Chopin
(spr. schopäng), Frédéric François, Pianist und Komponist, geb. zu Zelazowa-Wola bei Warschau, [* 2] franz.-poln. Herkunft, erhielt, 9 J. alt, Klavierunterricht durch den Böhmen [* 3] Zywny, und seine Fortschritte machten den Fürsten Radziwill auf ihn aufmerksam, der für seine Ausbildung Sorge trug. Mit 16 Jahren studierte er unter Elsner (Direktor des Warschauer Konservatoriums) Komposition, machte dann einige Reisen nach Deutschland [* 4] und trat 1829 in Wien [* 5] auf.
Von hier begab er sich 1831 nach
Paris,
[* 6] wo er von seinen emigrierten Landsleuten eifrig unterstützt wurde.
Sein Ruf verbreitete sich nun in alle
Länder.
Schon 1837 zeigten sich indes bei Chopin
Symptome eines Brustleidens, das, nachdem
er trotz Kränklichkeit im
Frühling 1848 noch eine Konzertreise nach
London
[* 7] unternommen, seinen
Tod herbeiführte. Das
Klavierspiel
C.s war ausgezeichnet durch Feinheit und Grazie des Vortrags, in
Verbindung mit einer
Technik
von höchster Vollendung.
Bezüglich des Klaviersatzes in seinen Werken ist er entschieden schöpferisch zu nennen. Seine Art der [* 1] Figuration beruht auf ganz andern Voraussetzungen als bei der durch Hummel, Moscheles und Kalkbrenner zum Abschluß gelangten Wiener Schule des Klavierspiels. Namentlich in den «Etüden» tritt die Eigentümlichkeit seiner Leistungen hervor. Der Zauber seiner Kompositionen (fast ausschließlich Klavierwerke) beruht hauptsächlich in der glücklichen Mischung des romantischen und national-poln. Elements.
«Polen gab ihm seinen chevaleresken
Sinn und seinen
Schmerz,
Frankreich seine leichte
Anmut und Grazie,
Deutschland
den romantischen
Tiefsinn, die Natur aber gab ihm eine zierliche, schlanke, etwas schmächtige Gestalt, das edelste
Herz und
das
Genie» (Heine). Am ungezwungensten und frischesten spricht sich sein
Naturell in den
Stücken kleinerer Form (den Mazurken,
Walzern, Notturnen,
Polonaisen und
Impromptus) aus, wie denn auch die überwiegende Zahl seiner
Kompositionen
in dergleichen
Stucken besteht.
In den größern Werken (den
Konzerten, einem
Trio, den
Sonaten,
Balladen u. s. w.) ist Chopin
öfter
unebenmäßig weitschweifig; immer aber muß man an seinen
Kompositionen hohe Formvollendung, geniales Erfassen und eigenartige
Durchführung echt poet. Ideen bewundern. -
C.s Leben beschrieb Schucht (Lpz. 1880),
Liszt (französisch, 4. Aufl.,
ebd. 1890; deutsch von
La Mara, ebd. 1880), gründlicher Karasowski (3. Aufl., Berl. 1881)
und Niecks (2 Bde., Lond. 1889; deutsch
von Langhans, Lpz. 1890).