Chlorkalk
(Bleichkalk, Calciumhypochlorat, Calcaria chlorata, Calcium hyperchlorosum, Calcaria oxymuriatica); ein chemisches Präparat, welches in großen Mengen fabriziert und konsumiert wird; die Darstellung besteht darin, daß man Chlorgas zu flach ausgebreiteten, mit Wasser zu Pulver gelöschten gebrannten Kalk leitet und zwar so lange, bis letzterer kein Chlor mehr aufnimmt. Das Chlorgas (Chlor, Chlorine) ist ein gelbes, äußerst stechend riechendes, giftiges Gas, welches für diesen Zweck durch Erhitzen von Braunstem, Kochsalz und Schwefelsäure oder auch bloß aus Braunstein und Salzsäure dargestellt wird.
Über die Konstitution des Ch., d. h. die Gruppierung
der Atome der einzelnen Elemente desselben sind die Ansichten der neueren Chemiker geteilt, nach der ältern Anschauungsweise
ist der Chlorkalk
ein Gemenge von unterchlorigsaurem
Kalk mit
Chlorcalcium und mehr oder weniger freiem
Kalk.-
Der Ch. ist ein weißes, trocknes Pulver von eigentümlichem Gerüche, das in Wasser nur teilweise löslich ist; diese Lösung wirkt auf Pflanzenfarben stark bleichend. Man benutzt daher den Ch. zum Bleichen von Baumwolle, Leinen, Papierzeug etc.; ferner zur Bereitung von Chloroform und als Desinfektionsmittel. Der Handelswert des Ch. richtet sich nach der Menge von aktivem Chlor welche er enthält, d. h. derjenigen Menge von Chlor, welche beim Übergießen mit Säuren durch Zersetzung der unterchlorigen Säure frei wird.
Man ermittelt den Gehalt an aktiven Chlor mit Hilfe der Chlorimetrie. Guter Ch. enthält 33-36% aktives Chlor; doch gibt es im Handel Sorten, bei denen dieser Gehalt bis zu 20% und weniger herabsinkt. Die Versendung des Ch. geschieht in Fässern von stark ausgetrocknetem Holze. Derselbe muß an einem trocknen, aber kühlen und dunklen Orte aufbewahrt werden, da er aus der Luft leicht Feuchtigkeit und Kohlensäure anzieht, durch welche letztere er zersetzt wird; dies geschieht auch durch das Sonnenlicht, und wenn diese Zersetzung einmal begonnen, schreitet sie dann auch im Dunkeln weiter fort; es kann dann vorkommen, daß Explosionen des gewöhnlich in den Fässern stark eingestampften Ch.s eintreten. - Hauptproduzent vom Ch. ist England, in zweiter Linie erst Frankreich und Deutschland.
Der Ch. kostet jetzt pro 100 kg. 14-16
Mk. Eingeführt wurden im Jahre 1880 in den freien Verkehr des deutschen Reiches für 903000 Mk.
Chlorkalk
, ausgeführt nur für 86000 Mk. -
Dem Ch. analoge Verbindungen von bleichender Wirkung und besserer Haltbarkeit als Chlorkalk
wasser
werden hergestellt durch Einleiten von Chlorgas in Lösungen von
Pottasche oder
Soda. Die Flüssigkeiten enthalten dann
als bleichenden Bestandteil unterchlorigsaures
Kali resp. Natron und sind diejenigen Bleichwässer, die unter dem Namen Javellesche
Lauge
(Eau de Javelle, das Kalipräparat) und
Eau de Labarraque (das Natronpräparat) verkäuflich sind. Man stellt dieselben
auch unter Benutzung des Ch.s her, indem man den wässerigen Auszug daraus mit
Pottasche resp. Sodalösung mischt,
wobei der Kalkgehalt als unlöslicher kohlensaurer
Kalk ausgefällt wird. Man verwendet diese beiden Präparate mehr im kleinen,
als Fleckwasser, zu andern Bleichzwecken aber auch in Fällen, wo ein Kalkgehalt der Bleichflüssigkeit störend sein würde.
- Der Eingangszoll: S. Tarif im Anh. Nr. 5 e.