Chlopicki
(spr. -pitzki), Joseph, poln. General, geb. in Galizien aus einer unbemittelten ¶
mehr
adligen Familie, trat in die polnische Armee, zeichnete sich 1794 im Treffen bei Raclawice aus, ward bald darauf Adjutant des Generals Rymkiewicz und war 1797 einer der ersten, die zur Befreiung des Vaterlandes in die Dienste [* 3] der französischen Republik traten. Er kämpfte mit Auszeichnung 1799-1801 in Italien, [* 4] 1807 bei Eylau und Friedland, 1808-1811 in Spanien [* 5] und 1812 in Rußland bei Smolensk und an der Moßkwa. Da ihm aber die gehoffte Beförderung zum Divisionsgeneral nicht gewährt wurde, nahm er seinen Abschied und lebte in Paris. [* 6]
Als Kaiser Alexander I. die Wiederherstellung Polens versprach, kehrte Chlopicki
in sein Vaterland zurück und ward
zum Divisionsgeneral in der polnischen Armee ernannt, nahm indes, vom Großfürsten Konstantin bei einer Heerschau beleidigt,
seinen Abschied und lebte zurückgezogen bis zum Ausbruch der Revolution von 1830. Obgleich er die Hoffnungen auf ein Gelingen
der Erhebung nicht teilen konnte, trat er doch dem Administrationsrat als Oberbefehlshaber bei, übernahm 5. Dez. die
Diktatur bis zur Eröffnung des Reichstags, suchte fortwährend auf Versöhnung mit dem Kaiser, von dem er Zugeständnisse für
die Nation hoffte, hinzuwirken und legte nach Eröffnung des Reichstags (18. Dez.) jene Würde nieder, ward aber sofort wieder zum
Diktator gewählt und bemühte sich auch ferner um eine Verständigung mit Rußland. Dies und seine
Strenge bewogen den Patriotischen Verein, ihn zur Rechenschaft zu ziehen; daher legte Chlopicki
die Diktatur freiwillig
nieder, trat aber zum Erweis seines Patriotismus im Februar als Soldat in die Armee und focht mit Auszeichnung bei Grochow und
namentlich in dem auf sein Anraten unternommenen Angriff auf die russischen Korps unter Schachowski und
Geismar (25. Febr.), in welchem Gefecht er eine schwere Wunde erhielt, zu deren Heilung er nach Krakau
[* 7] ging. Chlopickis
Handlungsweise
erfuhr viel Tadel; man beschuldigte ihn der Lauheit, ja schrieb sogar den endlichen Fall Polens auf Rechnung seiner Unentschiedenheit.
Er hielt bei allem Patriotismus die Sache des Aufstandes von Anfang an für eine verlorne, zumal seitdem
ihn ein Brief des Kaisers Nikolaus überzeugte, daß an eine gütliche Vermittelung nicht zu denken sei. Seit der Unterdrückung
der polnischen Insurrektion lebte er zurückgezogen in Krakau und starb