Chinawurzel
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s. Smilax.
Chinawurzel
116 Wörter, 853 Zeichen
Technologie, Gewerbe und Industrie — Waarenkunde — Droguen vegetabilischen Ursprungs
Chinawurzel,
s. Smilax.
L. (Stechwinde, Sarsaparille, Sassaparille), Gattung aus der Familie der Smilaceen, rebenartige, immergrüne Sträucher, selten niedrige Halbsträucher, meist mit starken, lang bewurzelten Knollstöcken, holzigen, hin- und hergebogenen, oft sehr langen und stark verzweigten, meist stachligen Stengeln, wechselständigen, zweizeiligen, gestielten, oft herz- und spontonförmigen Blättern, oft mit blattstielständigen Ranken, achselständigen Blütenköpfen oder Dolden, welche häufig zu Trauben oder Doldentrauben vereinigt sind, und ein- bis dreisamigen Beeren.
Etwa 187 Arten, meist im warmen Amerika. [* 3] S. aspera L., in Südeuropa, Nordafrika und im Orient, die einzige europäische Art, mit kantigem, stachligem Stengel, [* 4] spießförmigen, dornig gezahnten, lederartigen Blättern und kleinen, weißen, wohlriechenden, traubenständigen Blüten, klettert an Bäumen über 15 m hoch empor. Die Blüten wurden bei den alten Griechen zugleich mit Epheu zu Kränzen gebraucht, und die kugeligen, roten Früchte werden noch jetzt in Bouketts und als Haarschmuck benutzt; die Wurzel [* 5] vertritt zum Teil die Stelle der amerikanischen Sassaparille. S. China [* 6] L. (Chinastechwinde), in China, Japan und Kotschinchina, mit nicht windendem, stachligem Stengel, herzförmig-rundlichen, kurz zugespitzten Blättern und einfachen Blütendolden, liefert in dem knolligen Wurzelstock die sogen. Chinawurzel (Pockenwurzel).
Diese schmeckt indifferent, dann etwas kratzend, ist geruchlos und enthält besonders Smilacin. Sie kam 1525 durch Vinzenz Gilius von Tristan nach Europa, [* 7] wurde als Mittel gegen Lustseuche empfohlen und gelangte zu großer Berühmtheit wegen der guten Wirkungen, welche sie an dem von der Gicht geplagten Kaiser Karl V. übte. Gegenwärtig wird sie bei uns nur noch wenig benutzt; aber im Orient, besonders bei den Chinesen und Persern, steht sie noch immer in hohem Ansehen. Mehrere zum Teil noch nicht sicher festgestellte Arten, welche durch etwa 30 Breitengrade über das nördliche Südamerika [* 8] (wie es scheint, mit Ausnahme der Westküste) verbreitet sind, auch in Zentralamerika [* 9] und in den südlichen Küstenländern Mexikos wachsen, liefern die offizinelle Sassaparillewurzel (von Zarza oder Salsa, stachlige Schlingpflanze, und Parilla, dem Diminutivum von Parra, Rebe). Diese Pflanzen finden sich im ¶
dichtesten Walde tropischer Flußufer und Sümpfe, wo ihre stachligen, verworrenen Stengel an den Bäumen emporklettern. Die außerordentlich ungesunden Ausdünstungen der Sümpfe und die Beschaffenheit des Wurzelsystems erschweren das Sammeln der Drogue ungemein, so daß ihr hoher Preis begreiflich ist. Als Stammpflanzen der Sassaparille nennt man vorzüglich: S. medica Schlecht., an der Ostküste Mexikos, von welcher die Veracruz-Sassaparille abstammt;
S. officinalis Kth., im tropischen Amerika (Ufer des Magdalenenflusses, Vulkan Chiriqui), vielleicht dieselbe Spezies, welche seit langer Zeit in Jamaica kultiviert wird;
S. syphilitica H. B. Kth., am Cassiquiare, Orinoko und Rio Negro; [* 11]
S. papyracea Duh., in Französisch-Guayana und Brasilien; [* 12]
S. pseudosyphilitica Kth. (s. Tafel »Arzneipflanzen [* 13] I«), [* 14]
in Brasilien, etc. Die Wurzeln sind bis 2 m lang, 7-8 mm dick, gelbbraun bis dunkelbraun, längsfaltig und zeigen auf dem Querschnitt eine mächtig entwickelte, wie das zentrale Mark meist weiße, seltener blaßrötliche Rinde und einen gelblichen, Rinde und Mark voneinander trennenden, in letzteres bogig einspringenden Holzring.
Die Wurzel ist fast geruchlos, schmeckt zuerst schleimig, dann kratzend und enthält außer den gewöhnlichen Bestandteilen, unter denen sehr viel Stärkemehl, scharf kratzend schmeckendes, kristallisierbares Pariglin C15H26O5 , welches in Alkohol und heißem Wasser leicht löslich ist und dessen Lösung beim Schütteln stark schäumt; es scheint der Träger [* 15] der Wirkung der Wurzel zu sein. Man unterscheidet als Handelssorten mehlige, d. h. stärkemehlreiche, Sorten: Honduras, [* 16] Guatemala, [* 17] brasilische, und nicht mehlige: Jamaica, mexikanische und Guayaquil-Sassaparille. Die Wurzel kam 1545 durch die Spanier nach Europa und gelangte bald zu großem Ruf als Mittel gegen Syphilis. Man gibt sie in Abkochung mit andern Mitteln (Guajak, Senna) als Zittmannsches Dekokt; auch gegen veraltete Exantheme leistet sie oft gute Dienste. [* 18] Mehrere Arten, wie S. rotundifolia L., in Kanada und den Vereinigten Staaten, [* 19] S. Sassaparilla L., in Nordamerika, [* 20] südlich von New York, sind schöne Zierpflanzen.