Chrischona
(St.) (Kt.
Basel-Stadt, Gem.
Bettingen). 523,3 m. Bekannte religiöse Anstalt, im Volksmund allgemein kurz
Chrischona
geheissen, auf einer Erhebung der Dinkelbergplatte, 3 km sö. der Station
Riehen der
Wiesenthal Bahn, 7 km osö.
Basel.
Telephon. 32 ha 40 a Anstaltsgut an
Wald,
Wiesen und
Feld. 9
Häuser, 145 reform. Ew. Die Pilgermission auf
St. Chrischona
, wie sich die Anstalt nennt, nimmt Jünglinge im
Alter von 20 bis 30 Jähren auf und bietet ihnen eine vierjährige
unentgeltliche Ausbildung, um sie als Evangelisten, Stadtmissionare, Bibelboten, Prediger, Heidenmissionare etc. auszusenden.
Die Zöglinge erhalten täglich Unterricht, arbeiten eine oder mehrere Stunden in den Anstaltswerkstätten
in dem Beruf, den sie früher ausübten und helfen nebenbei in der Haushaltung und Landwirtschaft mit. Ausserdem werden alljährlich
besondere Bibelkurse veranstaltet, zu denen junge Leute Aufnahme finden, die sich in der Schriftkenntnis vertiefen wollen,
ohne in den Dienst der Pilgermission zu treten. Ein besonderes Gebäude nennt
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sich Pilgerhütte. Sie bietet Jünglingen und Männern eine Zufluchtsstätte, um sie aus verfehlten Lebensverhältnissen wieder auf bessere Wege zu lenken. Ausser dem grossen landwirtschaftlichen Betriebe besteht noch eine Buchdruckerei mit drei Schnellpressen und eine Buchbinderei, wo bezahlte Arbeiter angestellt sind. Hier werden christliche Schriften und die zahlreichen Publikationen der Anstalt gedruckt.
Das weitschauende Kirchlein, das Anlass zu der Gründung der Anstalt gegeben, wurde in seiner jetzigen Gestalt im Jahre 1516 vollendet.
Den Namen erhielt es nach der hier begrabenen heiligen Jungfrau Christiana, was der Volksmund in Chrischona
verwandelte. In
dem angebauten Bruderhaus wohnte ein Eremit, dem die Pflege des Gottesdienstes und die Beratung der Wallfahrer
oblag. Das Recht, diesen zu wählen und Einnahmen zu erheben, sowie die Baupflicht gehörten der Markgrafschaft von Baden,
resp. dem Landvogt zu Röteln. 1513 erwarb die Stadt Basel die Gemeinde Bettingen, wozu das Kirchlein gehörte, und führte
die Reformation ein; gleichwohl blieb Chrischona
noch längere Zeit ein Wallfahrtsort der Katholiken.
Im dreissigjährigen Krieg wurde dem Gotteshaus arg zugesetzt. 1633 plünderten die kaiserlichen Reiter in Bettingen und ruinierten
die Chrischona
Kirche inwendig vollkommen. 1634 kamen die Schweden, zerschlugen die Fenster und nahmen das Blei, worin die
Scheiben gefasst waren, um daraus Kugeln zu giessen.
Der Gottesdienst scheint nie ganz aufgehört zu haben. Bis 1882 hatte der Pfarrer von Riehen, in welche
Kirchgemeinde Chrischona
gehört, am Pfingstsonntag hier zu predigen; ebenso diente der Friedhof den Einwohnern von Bettingen
als Begräbnisstätte. Um die verwahrloste Kirche vor weiterer Profanierung zu schützen, nahm C. F. Spittler dieselbe im
Jahr 1840 vom Kanton Basel Stadt,
dem sie noch jetzt gehört, zur Miete und richtete darin die Pilgermission ein. Durch
Aufführung von Neubauten und Ankauf des grossen Gutes erreichte die Anstalt nach und nach die grosse Ausdehnung, die sie
jetzt besitzt. Die letzte Renovierung erfuhr die Kirche im Jahr 1901. - (Quellen: Linder. Geschichte
der Kirchgemeinde Riehen - Bettingen. Basel,
1884. - Rappard. Fünfzig Jahre der Pilgermission auf St. Chrischona.
Basel,
1890. - Jahresberichte.
Der Glaubensbote).