die Ausarbeitung eines
Themas nach einer eigentümlichen vorgeschriebenen
Anordnung. Dieselbe
muß enthalten:
a) den
Satz, die
Sentenz selbst, nebst dem
Lob des
Autors (dictum cum laude autoris); b) die Umschreibung des
Gedankens auf erläuternde
Weise (periphrasis); c) denBeweis (aetiologia); d) das Gegenteil (contrarium)
des
Satzes, wodurch dieser selbst in seiner Anwendung auf gewisse
Grenzen
[* 3] beschränkt und in helleres
Licht
[* 4] gesetzt wird; e)
das
Gleichnis (simile); f) das
Beispiel (exemplum); g) das
Zeugnis (testimonium); h) den
Schluß (conclusio), Wiederholung des
Hauptsatzes nebst einer Anwendung. Man hat auch folgendeDisposition: a)
Satz (protasis), b)
Beweis, c)
Erläuterung (amplificatio), und zwar α) das Gegenteil, β) das
Gleichnis, γ) das
Beispiel, δ) das
Zeugnis; endlich den
Schluß.
(grch. chreia; d. h. Gebrauch, Anwendung) heißt
die Behandlung eines philos. oder schriftstellerischen Ausspruchs oder einer Thatsache nach gegebenen Gesichtspunkten. Die
Zahl der letztern stellte der Rhetor Aphthonius (s. d.) fest auf 8: 1) dictum vel factum
cum laude auctoris (Thema mit rühmender Erwähnung dessen, dessen Ausspruch oder Handlung vorliegt), 2) paraphrasis (Erklärung),
3) aetiologia (Begründung), 4) contrarium (Gegensatz), 5) simile (Vergleich), 6) exemplum (Beispiel), 7) testimonium (Beleg),
8) conclusio (Schluß).
Von dieser aphthonianischen Chrië unterscheidet man die freiere, ciceronische mit weniger Gesichtspunkten in
beliebiger Ordnung. Auch der bekannte Schulhexameter «quis, quid, ubi, quibus
auxiliis, cur, quomodo, quando» («wer, was, wo, mit welchen Hilfsmitteln,
warum, wie, wann») ist als Anleitung zu chrienmäßiger Behandlung eines Themas gedacht. Die Form der Chrië, insbesondere der
aphthonianischen, hat lange die Schulübungen beherrscht und bildete schon im Altertum einen wesentlichen
Teil der Vorübungen (Progymnasmata) für die Einführung in die Redekunst.