Der höchste Gipfel
(Los Frailecitos) erreicht eine
Höhe von 3000 m. Den Übergang zum östlichen
Tafelland vermitteln wohlbewaldete
Mittelgebirgslandschaften mit reichbewässerten
Thälern. Hier erheben sich isolierte Gebirgsgruppen, wie die Bufa de
Cosihuiriáchi
(2380 m), zu bedeutender
Höhe. Die östliche Hälfte desStaats wird von einer wellenförmigen
Hochebene
eingenommen, die weithin mit Mesquite
(Akazien) bedeckt ist, eine durchschnittliche
Höhe von 1200-1600 m hat, und an deren
tiefsten
Stellen salzige
Seen (wie die
Lagunen von
Patos,
Santa Maria und
Guzman) liegen, in welchen die in der
Sierra entspringenden
Flüsse
[* 4] sich verlieren.
An der
Plaza mayor erhebt sich die stattliche
Kathedrale, aus den
Erträgen der Silberminen von
Santa Eulalia erbaut. Bemerkenswert
sind ferner: das alte Regierungsgebäude, die
Münze, das
Hospital und das Jesuitenkollegium von
San Francisco
an der
Plaza de
Armas, die ein einfaches Denkmal der Insurgentenführer
Hidalgo, Allende und Ilmenes ziert. An Bildungsanstalten
verdienen Erwähnung eine
Rechtsschule und ein
Seminar. Eine großartige
Wasserleitung,
[* 17] von einem reichen Grubenbesitzer erbaut,
versorgt die Stadt mit Trinkwasser aus den benachbarten
Bergen.
[* 18] Zur Zeit ihres
Glanzes, als Chihuáhua Sitz des
Generalkapitäns der Provincias internos war, soll die Stadt 76,000 Einw. gehabt haben,
während jetzt ihre Zahl nur 18,000 beträgt. Chihuáhua ist Sitz eines deutschen
Konsuls.
1) Staat im NO. der Republik Mexiko, grenzt im N. und NO. an die Unionsstaaten Neumexiko und Texas, im O. und SO. an Coahuila,
im S. an Durango, im W. an Sinaloa und Sonora und hat 228946 qkm und (1892) 298073 E., d. i. 1 auf 1 qkm.
Der östl. Teil, die nördl. Fortsetzung der mexik. Hochebene, ist gegen 1400 m hoch und besteht aus
welligen Flächen, die mit Strauchwerk und Gras bedeckt, selten von Ketten bis 450 m überhöht, vielfach von Cañons durchfurcht
sind. Die merkwürdige Längsdepression, das Bolson de Mapimi, trennt Chihuáhua von Coahuila (s. d.); in diesen
Einöden halten sich hauptsächlich die räuberischen Apachen auf.
Nach W. hin entwickelt sich eine gutbewaldete Mittelgebirgslandschaft, die Vorstufe zu dem eigentlichen Gebirgsland von Chihuáhua, der
sog. Sierra Madre oder dem hier Sierra Tarahumare genannten 2500 m hohen westl. Gebirgszug des mexik.
Hochlandes. Chihuáhua ist reich an Flüssen, welche teils, wie der Rio Fuerte, Mayo und Yaqui, westwärts in den Kalifornischen Golf
abfließen, teils sich gegen NO. und O. wenden und hier, außer dem 560 km langen Rio Conchos, der den Rio Grande erreicht,
sich in Steppenseen verlieren.
Die Wasserscheide liegt nicht auf der Sierra Tarahumare, sondern vielfach östlich
derselben auf dem Hochland,
z. B. am Cerro Bufa (2380 m) westlich von ChihuáhuaIn demGebirge kommen starke Gegensätze von Sommerhitze und Winterkälte vor.
Sonst ist das Klima im allgemeinen mild und gesund, auf den Hochebenen durch Beständigkeit und Trockenheit ausgezeichnet,
die nur durch die Regenzeit im Juli und August unterbrochen wird. Man baut Mais, Weizen, Hülsenfrüchte
sowie alle ArtenGarten- und Baumfrüchte der gemäßigten Zone.
Auch der Anbau der Baumwolle ist im Süden mit Erfolg versucht, und bei El Paso am Rio Grande, der nördlichsten größern Stadt
von Mexiko, in 1140 m Höhe, giebt es Weingärten, die den vorzüglichen Pasowein liefern. Der Viehstand
ist sehr bedeutend, obgleich er unter den Räubereien der Indianer zu leiden hat. Sehr reich ist Chihuáhua an Gold, Silber, Eisen und
Zinn. Der Bergbau
[* 19] insbesondere auf Silber ist der Hauptzweig der Industrie. Von den ehemals vorhandenen 80, meist
am Ostfuß der Sierra Madre gelegenen Gruben sind jedoch jetzt die meisten verlassen, und nur die von Batopillillos, Jesus Maria,
El Parral und Sta. Eulalia sind noch bedeutend, nachdem jede bereits Millionen von Dollars
in Gold und Silber geliefert hat.
Von den Einwohnern C.s sind nur ein kleiner TeilWeiße; die Mehrzahl besteht aus seßhaften Indianern und
Mestizen, der Rest aus noch uncivilisierten Indianern. Die civilisierten Indianer C.s, die friedlichen Tarahumare oder Tarumare,
bewohnen einen Teil des Berglandes im W. der Hauptstadt, namentlich das Hochthal des Rio Papigochie. Die uncivilisierten Indianer
(besonders die Apachen und Comanchen) sind vorzügliche Reiter, schwärmen größtenteils rastlos umher
und leben von Jagd und Plünderung der Ansiedelungen. Chihuáhua ist jetzt durch eine Bahn aufgeschlossen, welche das Gebiet von S.
nach N. durchzieht und in El Paso del Norte an die VereinigtenStaaten-Bahnen anschließt.
Wichtige Städte sind, außer der Hauptstadt El Paso del Norte (s. Paso), Chivalito, Sta. Rosalia, Jimenez,
Concepcion (s. d.) und Cosihuiriachic. – 2) Hauptstadt am Flüßchen
Chihuáhua, in 1402 m Höhe, wurde 1691 gegründet und soll im 18. Jahrh., wo sie die
Residenz des Generalkapitäns der Provincias internas war und der Bergbau von Sta. Eulalia noch in Blüte
[* 20] stand, 70000 E. gehabt
haben, während sie jetzt (1893) nur 25000 zählt. Sie ist eine Gartenstadt, eine Oase in der Wüste,
mit Rosen und Orangenwäldern, regelmäßig gebaut, hat breite, reinliche Straßen, gute, geräumige Wohnhäuser,
[* 21] eine Münze,
einen schönen öffentlichen Platz nebst Fontäne, einen Aquädukt, sieben Kirchen und Klöster, ein ehemaliges Jesuitenkollegium
mit der unvollendet gebliebenen KircheSan Felipe, vor der ein einfaches Monument zum Andenken der hier
von den Spaniern erschossenen ersten Insurgentenchefs Hidalgo, Allende und Ilmenez steht. Die imposante, im Innern reich ausgeschmückte
Pfarrkirche, 1717‒89 erbaut, gehört zu den schönsten Kirchen Mexikos. Chihuáhua ist Sitz eines deutschen Konsuls.