Chihuáhua
(spr. dschi-), mexikan. Staat im nordöstlichen Teil der Republik (s. Karte »Mexiko«), [* 2]
grenzt südlich an Durango, östlich an Coahuila, nördlich an die Vereinigten Staaten, [* 3] westlich an Sinaloa und Sonora und umfaßt, nach Feststellung der Grenze gegen die Vereinigten Staaten (durch den Gadsden-Vertrag 1854), ein Areal von 228,946 qkm (4157,7 QM.). Der Westen des Landes ist gebirgig und erstreckt sich bis zum Gipfel des als Sierra Madre und Sierra Tarahumare bekannten Randgebirges des mexikanischen Tafellandes, welches im W. mit tief eingeschnittenen Schluchten (Barrancas) zu den heißen Ebenen von Sonora und Sinaloa abfällt.
Der höchste Gipfel (Los Frailecitos) erreicht eine Höhe von 3000 m. Den Übergang zum östlichen Tafelland vermitteln wohlbewaldete Mittelgebirgslandschaften mit reichbewässerten Thälern. Hier erheben sich isolierte Gebirgsgruppen, wie die Bufa de Cosihuiriáchi (2380 m), zu bedeutender Höhe. Die östliche Hälfte des Staats wird von einer wellenförmigen Hochebene eingenommen, die weithin mit Mesquite (Akazien) bedeckt ist, eine durchschnittliche Höhe von 1200-1600 m hat, und an deren tiefsten Stellen salzige Seen (wie die Lagunen von Patos, Santa Maria und Guzman) liegen, in welchen die in der Sierra entspringenden Flüsse [* 4] sich verlieren.
Von allen nach O. ihren
Lauf nehmenden
Flüssen erreicht nur ein einziger, der
Rio de
[* 5] los
Conchos, den
Rio Grande del Norte.
Im SO. geht die
Hochebene in die
Bolson de Mapimi genannte
Wüste über. Die nach W. zum Kalifornischen
Meerbusen fließenden
Flüsse (wie
Rio Fuerte,
Rio
Mayo und
Rio
Yaqui) gehören nur in ihrem Oberlauf dem
Staat an. Das
Klima
[* 6] von Chihuáhua
ist
im allgemeinen mild und gesund. Im
Gebirge kommen ziemlich auffallende
Kontraste (heiße
Sommer und strenge
Winter) vor; auf
den zwischen 1300 und 1600 m hoch liegenden
Ebenen des
Plateaus herrscht dagegen ein sehr angenehmes, beständiges
Wetter
[* 7] mit
klarem
Himmel
[* 8] und gemäßigter
Temperatur, das nur durch die
Regenzeit (Juli und
August) unterbrochen wird.
Die Zahl der Bewohner schätzte man
1882 auf 225,541. Der
Mehrzahl nach sind es seßhafte
Indianer
(Tarumares) und
Mestizen.
Sie bewohnen den südwestlichen Teil des
Staats, während der
Norden
[* 9] und die ausgedehnten Lianos des
Ostens noch meist
im
Besitz von umherschweifenden
Apatschen und Concho sind. Chihuáhua
eignet sich mehr zur
Viehzucht
[* 10] als zum
Ackerbau und besitzt zahlreiche
Herden von
Pferden,
Maultieren,
Rindern und
Schafen. Angebaut werden namentlich:
Mais, Waizen,
Gerste,
[* 11]
Baumwolle,
[* 12]
Anis,
Hülsenfrüchte
und auch
Wein. Außerordentlich ist der
Reichtum an
Silber. Außerdem sind auch
Gold,
[* 13]
Kupfer,
[* 14]
Blei
[* 15] und
Eisen
[* 16] gefunden worden. Berühmt waren früher namentlich die Silbergruben von
Santa Eulalia,
Jesus Maria,
Guadalupe y Calvo und
Parral,
deren
Bau in jüngerer Zeit teilweise von amerikanischen
Gesellschaften betrieben wird. Seit
Eröffnung der
Eisenbahn, welche
den
Staat von N. nach S. durchschneidet, fängt die Baumwollindustrie
an sich zu entwickeln. - Die Hauptstadt
Chihuáhua
, 1400 m ü. M., an einem Nebenfluß des
Rio de los
Contos reizend gelegen und von
Gärten umgeben, ist eine der schönsten
Städte
Mexikos.
An der
Plaza mayor erhebt sich die stattliche
Kathedrale, aus den
Erträgen der Silberminen von
Santa Eulalia erbaut. Bemerkenswert
sind ferner: das alte Regierungsgebäude, die
Münze, das
Hospital und das Jesuitenkollegium von
San Francisco
an der
Plaza de
Armas, die ein einfaches Denkmal der Insurgentenführer
Hidalgo, Allende und Ilmenes ziert. An Bildungsanstalten
verdienen Erwähnung eine
Rechtsschule und ein
Seminar. Eine großartige
Wasserleitung,
[* 17] von einem reichen Grubenbesitzer erbaut,
versorgt die Stadt mit Trinkwasser aus den benachbarten
Bergen.
[* 18] Zur Zeit ihres
Glanzes, als Chihuáhua
Sitz des
Generalkapitäns der Provincias internos war, soll die Stadt 76,000 Einw. gehabt haben,
während jetzt ihre Zahl nur 18,000 beträgt. Chihuáhua
ist Sitz eines deutschen
Konsuls.