Alexei Stepanowitsch, russ. Dichter, geb. 1. Mai
(a. St.) 1804 zu
Moskau,
[* 2] erhielt im elterlichen
Haus eine sorgfältige
Erziehung und ward durch einen
Kreis
[* 3] russischer Schriftsteller schon früh in die
russische Litteratur
eingeweiht, wobei sein
Geist zugleich eine liberale und patriotische
Richtung erhielt, die mit einem begeisterten
Studium der
historischen
Wissenschaften verbunden war. Ein Fluchtversuch, um am griechischen Freiheitskampf (1821)
teilzunehmen, mißglückte, und Chomjaków mußte zur
Strafe in ein Gardekavallerieregiment zu
Petersburg
[* 4] eintreten.
Nachdem Chomjaków 1825 seinen
Abschied als
Offizier genommen, reiste er in das
Ausland und hielt sich längere Zeit in
Paris
[* 5] auf, wo
er seinen ersten dramatischen
Versuch:
»Jermak« (gedruckt 1832), verfaßte. Auf seiner Rückreise nach
der
Heimat besuchte Chomjaków die westslawischen
Länder und machte sich mit dem
Geist und der
Sprache
[* 6] der
Tschechen,
Slowaken,
Slowenen
und Kroaten vertraut. Als Rußland 1828 der Türkei
[* 7] den
Krieg erklärte, trat er wieder in die
Armee ein und beteiligte sich
am
Feldzug, nahm indessen nach dem
Friedensschluß sofort wieder seinen
Abschied und ließ sich in
Moskau
nieder, wo er fortan, durch kein
Amt behindert, einzig der Litteratur lebte.
ein gehaltreiches und in
schwungvoller
Sprache geschriebenes Werk, und seine
»Lyrischen Gedichte« (»Stichotworenija«, das.
1844; neue Ausg., das. 1861), die seinen
Namen bis über die
Grenzen
[* 8] Rußlands trugen. Chomjaków wurde der Hauptrepräsentant
jener
Richtung im russischen Geistesleben, die man gewöhnlich mit dem
Namen des Slawophilentums bezeichnet. Seine
Dichtungen
und
Aufsätze dokumentieren sich als Ergüsse eines wenn auch oft zu weit gehenden, doch wahrhaften
Patriotismus, der, alles
Fremde verschmähend, das
Gute im Vaterland aufsuchte und ihn in der Machtentfaltung des Slawentums den Beginn einer neuen
Weltordnung erkennen ließ. Diese
Ansichten findet man am schärfsten ausgesprochen in seinem »Sendschreiben
an die
Serben aus
Moskau« (in russischer und serbischer
Sprache, Leipz. 1860).
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mehr
Chomjaków beteiligte sich auch bei vielen industriellen Unternehmungen und war ein eifriger Mitarbeiter an dem »Ökonomischen Anzeiger«.
In denJahren 1844-45 machte er von neuem Reisen durch ganz Europa
[* 10] und legte nach seiner Rückkehr die Resultate seiner Beobachtungen
in der »Russischen Unterhaltung« (»Russkaja Besséda«) nieder, an
deren Herausgabe er seit 1856 den thätigsten Anteil nahm. Im J. 1857 wurde er Mitglied der PetersburgerAkademie der Wissenschaften, in deren Publikationen er unter anderm eine für die Sprachforschung wichtige »Vergleichung
russischer Wörter mit dem Sanskrit« veröffentlichte. Auch sein nachgelassenes großes Werk »Über
allgemeine Geschichte« ist voll von linguistischen Kombinationen. Chomjaków starb an der Cholera. Eine
Sammlung seiner Werke erschien seit 1861 in 4 Bänden, eine zweite Ausgabe derselben 1868.
(spr. -kóff),Aléxej Stepanowitsch, russ. Schriftsteller, geb. in
Moskau, diente 1822-25 in der Gardekavallerie, nahm dann seinen Abschied und bereiste Westeuropa. Nach der Rückkehr trat er
wieder in Dienst und machte den türk. Feldzug 1828-29 mit, verließ darauf aber
die militär.
Laufbahn gänzlich und lebte teils in Moskau, teils auf seinen Gütern. Seit 1858 war er Präsident der
Moskauer Gesellschaft der russ. Litteraturfreunde und starb C.s litterar.
Thätigkeit war sehr mannigfaltig. Außer zwei Tragödien: «Jermak» (1832 erschienen) und «Pseudodemetrius» (1833),
verfaßte
er lyrische Gedichte (Mosk. 1844; neue Ausg. 1861);
zahlreich sind seine Artikel und Abhandlungen histor.,
polit., philos. und theol.
Inhalts in den Zeitschriften «Der Moskauer» und «Russkaja Besěda», dem Organ der russ.
Slawophilen. Hier wie in andern periodischen Schriften trat er als eifriger Vorkämpfer panslawistischer Ideen auf (dahin gehört
auch sein «Sendschreiben an die Serben aus Moskau», Lpz. 1860),
wie er auch in seinen Poesien die Verbrüderung
der slaw. Stämme feierte (das erste und bekannteste Gedicht dieser Richtung ist «Orel» [«Der
Adler»]
[* 11] von 1832), zur Befreiung von westeurop. Einfluß anzuregen suchte und eine eigentümlich slaw. Civilisation gegenüber
der absterbenden des Westens als Ideal hinstellte. Da dieser Gegensatz hauptsächlich in dem religiös-dogmatischen Unterschiede
der griech.-slaw. (orthodoxen) und der roman.-german. (kath.-prot.)
Welt seinen Grund haben sollte, so gab Chomjakow hierüber eine Reihe histor.-theol. Abhandlungen in franz. und engl. Sprache heraus
(deutsch anonym u. d. T. «Einige Worte eines
orthodoxen Christen über die abendländ. Glaubensbekenntnisse», 3 Abteil., Bautzen
[* 12] 1856-59; russisch von I. Samarin in C.s
«Gesammelten Werken», Bd.
2: «Theol. Werke», Prag
[* 13] 1867). Der erste, dritte und vierte Band
[* 14] dieser Werke erschienen seit 1861 in Moskau.
"Einige Worte eines orthodoxen Christen über die abendländ. Glaubensbekenntnisse", 3 Abteil., Bautzen 1856-59; russisch von I. Samarin in C.s "Gesammelten Werken", Bd. 2: "Theol. Werke"