Chiton
[* 1] (griech.), das Unterkleid der Griechen, auf dem bloßen Leib getragen und oft
als einziges Kleidungsstück dienend. Ein oblonges
Stück
Zeug wurde einfach so zusammengelegt, daß die eine geschlossene
Seite desselben die eine Seite des
Körpers deckte; unter ihrem obern Ende wurde durch eine Öffnung ein
Arm gesteckt; die
andre offene und nur zuweilen an ihrem untern Ende zusammengenähte Seite ward über der andern
Schulter
zusammengenestelt. Ein
Gurt um die
Hüften hielt den Chiton
zusammen und gestattete durch Hinaufziehen des
Stoffs, wodurch ein
»Bausch«
(Vertreter unsrer
Tasche) gebildet wurde, eine
Verkürzung desselben. Dieser bis zu den
Knieen reichende Chiton
(Fig.
1), welcher bei dorischen Männern u.
Frauen zu allen
Zeiten üblich war, wurde seit
Perikles auch in
Athen
[* 3] von Männern getragen,
wo bis dahin der längere Chiton
der asiatischen
Ionier im
Gebrauch gewesen war. Häufig wurden dem Chiton
auch kurze oder lange Ärmel
angefügt. Dem bis auf die
Füße reichenden Doppelchiton
[* 1]
(Fig. 2) fehlte auch das eine Armloch: es
wurde zu demselben ein beträchtlich längeres Zeugstück ganz wie der einfache Chiton
zusammengelegt, das obere Drittel
desselben aber zurückgeschlagen, so daß es auf
Brust und
Rücken beinahe bis zur halben Körperhöhe zurückfiel.
Während die beiden freien obern
Enden ganz wie beim einfachen Chiton
über der einen
Schulter zusammengesteckt
wurden, faßte eine
Agraffe über der andern
Schulter den obern
Rand des Gewandes von vorn und hinten und bot so eine Öffnung
für den andern
Arm. Die offene Seite des Doppelchitons
ließ also eine Seite des
Körpers sichtbar werden, wenn sie nicht,
was oft geschah, von den
Hüften (halb offener) oder von der Achselhöhle an (geschlossener Doppelchiton
)
zusammengenäht wurde.
Die meisten
Wandlungen, welche die griechische Frauenmode mit diesem Chiton
vornahm, bezogen sich auf jenen bald längern,
bald kürzern Überwurf, dessen offene Seitenränder oft über dem Oberarm durch
Agraffen so miteinander vereinigt wurden,
daß sie die Gestalt eines Ärmels erhielten, aber in Zwischenräumen den nackten
Arm sichtbar werden
ließen. Die
Stoffe des Chiton
waren meist wollene
Gewebe,
[* 4] die
Frauen bevorzugten auch
Linnen und
Byssus. Erst spät fanden seidene
Stoffe in
Griechenland
[* 5] Eingang. Im allgemeinen war für den Chiton
die weiße
Farbe die vorherrschende; doch
trugen ihn namentlich die
Frauen häufig auch dunkelfarbig und verzierten ihn mit Verbrämungen,
Streifen und
Stickereien.
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1.
Dorischer Chiton
(Relief).]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 2. Doppelchiton
(Statue in
Neapel).]
[* 6]