielte er neben
Döbbelin in
Berlin
[* 9] erste Liebhaberrollen und junge
Helden, trat dann in
Hamburg,
[* 10] 1779 unter
Bondini in
Dresden
[* 11] auf, ging 1783 nach Rußland, wo er mehrere Jahre (in
Petersburg
[* 12] und
Riga)
[* 13] blieb, 1790 nach
Mainz
[* 14] und trat schließlich (1794) bei der Secondaschen
Truppe ein, mit der er
Prag,
[* 15]
Dresden und
Leipzig besuchte; in letzter Stadt
feierte er 1815 sein 50jähriges
Jubiläum. Er starb in
Dresden. Christ
war ein
Künstler im vollsten
Sinn des
Worts, der
mit den scheinbar einfachsten
Mitteln mächtig wirkte und in dieser Beziehung sogar
Iffland übertraf.
Die
Natur war ihm in allem Vorbild. - Seine Tochter Friederike, seit 1808 mit dem
Schauspieler
Schirmer verheiratet, gehörte
lange Zeit (namentlich im
Fach der Mütter und Anstandsdamen) zu den Zierden des Hoftheaters in
Dresden; starb
3) Wilhelm, namhafter Philolog, geb. zu Geisenheim im Nassauischen, gebildet in Wiesbaden, [* 16] studierte 1850-53 in München [* 17] und Berlin, wurde 1854 Lehrer am Max-Gymnasium in München und 1860 ordentlicher Professor der klassischen Philologie an der Universität daselbst. 1876 wurde ihm der Verdienstorden der bayrischen Krone und damit der persönliche Adel verliehen. Er veröffentlichte bis jetzt unter anderm: »Grundzüge der griechischen Lautlehre« (Leipz. 1859);
»Pindari carmina« (das. 1869, 2. Aufl. 1873);
»Metrik der Griechen und Römer« [* 18] (das. 1874, 2. Aufl. 1879);
»Aristotelis de arte poetica liber« (das. 1878);
eine kritische Ausgabe von Homers »Ilias« (das. 1884) und, zumeist in den »Abhandlungen der bayrischen Akademie der Wissenschaften«, eine Anzahl wertvoller Abhandlungen, besonders zur alten Metrik und Rhythmik, zuletzt zu Homer.
Auch gab er eine Sammlung griechischer
Hymnen des
Mittelalters: »Anthologia graeca carminum christian
orum«
(Leipz. 1871, mit Paranikas), heraus.