Chiemsee,
der größte Landsee in Bayern, deshalb auch Bayrisches Meer genannt, liegt im südöstlichen Teil von Oberbayern, am Fuß der Alpen, westlich von Traunstein, ist 18,5 km lang, 11 km breit, hat 156 m Tiefe, einen Flächeninhalt von 192 qkm (3½ QM.) und liegt 503 m ü. M. Er wird von der Achen, Prien und Roth genährt und hat seinen Abfluß durch die Alz, die, später mit der von Traunstein kommenden Traun vereinigt, oberhalb Neuötting sich in den Inn ergießt. Das sumpfige Südgestade und viele nordwestlich in geringer Entfernung gelegene kleine Seen lassen aus einen ehemals viel größern Umfang schließen. Der Chiemsee ist von allen Seen der bewegtere und stürmischte, der häufig in der höchsten Aufregung braust. Im SO. und S. bilden die Gebirge einen schönen Hintergrund, namentlich die Gipfel des hochumwölkten Hochgern und Hochfellen treten bedeutend hervor; im übrigen sind die unmittelbaren Ufer des Sees flach und reizlos und enthalten nur dürftige Dörfer in öder Moorgegend. Desto anmutiger sind die drei Inseln des Sees, die im SW. am Eingang einer Bucht desselben liegen und eine prächtige Aussicht über die imposante Wasserfläche hinweg ins Gebirge bieten. Es sind: Herrenwörth (Herrenchiemsee), die größte (11 km im Umfang), mit schönen Waldungen, Jagden und einem prächtigen Schloß des Königs von Bayern; bis 1803 Sitz einer Benediktinerabtei (im 8. Jahrh. gegründet) und von 1215 bis 1805 eines Bistums; ferner Frauenwörth (Frauenchiemsee), nur 20 Minuten im Umfang haltend, mit einem 766 gestifteten, durch König Ludwig I. den Benediktinerinnen zurückgegebenen Kloster (Pensionat), einem von Sommergästen vielbesuchten Wirtshaus und einigen Fischerhütten. Das Portal der Klosterkirche gehört zu den ältesten Baudenkmälern bayrischer Kunst. Nahe dabei liegt noch die Krautinsel, welche die Gemüsegärten der Fraueninsel enthält. Die Eisenbahn von München nach Salzburg umschlingt das südliche Ufer des Sees, und ein Dampfschiff befährt ihn, daneben bleibt der aus einem gehöhlten Baumstamm hervorgegangene Einbaum noch immer das charakteristische Fahrzeug des Chiemsees. Der Fischreichtum des Sees gewährt den Bewohnern der Inseln und Ufer einen bedeutenden Nahrungszweig. Der Fischfang ist königlich und seit 1600 und 1768 durch eigne Fischordnungen geregelt.