Choindez
(Kt. Bern, Amtsbez. Münster, Gem. Courrendlin). 467 m. Industriedorf des Berner Jura, zwischen Delsberg und Münster, in einer Erweiterung oder einem Zirkus der Klus von Münster und am Fuss von 600-800 m hohen Bergen, die im Winter der Sonne nur um die Tagesmitte kurzen Zutritt zur Thalsohle gestatten. 6 km ssö. Delsberg. Station der Linie Biel-Delsberg-Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon. 10 Häuser, 193 reform. und kathol. Ew. deutscher Zunge. Dieser abgelegene, wilde Bergwinkel, der lange Zeit nicht besiedelt war, ist heute der Sitz der nach Gerlafingen grössten Eisenhüttenwerke der Schweiz. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterhielt die L. v. Roll'sche Giesserei in Gerlafingen einen Hochofen bei St. Joseph (am N.-Hang des Weissenstein), der aber der zu geringen Ausbeute von Eisenerzen und der fast völlig mangelnden Triebkraft wegen in die Nähe der reichen Erzlager von Delsberg nach Choindez verlegt wurde, wo die Birs einen beträchtlichen Fall bildet. 1843 begann
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der Betrieb des Hochofens in Choindez; bald genoss das ausgezeichnete Eisenerz von Delsberg eines grossen Rufes und wurde als sehr geschätztes Rohmaterial sowohl zur Herstellung von Schmiedeeisen als auch später zu der von Gusseisen verwendet. 1875 baute man den alten Hochofen neuen Bedürfnissen entsprechend um und begann, das zum Schmelzen bestimmte Erz mit Steinkohlen (Koks), statt wie bisher mit dem - nun zu teuer gewordenen - Holz zu mischen. Der früher jährlich zwischen 1000 und 1500 Tonnen schwankende Ertrag ist heute auf ungefähr 6000 Tonnen gestiegen. Das Hüttenwerk liefert gewisse Spezialartikel, wie z. B. gusseiserne Röhren aller Grössen, die in Hinsicht des ausgezeichneten Hüttenbetriebes zu den besten Erzeugnissen ihrer Art gehören. Nebenbei werden aus den Schlacken Backsteine und Zement hergestellt, deren Ruf ebenfalls ein gemachter ist. Das Werk vergrössert sich von Jahr zu Jahr, und bereits ist Choindez mit seinem jährlichen Güterverkehr von ca. 80000 Tonnen eine der wichtigsten Stationen der Jura Simplon Bahn. Choindez hat eine eigene (deutsche) Schule, einen Konsumverein, eigene Feuerwehr und Samariterposten; das aufblühende Dorf ist durchgehends elektrisch beleuchtet. Die Arbeiter und Beamten des Werkes wohnen zumeist in dem 2 km weiter n. gelegenen Courrendlin. Choindez vom deutschen Schwende, Schwändi (vom althochdeutschen swentan = machen, dass etwas schwindet); bezeichnet einen (meist durch Feuer) urbar gemachten Fleck Landes.