Chimu
(spr. tschi-), Name eines Reichs und Volks im nördl. Teil des peruan. Küstenlandes, der heutigen Provinz Truxillo im Depart. Libertad. Das Volk redete eine besondere Sprache, die vielleicht Verwandtschaft mit den weiter südlich am Küstenlande gesprochenen Idiomen hatte, aber von dem Quechua der Inkaperuaner des Hochlands grundverschieden war (s. Yunka). Die Chimu waren gleich den andern Bewohnern der peruan. Küste weit vorgeschritten in Kunst und Gewerbe und bildeten ein mächtigem Gemeinwesen, das erst unter dem neunten Inka Pachacuti dem herrschenden Stamme von Cuzco tributpflichtig wurde.
Von der Hauptstadt dieses alten Reichs, welche gleichfalls den Namen Chimu trug, sind noch großartige Reste vorhanden. Eine 3-4 Meilen lange und 1 ½ Meilen breite Ebene ist dicht mit Ruinen übersät, eine Wildnis von Mauern, die große Räume einschließen, jeder wieder bedeckt mit einem Labyrinth von Behausungen, dazwischen runde Hügel, abgestumpfte, in Terrassen aufsteigende Pyramiden und Reste viereckiger Gebäude mit einem Gewirr von Kammern und Nischen. Die Pyramiden sind aus Rollkieseln erbaut, die mittels eines thonigen Mörtels zu einem festen Konglomerat vereinigt sind, die Gebäude aus Luftziegeln, die Wände mit Stuck überzogen, mit vorspringenden Arabesken, die teils an die Muster der Paläste von Mitla erinnern, teils die bekannte [* 1] Figur des Affen mit dem halbmondförmigen Helmzierrat wiedergeben, die auch auf den Vasen dieser Gegend so oft abgebildet ist. (S. Peruanische Altertümer.) Die Hügel sind zum Teil Grabhügel, und zwar Massengräber, in denen man die Leichname in sitzender Stellung zu Pyramiden übereinander geschichtet vorfand. Recht ansehnliche Funde an Gold- und Silbergeräten sind in den Ruinen gemacht worden, von denen aber das meiste in die Schmelztiegel gewandert ist. -
Vgl. Middendorf, Das Muchik oder die Chimusprache (Lpz. 1892).