Titel
Child
(spr. tscheild), 1) Sir Josiah, geb. 1630, ein engl. Kaufmann, welcher, nachdem er als armer Knabe begonnen, einen der Cityläden in London [* 2] rein zu fegen, sich durch seine Fähigkeiten zu großem Reichtum und ¶
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Ansehen emporschwang. Durch klug berechnete Einkäufe von Stammaktien der Ostindischen Kompanie erwarb er sich in kurzer Zeit
ein Einkommen von 20,000 Pfd. Sterl., wurde Mitglied des Komitees der Ostindischen Kompanie und brachte die wichtigsten Stellen
des Ostindiahauses in London sowie in den indischen Faktoreien in den Besitz seiner Verwandten und Günstlinge.
Anfangs zur Whigpartei gehörend, trat Child
später, nachdem er 1678 Baronet geworden, als Gouverneur der Ostindischen Kompanie
zu den Tories über.
Als unumschränkter Gebieter im Ostindiahaus herrschend, wußte er sich durch kluge Freigebigkeit in der Gunst des Hofes zu
behaupten und alle zu gewinnen, welche sich eines hervorragenden Einflusses erfreuten. Selbst Karl II.
und Jakob II. verschmähte es nicht, von ihm Geschenke anzunehmen. Erst nach der Vertreibung von Jakob II. und der Thronbesteigung
von Wilhelm III. mußte Child
, gegen den sich nunmehr eine heftige Agitation erhob, einem andern Gouverneur Platz machen, verstand
es aber auch jetzt noch, einen Teil seines frühern Einflusses zu behaupten und vermittelst wohlangewandter
100,000 Pfd. Sterl. für seine Kompanie den Freibrief von neuem bestätigen zu lassen. Erwähnung verdienen seine Schriften:
»Brief observations concerning trade and the interest of money« (Lond. 1668) und »A
new discourse of trade« (das. 1690).
2) Lydia Maria, geborne Francis, nordamerikan. Schriftstellerin, geb. zu
Madford in Massachusetts, seit 1828 verheiratet mit David Lee Child
(gest. 1874), starb zu Wayland in Massachusetts.
Schon früh der litterarischen Thätigkeit, besonders der pädagogischen Schriftstellerei, zugewandt, hat sie eine große
Reihe schätzenswerter Schriften zur Erziehung, Ausbildung und Veredelung des weiblichen Geschlechts veröffentlicht,
die große Verbreitung fanden.
Von ihren zahlreichen Erzählungen sind »Hobomok, an Indian story« (1824),
der Roman »Philothea« (1836),
»Looking toward sunset« (1864),
»Romance of the republic« (1867),
von ihren übrigen Schriften die »History of the condition of women« (1835) und besonders »The progress of religions ideas through successive ages« (neue Ausg. 1870, 3 Bde.) die bekanntesten. Auch für die Sache der Sklavenemanzipation war sie seit 1833 unermüdlich thätig, namentlich in dem »Appeal for that class of Americans called Africans« u. den »Letters from New York« (1843).
Vgl. »Letters of Lydia M. Child«
(Boston
[* 4] 1882,
mit Biographie von Whittier).